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War Luther Antisemit? Prof. Thomas Kaufmann rezensiert das Buch von Dietz Bering.

8. Januar 2015, SZ

Wie wurde der Reformator zum geifernden Scheusal? Dietz Bering untersucht Martin Luthers Antisemitismus – macht den Fehler, die Judenfeindlichkeit des Reformators im Horizont einer deutsch-jüdischen Beziehungsgeschichte zu behandeln.


Doch zur Hauptfrage, die den Titel des Buches bildet: „War Luther Antisemit?“ Mit Bering bejahe ich sie. Gegen Bering aber insistiere ich darauf, dass sie mit dem präzisierenden Zusatz „vormodern“ zu versehen ist…
Dass Luther den religiösen Anspruch an konvertierende Juden, die „rechte Christen“ werden sollten, steigerte, unterschied ihn von einer katholisch-sakramentstheologischen Haltung, die ganz auf das Taufsakrament setzte. Im Unterschied zu Bering und auch manchen völkischen Interpreten, die durch die Fixierung auf den Wittenberger Reformator die Breite und Tiefe der Judenfeindschaft in den europäischen Gesellschaften der „Vormoderne“ übersehen, vermag ich nicht einzusehen, dass man allein Luther zum wichtigsten Referenzpunkt des Judenhasses macht.  Zur vollständigen Rezension.

Luther und die Juden – Beitrag der VELKD

Luthers Schriften über die Juden sind ein belastendes Erbe der Reformation. Noch heute geben die widerwärtigen Entgleisungen Luthers Anlass sich rechtfertigen zu wollen. Anlässlich der Lutherdekade ist es sinnvoll sich auch mit diesem unangenehmen Thema zu beschäftigen. Die VELKD hat daher Professor Weymann gebeten einen Beitrag zu verfassen. Entstanden ist die äußerst gelungene Schrift „Luthers Schriften über die Juden – Theologische und politische Herausforderungen“.

Die kurze Schrift gibt einen guten Überblick zu den verschiedenen Äußerungen, die Luther zu den Juden getroffen hat. Auch die Reaktionen seiner Mitreformatoren werden in den Blick genommen. Schon hier zeigt sich das Luthers krasse Verfehlungen zum Glück nicht ohne Widerspruch blieben.

Auf der dogmatischen Ebene zeigt Weymann klar die Widersprüche zwischen Luthers Forderungen zum Umgang mit den Juden und der zwei Regimente Lehre. Vor allem die schlimmsten Empfehlungen Luthers nach Enteignung, Lehrverbote, Zwangsarbeit und Ausweisung lassen sich nicht mit der Grundüberzeugung, das der Staat kein Zwang auf die Religion ausüben darf vereinen. Somit lässt sich „Luther gegen Luther anführen“.

Abschließend gelingt es Weymann trotz der schweren Belastung Perspektiven für einen christlich jüdischen Dialog zu gewinnen.