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Die Macht des Geldes und der Zahl (Wie man der Kirche die Qualität austreibt). Von Pfr. Manfred Günther.

hier: 08/2015

Die Macht des Geldes und der Zahl
(Wie man der Kirche die Qualität austreibt)
Wir schauen heute ganz nach innen,
um dort Erkenntnis zu gewinnen,
was unsre Kirche in der Welt
in ihrem Kern zusammenhält.

Ein erster Blick gilt den Finanzen,
sie sind das Zentrum ja des Ganzen
und ohne sie, da geht es nicht
(ein Fakt, dem niemand widerspricht?)

und doch, schon kommen uns auch Fragen:
Kann denn ein Christ ganz ernsthaft sagen,
die Kirche litte Todesnot,
wenn sie der Steuerschwund bedroht?

Mit andern Worten, hängt ihr Leben
an dem, was ihre Glieder geben
und tun sie’s nicht, dann ist es aus?
Ist Geld der Grundstein ihres Baus

und nicht der Herr, der sie gegründet?
Was schreckt uns denn, mit ihm verbündet,
auf seinem Weg, in seiner Spur?
Wär’ unser Halt die Steuer nur

und Geld die einzige der Gaben,
die Jesu Leute reichlich haben,
sie setzten besser sich zur Ruh’
und schlössen ihre Kirchen zu.

Das vollständige Opus: vgl. Meiner Kirche ins Stammbuch IV

Dem Kirchenpräsidenten auf den Weg. Eine Bitte, die (Land-) Gemeinden nicht zu vergessen! Ein Gedicht von Pfr. Manfred Günther.

05/2015, aus dem Jahr 2009 (eingereicht als Kommentar zu den Kommentaren des Wormser Wortes, mit freundlicher Genehmigung des Autors hier übernommen)

Nun kommt nach langen dunklen Jahren,
da Kirchenäcker steinig waren,
ja hoffentlich ein neuer Tag
mit wieder geistlichem Ertrag!

Auch hoffe ich, dass Theologen,
was die Strukturreform verbogen,
bald wieder richten – aus dem Wort! –
(soweit das möglich ist!) vor Ort

und tätig dort, wo Christen wohnen.
Die Zukunft möge uns verschonen
vor unsrer Leitung starkem Drang,
durch den sie viele Jahre lang

die Kirchenbasis (die Gemeinden!),
als zähle sie zu ihren Feinden,
beschädigt und entmachtet hat.
Man spürt’s vielleicht nicht in der Stadt,

wo einige gemeinsam tragen.
Doch für das Land ist klar zu sagen:
Die Dörfer buchen nur Verlust!
Mit Recht verbreitet sich der Frust

bei den KVs und Synodalen
(man spürt’s jetzt bei den Kirchenwahlen!),
bei Pfarrern auch und noch viel mehr!
Längst fühlt man sich im Dienstverkehr

als Pfarrer ländlich kleiner Orte
ja wie ein Mensch von zweiter Sorte,
mit dem man lieber gar nicht spricht.
Wovor er warnt, das hört man nicht,

zum Beispiel: nicht zu übereilen
die Dorfgemeinden aufzuteilen …
Man teilt sie dann besonders gern,
doch bleibt danach den Folgen fern,

die meist in kurzer Frist sich zeigen:
Wenn Kirchengliederzahlen steigen,
für die ein Pfarrer eingesetzt,
wird nicht nur Tradition verletzt,

nein, auch die Mitarbeiter fliehen,
beginnen sich zurückzuziehen:
Gemeindearbeit ist bedroht
und bald ist die Gemeinde tot,

die einst lebendig war und rege.
Vor allem führ’n dann keine Wege
zurück zur Kirche früh’rer Zeit.
Hier wird aus falscher Sparsamkeit

das Pfund, das wir zum Wuchern haben,
für immer tief im Sand vergraben
und niemand holt es mehr herauf!
Nimmt das so weiter seinen Lauf,

dann ist das Land bald abzuschreiben.
Doch hoffe ich, so wird’s nicht bleiben.
Wir brauchen einen neuen Plan!
Das Land ist Land und nicht urban

und anders, was dort Christen wollen:
Nicht „halbe“ Pfarrer, nein, den „vollen“,
der reichlich Zeit, dazu das Geld
für einen guten Dienst erhält,

um statt zu sparen und zu straffen
selbst dort bald wieder Frucht zu schaffen,
wo heut’ die Felder leer und kahl.
Dafür – als erstes Initial –

wär’s gut, sich „oben“ zu bequemen,
Gemeinden wieder wahrzunehmen,
die dörflich, ländlich strukturiert.
Wer richtig hinschaut, der verliert

das liebgeword’ne falsche Denken:
Man könne sich die Mühe schenken,
in der Provinz sei eh nichts los!
Zwar sind Gemeinden hier nicht groß,

doch sehr aktiv – wenn wir sie lassen,
nicht teilen, bis die Zahlen passen,
streng nach Gesetz und darum schlecht!
Denn das Gesetz ist ungerecht

und fragt nach Quantität und Masse
und nicht nach Kirchlichkeit und Klasse! –
Nun glaub’ ich, dass der Präsident
aus eigener Erfahrung kennt,

was hier (nur ziemlich grob) beschrieben.
Doch ist’s ihm auch im Sinn geblieben
nach seinem Umzug in die Stadt?
Wer Kirchenleute um sich hat,

die nie im Dienst des Lands gestanden,
dem kommt vielleicht ganz schnell abhanden,
was früh’r ihm selbstverständlich war.
Denn eines ist doch wohl ganz klar:

Die meisten aus der Kirchenleitung
erleben Kirche in der Zeitung
und selten als Gemeindeglied.
Doch wer mit fremden Augen sieht,

wird kaum im Herzen auch empfinden,
wie stark Gemeindebande binden
und was man einem Menschen nimmt,
wenn man von oben her bestimmt,

die Kirchenheimat ihm zu teilen.
Was erst halbiert, wird nicht mehr heilen
(wir sehen’s doch schon hier und dort!). –
Jetzt noch, Herr Präsident, ein Wort

zur Rolle Ihrer Fachberater:
Da geht’s, so nenn’ ich’s, um „Theater“
bei Kirchentag und Groß-Events
(das Feld des Medienreferents!):

Man lässt die Kirche bunt erstrahlen
und freut sich an den großen Zahlen.
Die Menschen sind auch gerne da,
die Schau entlockt manch „Oh!“ und „Ah!“

Doch andre gingen unterdessen
bei dieser Arbeit ganz vergessen:
Die nämlich sind an ihrem Ort
und können dort auch gar nicht fort

und zum Event ist’s weit zu fahren! –
Wer wird es ihnen offenbaren,
wo unsrer Kirche Mehrheit wohnt
und dass sich jeder Einsatz lohnt,

auch ihre Mitgliedschaft zu pflegen!
Auch Land-Arbeit bringt reichen Segen,
weil hier ein tiefer Glaube lebt! –
Ein andrer „Stabsbereich“ erstrebt

die Mehrung kirchlicher Finanzen:
Gibt’s wohl Ertrag, Verlust im Ganzen
und ob die Kirchensteuer reicht?
Es fehlt die Sicht, die auch vergleicht:

Was bringen geistlich diese Kosten?
Nützt der Gemeinde dieser Posten?
Es zählt die Zahl nur unterm Strich.
Man denkt und handelt wirtschaftlich:

So mancher Dienst gilt als verloren,
die Zeit dafür als „Sparfaktoren“!
Denn anders kann man’s gar nicht seh’n,
weil, wenn wir in die Praxis geh’n,

erkennt man schnell (was nicht verwundert!),
ein Pfarrer nur für Siebzehnhundert –
da bleibt für anderes nichts mehr:
Besuch, Beratung leiden sehr,

genau wie Kinder-, Jugendkreise.
Wer plant noch die Gemeindereise,
wie’s vielerorts doch üblich war?
So manches, was man übers Jahr

in früh’ren Zeiten angeboten,
zählt heute zu den arg bedrohten
und oft schon eingestellten Dingen.
Fast denkt man selbst, dass sie nichts „bringen“:

Bei Überlastung zu beschwerlich!
„Nur“ fröhlich, darum wohl entbehrlich.
So also wirft man manches hin. –
Was aber bleibt dann als Gewinn?

Macht uns der Blick in volle Kassen
allein schon sicher und gelassen,
wir hätten unsern Dienst getan?
Ist’s Überhebung nicht und Wahn

und eitles, äußerliches Denken,
die Kirche sei durch Geld zu lenken,
beziehungsweise Sparsamkeit?
Wann endlich, es ist höchste Zeit,

setzt einer neue, gute Ziele:
Der Sparfaktoren gibt es viele,
doch niemals steh’n sie obenan!
Was Kirche wirklich gründen kann

steht ein für allemal geschrieben:
Die Menschen, grad die Schwachen lieben
und ihnen wirklich nahe sein!
Gemeinde, ist sie noch so klein,

braucht ihren Pfarrer, er ist wichtig!
Hier abzubauen ist nicht richtig
und rächt sich schneller als man glaubt.
Wer Menschen Hirt und Heimat raubt

zerstreut des großen Hirten Herde! –
Wie wünsch’ ich, dass es anders werde:
In Stadt und Land, an jedem Ort
zuallererst nach SEINEM Wort!

Manfred Günther

Manfred Günther, manchem besser bekannt als Pfarrer Schein, dem Autor mehrerer Gedichtbände.

Beschränkung

Beschränkung

Ein Christ befährt die Autobahn
und achtet streng auf „Tempo Hundert“.
Genauso haltens momentan
die andern auch. (Was nicht verwundert:

Es fließt recht zäh der Kraftverkehr;
die Urlaubszeit ist angebrochen
und über hundert geht nicht mehr;
bei Stauung gar wird nur gekrochen!)

Der Christ gleichwohl, er denkt bei sich,
dass er bewusst vernünftig bliebe:
"Der Umwelt wegen brems ich mich,
der Schöpfung und dem Wald zuliebe!"

Es kommt ein Kreuz; der Mann biegt ab
und ist auf einer Nebenstrecke.
Hier ist der Kraftverkehr auf Trab!
Der Christ - mit hundert - wird zur Schnecke.

Doch wäre hier - vom Zwang befreit,
sich schöpfungsschonend zu entfalten -
die wirkliche Gelegenheit,
des Motors Kraft zurückzuhalten!

Doch unser Christ beschleunigt schon
und braust mit hundertachtzig Sachen
der eigenen Vernunft davon!
Was solls? Wenns hier doch alle machen!

Manfred Günther

„Was so ein braver Pfarrersmann im Vogelsberg erleben kann“

Aus dem ersten Band der Gedichte von Pfr. Schein:
"Was so ein braver Pfarrersmann im Vogelsberg erleben kann"

1. Folge

Auf Kirchenblättchens letzten Seiten 
plan ich, euch künftig auszubreiten, 
was so ein braver Pfarrersmann 
im Vogelsberg erleben kann.

Die Hauptperson heißt Gottlieb Schein, 
hat Frau und auch drei Kinderlein, 
sein Pfarrort ist euch unbekannt; 
ich hab ihn Eichendorf genannt.

Er wird auf eurer Karte fehlen, 
denn er und seine Tausend Seelen 
sind ja von mir erfunden nur, 
nebst Pfarrer Schein, der Hauptfigur.

Jedoch die Worte, die ich wähle,
was ich von Eichendorf erzähle, 
das könnte wohl auch hier geschehn, 
(wie ich das meine, sollt ihr sehn!)

Weitere Poeme von Pfarrer Schein.