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Streit um den Kanon stört den Fakultätsfrieden der Humboldtuniversität

TAZ 23.4.2015

An der Berliner Humboldtuniversität vertritt Professor Notger Slenczka die Auffassung, das alte Testament sei dogmatisch zweitrangig. Der hebräische Teil der Bibel soll kein Wort Gottes mehr sein, sondern nur noch helfen Jesus zu verstehen.

Der schwelende Streit nimmt in der Wortgewaltigkeit zu. Der Fakultätsfrieden ist gestört.

Der Streit offenbart vor allem eines. Immer noch fehlt es in der Kirche an einem praktisch verständlichen Umgang mit dem hebräischen Teil des Kanons. Psalmen werden in den Gesangbüchern zerstückelt, die Perikopenreihe ist mit nur einem fünftel der Bibel gefüllt. Große Erzählungen sind nur noch spannende Kindergeschichten. Wer den hebräischen Kanon so behandelt, muss sich nicht wundern, wenn jemand die implizite Praxis ausspricht.

Zum erstem Weltkrieg: Die Kirche war auch nicht schlauer als der Rest der Gesellschaft

1914 trug eine Welle der Euphorie den Beginn eines sinnlosen Massenmordens. Auch die Kirche beteiligte sich an dem Anheizen der Kriegsstimmung. Christoph Markschies befasst sich mit den Gründen, warum die evangelische Kirche für den Krieg willig instrumentalisieren ließ. „Die evangelische Kirche verfügte ja nicht über bessere politische Diagnosemöglichkeiten als jeder andere Zeitgenosse auch. Und sie war so blind, wie es die gesamte Bevölkerung war.“, versucht er die Rolle der Kirche aus ihrer Zeit heraus zu betrachten. Untersucht werden muss daher auch vermehrt die Rolle der Kriegstreiber in der Kirche.

Aber wenn die Kirche sich nicht von der Gesellschaft in ihrer Erkenntnismöglichkeit unterscheidet, kann sie das moralische Wächteramt, das sie sich so gerne zuschreibt erfüllen.

Es erklärt aber gut, warum sich die EKD zu einer diffusen Bejahung des Afghanistankrieges herablässt. Wenn es außerhalb der Linkspartei keinen Politiker mehr gibt, der den Krieg ablehnt. Warum sollte es dann die Kirche?

Lesen Sie dazu auch unsere Kommentare zur Stellungnahmen der Ethikkammer zum Afghanistankrieg.

 

Zur Stellungnahme der Kammer für Öffentliche Verantwortung zum Militäreinsatz in Afghanistan

 

EKD: Nun doch einiges gut in Afghanistan