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Jüdischer Fundamentalismus von Prof. em. Micha Brumlik

07/2015; Junge Kirche 2/2015, von Micha Brumlik

emer. Professor am Fachbereich Erziehungswissenschaften
an der Universität Frankfurt am Main

„“Die Väter des Fundamentalismus

Wer waren und sind diese Fundamentalisten? Die stärkste gegenwärtig aktive Persönlichkeit ist der 1972 in Haifa geborene Naftali Bennett, Vorsitzender der mit beinahe sieben Prozent in der Knesseth vertretenen Partei „Jüdisches Heim“ (Ha Bajit hajehudi), der detaillierte Pläne zur Annexion von Teilen der West Bank vorgelegt hat und vor seiner politischen Karriere ein überaus erfolgreicher, im persönlichen Auftreten höchst moderner, überdurchschnittlich reicher „Start Up“- Unternehmer war. Er steht in der Tradition dreier Männer:
• Zunächst der 1935 geborene Rabbiner Moshe Levinger,…“

Résumée:

„Ob die israelische Demokratie, ihr Institutionengeflecht und ihre überwiegende laizistische, zionistische Mehrheit die Kraft besitzen wird, den Rücksturz in den Fundamentalismus aufzuhalten und damit den säkularen Zionismus zu retten, ist glücklicherweise noch immer nicht entschieden – wenngleich sich die Waage zugunsten der Siedler gesenkt hat. Zu stark vermischen sich auf Seiten der demokratischen, nicht fundamentalistischen Rechten sicherheitspolitische und ideologische Interessen, zu weit ist die säkulare Rechte dem religiösen Fundamentalismus schon entgegengekommen.“

 

Die Vorgänge in Israel-Palästina in der deutschsprachigen Presse.

bearbeitet von Heinz Sigmund.

Religionskrieg in und um Jerusalem?

Der brutale Anschlag auf Beter in einer West-Jerusalemer Synagoge, die gewalttätigen Auseinandersetzungen auf und um den Tempelberg haben eine neue Diskussion über die religiöse Dimension des Nahost-Konflikts ausgelöst.
Der Schriftsteller Yali Sobol schildert in der NZZ eindrücklich wie sich die neue Gewaltwelle auf das Lebensgefühl auch regierungskritischer Israelis auswirkt.

Der bekannte Historiker Tom Segev („Es war einmal ein Palästina“, „Elvis in Jerusalem“ u. v.a.) kommentiert in einem Interview mit dem „Deutschlandfunk“ die Pläne der Noch-Regierung Netanjahus, den jüdischen Charakter Israels mit Beschränkung der Rechte der arabischen Minderheit fortzuschreiben.

In einem weiteren Interview mit Avi Primor, dem ehemaligen israelischen Botschafter in Deutschland, das auf DEUTSCHLANDRADIO zu lesen ist, äußert sich Primor ausführlich zur Frage nach der Bedeutung der Religion in den jüngsten Konflikten.

Die Meinungsbildung hierzulande über die Vorgänge in Israel, Westjordanland und Gaza sind häufig ideologiebelastet. Authentische Berichte gibt es freilich, sind aber in der Flut der Informationen nicht so leicht zu finden. Eine interessante ausführliche Reportage findet sich jetzt in „Cicero“ anlässlich einer Pressereise für eine international besetzte Journalistengruppe.

Ein kleines, aber wichtiges Hoffnungszeichen auch für die verfahrene Situation im Nahen Osten setzt die Aktion „Ferien vom Krieg“, die seit Jahren vom Komitee für Menschenrechte und Grundrechte organisiert wird. Micha Brumlik würdigt in der TAZ mit weihnachtlichen Gedanken diese beispielhafte Initiative.

 

Zwei Monate nach dem Gaza-Krieg

Die Geberkonferenz in Kairo hat 4,3 Milliarden US-Dollar Wiederaufbauhilfe für den Gaza-Streifen beschlossen. In den Kommentaren überwiegt die Skepsis sowohl im Blick auf die Wiederaufnahme des „Friedensprozesses“, der diesen Namen schon lange nicht mehr verdient, als auch über die künftige politische Verteilung der Macht zwischen Hamas und Fatah……
Die antisemitische Hetze im Zusammenhang der Gaza-Solidaritäts-Demonstrationen hat zu einer neuen Kontroverse über das Ausmaß des Antisemitismus in Deutschland (und Europa) geführt und über die häufig verschwimmende Unterscheidung zwischen „Israelkritik“ und Antisemitismus. Zwei Beiträge in „Zeitzeichen“ beschäftigen sich mit zwei unterschiedlichen Aspekten:
Micha Brumlik reflektiert die innerjüdische Perspektive mit grundlegenden religionshistorischen Überlegungen und zeigt den Zusammenhang von zionistischen und weltbürgerlichen Ansätzen jüdischen Selbstverständnisses auf. Damit begründet er u.a. auch jüdische Israelkritik, die in den aktuellen Auseinandersetzungen freilich immer wieder zu antisemitischem Israel-Bashing missbraucht wird.

Andreas Gorzewski stellt im selben Heft die Besonderheit muslimischer Judenfeindschaft dar, die sich kaum aus dem Koran begründen lässt, sondern als „islamisierter“ Antisemitismus Klischees christlicher und rassistischer (Protokolle der Weisen von Zion) Judenfeindschaft übernommen hat. Gleichwohl täte auf Seiten der muslimischen Verbände eine Auseinandersetzung mit diesen (und anderen) radikalen Ansätzen Not, wenngleich nicht übersehen werden darf, dass der islamisierte Antisemitismus als Entlastung für den traditionellen Antisemitismus hierzulande funktionalisiert wird- (H.S.)