Schlagwort-Archive: Naher Osten

Israel: Streit über Antisemitismus. Leserbrief in der SZ.

15. Mai 2017

Wenn eine Tagung zum israelisch-palästinensischen Konflikt abgesagt wird, wie jüngst in Tutzing geschehen, dann oft wegen Antisemitismus-Vorwürfen. Leser kritisieren das. Diskussionen über Israels Politik dürften nicht unmöglich gemacht werden.
Als antisemitisch gilt inzwischen, was irgendjemand als antisemitisch empfinden könnte; ein Verdacht ist also fast immer zu konstruieren und kaum je schlüssig zu widerlegen, da der enttarnte „Antisemit“ sich seines Antisemitismus ja gar nicht bewusst sein muss. „Antisemitismusforscher“ leisten dem Vorschub mit imponierend klingenden Begriffsimitationen wie „Israelisierung der antisemitischen Semantik“. Entschiedene Kritik an der völkerrechtswidrigen Besatzungspolitik Israels wird so unterbunden oder delegitimiert.

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Israel: Eine letzte Chance. Von Reiner Bernstein.

27. April 2017, SZ

Von Reiner Bernstein, Gründungsmitglied des „Deutsch-Israelischen Arbeitskreises für Frieden im Nahen Osten“.
Es verwundert nicht, dass in der palästinensischen Bevölkerung der Teilungsplan der Vereinten Nationen vom 29. November 1947 in den Vordergrund rückt, der dem künftigen Staat Israel 56 Prozent der Landfläche mit einer arabischen Bevölkerung von weit mehr als 40 Prozent, dem Staat Palästina 43 Prozent mit einem jüdischen Bevölkerungsanteil von zehn Prozent zusprach und mit einer UN-Treuhandschaft für Jerusalem und Bethlehem. Heute würde ein Staat Palästina einschließlich Ost-Jerusalem lediglich 28 Prozent ausmachen… Mehr dazu.

Buchbesprechung: Edlinger, Fritz (Hg.): Der Nahe Osten brennt. Zwischen syrischem Bürgerkrieg und Weltkrieg.

12/2016

Als im Frühjahr 2011 die Ausläufer des sogenannten Arabischen Frühlings Syrien erreichten, war die Katastrophe, die sich daraus entwickelte, nicht absehbar. Heute steht der ganze Nahe Osten in Flammen…

Obwohl es vor allem um Syrien und die umliegenden Länder geht, werden auch die weltweiten Zusammenhänge in die Beschreibung einbezogen. Etwa das absurde Paradigma des «Kampfes der Kulturen» von Samuel Huntington, das hier als Self fullfilling prophecy offensichtlich in praktische Politik umgesetzt worden ist, dass konfessionalisierte Politik sich nicht mehr regional begrenzen lässt, sondern als transnationales Phänomen ausbreitet. Mit verschiedenen Perspektiven und Disziplinen gibt der Band neue Einblicke und Durchblicke, wo diese in den täglichen Medien meist fehlen. Ein im Buch zitierter Gedanke, nämlich der Satz von Sir Peter Ustinovs, «Terror ist der Krieg der Armen, Krieg ist der Terror der Reichen», dürfte wohl auch Laien beim Weiterdenken helfen. Ich frage mich, ob dieser Gedanke nicht auch die heutige und morgige Flüchtlingssituation ein Ergebnis des Krieges der Armen und des Terrors der Reichen ist – was wir in unseren Alltagsdiskussionen tunlichst verdrängen.

Edlinger, Fritz (Hg.): Der Nahe Osten brennt. Zwischen syrischem Bürgerkrieg und Weltkrieg. Promedia Verlag, Wien 2016, 246 Seiten

Eklat in Isreal nach Vergleich Israel mit Nazideutschland durch Israel Defence Forces (IDF) deputy chief of staff, Maj Gen Yair Golan

Israeli military chief backtracks from 1930s Germany comparison
IDF deputy chief says he did not intend to compare Israel to Nazi Germany in Holocaust memorial day speech citing ‘nauseating trends’

05.05.16, The guardian

The deputy head of the Israeli military has been forced to backtrack after appearing to compare some attitudes in present-day Israel to “nauseating trends” in 1930s Germany…

Golan told an audience including a government minister and survivors of the Holocaust: “The Holocaust must lead us to think about our public lives, and even more than that, it must guide anyone who has the ability, not only those who wish to bear public responsibility….

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Früher und deutlicher hatte sich der Holocaustüberlebende Erich Fried zum Thema geäußert:

Erich Fried: Höre israel

„…Ein Teil der hier vereinten Gedichte, 1974 erstmals erschienen, thematisiert die Parallelen zwischen der Holocaust der Juden und der Vertreibung der Palästinenser seit der Nakba. «Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt», dieses Fried-Zitat auf der ehemaligen Berliner Mauer, begründet sein Engagement. …“ Mehr dazu.

Wie die „Willkommenskultur“ finanziert werden kann. Von Oskar Lafontaine

11/2015, Oskar Lafontaine in: Evangelische Aspekte


Wir dürfen nicht vergessen, dass es eine humanitäre Katastrophe ist, wenn 60 Millionen Menschen gezwungen werden, ihre Heimat zu verlassen, viele bei der Flucht sterben und Familien auseinandergerissen werden. Deshalb müssen vor allem die Ursachen der Flucht in den Blick genommen werden. Die Menschen fliehen vor Krieg und Vertreibung, Hunger und Elend. Waffenexporte und Interventionskriege sind mit verantwortlich für die Flüchtlingsbewegungen und müssen daher umgehend beendet werden.

Im ersten Halbjahr 2015 hat die Bundesrepublik die Waffenexporte in den Nahen Osten noch einmal gesteigert. Eine Schande! Dass die US-Regierung erklärt, die Aufnahme der Flüchtlinge sei ein Problem der Europäer, ist blanker Zynismus. Die USA haben den Nahen Osten in Brand gesetzt, vor allem in Afghanistan, im Irak und in Syrien. Die Bundesregierung muss den Mut haben, von der US-Regierung Milliarden-Beträge zu fordern, um die Integration der Flüchtlinge mitzufinanzieren. Zudem sind die USA verpflichtet, ähnlich viele Flüchtlinge aufzunehmen wie Europa.

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Israel – Palästina: Zwischen Hoffnung, Illusion und Komplexität

11/2015

„Wir brauchen eine Querschnittssolidarität“. Dieser Satz des Nahost-Referenten des Berliner Missionswerks, Jens Nieper, prägte die Tagung der Evangelisch-reformierten Kirche zum Frieden im Nahen und Mittleren Osten. Zweieinhalb Tage lang setzten sich 30 Mitglieder aus den Ausschüssen Theologie, Juden und Christen sowie Partnerschaft und Mission intensiv mit der Frage auseinander „Was fördert den Frieden im Nahen und Mittleren Osten“.

 

Zum Bericht der Tagung.

Abbas kündigt Osloer Nahost-Friedensprozess auf.

30. September 2015, SZ

„…
Die Osloer Verträge galten als Meilenstein im Nahost-Friedensprozess. Am 13. September 1993 unterzeichneten Israel und die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO in Washington eine Prinzipienerklärung. Es wurde vereinbart, eine palästinensische Selbstverwaltung zu bilden, die in Wirtschafts- und Sicherheitsfragen mit Israel kooperiert. Die PLO verpflichtete sich im Gegenzug, aus ihrer Charta alle Passagen zu streichen, die die Vernichtung Israels als Ziel enthielten. Beide Seiten erkannten sich damit erstmals offiziell an. Der erwartete Durchbruch zu einer Friedensregelung durch den „Oslo-Prozess“ blieb jedoch aus…“. Zum Artikel.

Jüdischer Fundamentalismus von Prof. em. Micha Brumlik

07/2015; Junge Kirche 2/2015, von Micha Brumlik

emer. Professor am Fachbereich Erziehungswissenschaften
an der Universität Frankfurt am Main

„“Die Väter des Fundamentalismus

Wer waren und sind diese Fundamentalisten? Die stärkste gegenwärtig aktive Persönlichkeit ist der 1972 in Haifa geborene Naftali Bennett, Vorsitzender der mit beinahe sieben Prozent in der Knesseth vertretenen Partei „Jüdisches Heim“ (Ha Bajit hajehudi), der detaillierte Pläne zur Annexion von Teilen der West Bank vorgelegt hat und vor seiner politischen Karriere ein überaus erfolgreicher, im persönlichen Auftreten höchst moderner, überdurchschnittlich reicher „Start Up“- Unternehmer war. Er steht in der Tradition dreier Männer:
• Zunächst der 1935 geborene Rabbiner Moshe Levinger,…“

Résumée:

„Ob die israelische Demokratie, ihr Institutionengeflecht und ihre überwiegende laizistische, zionistische Mehrheit die Kraft besitzen wird, den Rücksturz in den Fundamentalismus aufzuhalten und damit den säkularen Zionismus zu retten, ist glücklicherweise noch immer nicht entschieden – wenngleich sich die Waage zugunsten der Siedler gesenkt hat. Zu stark vermischen sich auf Seiten der demokratischen, nicht fundamentalistischen Rechten sicherheitspolitische und ideologische Interessen, zu weit ist die säkulare Rechte dem religiösen Fundamentalismus schon entgegengekommen.“