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Sprengelbericht Mecklenburg und Pommern der Bischöfe Dr. Andreas von Maltzahn (Schwerin) und Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) auf der Landessynode der Nordkirche (24.-26.-09.2015)

Die Nordkirche, fusioniert aus West- und Ost-Landeskirchen, bürokratisiert, Finanzen gut, s. hier. Kämpft mit Problemen und Herausforderungen:

10/2015, Bericht auf der Synode der ELK in Norddeutschland

„…

III Spezifische Probleme und Herausforderungen

(Situation und Stimmung der Pfarrer, Anm. F.S.)
„Nun hat eine große empirische Untersuchung in England und Wales gezeigt, dass bereits ab drei in unterschiedlichen Dörfern zu versorgenden Predigtstellen diese Identifikation mit der jeweiligen Kommune unmöglich wird. Das führt dazu, dass der Pastor nicht mehr Teil der Gesellschaft des Ortes ist, sondern dieses nur noch vortäuscht. Das aber lässt sowohl ihn wie auch die Gemeindeglieder unbefriedigt. Nähe ist nicht mehr vorhanden, sondern wird lediglich behauptet. Dazu kommt der Stress, den Bedürfnissen der verschiedenen Gemeinden gerecht zu werden, die gesamte Verwaltung für verschiedene Gemeinden erledigen zu müssen und die Kontakte zu den Repräsentanten verschiedener Kommunen. Die Pastorinnen und Pastoren fühlen sich überfordert…“
Rückgang der Kirchenmitgliedschaft

„…Und schließlich nehmen natürlich auch die Pastoren und Pastorinnen die Zahlen in ihren Gemeinden
wahr. Ich habe oben lebendige Gemeinden geschildert. Aber alle leiden unter einem
rasanten Rückgang der Gemeindegliederzahlen. So sank trotz der für eine kleine Gemeinde unwahrscheinlich großen Zahl von Aktivitäten in Groß Bisdorf die Gemeindegliederzahl in den
letzten drei Jahren um 9 %. In der touristisch geprägten Gemeinde Ahlbeck auf Usedom hat die
Gemeindegliederzahl in den letzten drei Jahren um 11 % abgenommen. Trotz einer nicht mehr
zu steigernden Aktivität in der Gemeinde Retzin ist hier im Hinterland die Gemeindegliederzahl
in den letzten 3 Jahren um 14 % zurückgegangen. Der durchschnittliche Rückgang im gesamten
pommerschen Teil des Sprengels betrug in diesen 3 Jahren 8 %. Häufig wird zur Begründung dieses nun seit Jahrzehnten anscheinend unaufhaltsam sich vollziehenden
Rückgangs der Mitgliederzahlen der demographische Wandel herangeführt. Leider reicht
dies als Begründung für die massiven Rückgänge nicht. Denn der Rückgang bei den Kirchenmitgliedern ist prozentual mehr als doppelt so hoch als der Rückgang der Gesamtbevölkerung. Weitere Gründe für die starke Schrumpfung der Kirchenmitgliederzahl sind der massive Traditionsabbruch aufgrund der zahlreichen Austritte aus der evangelischen Kirche in den vergangen Jahrzehnten, die heute oft unterbleibende Glaubensweitergabe in evangelischen Familien und die gesellschaftlich auch heute noch voranschreitende weitere Entkirchlichung. Dadurch fehlen Kindern und Jugendlichen die Plausibilitätsstrukturen, die der Glaube braucht, damit er wachsen kann. Oder auf Deutsch: Die Kinder kennen keinen Gleichaltrigen, der Christ ist. Warum sollten sie es dann sein?…
IV „Die Zukunft der Kirche wird sich an den Gemeinden entscheiden.“
Die erste empirische Studie über Kirchengemeinden in Deutschland, durchgeführt vom Sozialwissenschaftlichen Institut der EKD stellt fest: „Kirchengemeinden sind der Herzschlag der Kirche“.
Wie steht es aber um die Zukunft der Ortsgemeinden? Werden Sie sich in den nächsten
Jahren ganz auflösen? Ist hier der Osten dort, wo der Westen in 50 Jahren sein wird? Die Frage
nach der Zukunft der Ortsgemeinden ist eine für die Zukunft der Kirche wesentliche Frage. In
fünf kurzen Thesen will ich sagen, warum…

V ,Erprobungsregionen‘ – ein mecklenburgischer Werkstattbericht
„Weniger ist anders.“8 Gesellschaftliche Veränderungen in peripheren ländlichen Räumen dürfen kirchlicherseits nicht einfach mit einem weiteren Rückbau beantwortet werden. Das hieße, Strukturen hoffnungslos zu überdehnen und Haupt- und Ehrenamtliche zu überfordern.
Bislang sind diese Lösungsansätze verfolgt worden:
– Zusammenarbeit in der Region, die die einzelnen Ortsgemeinden stabilisiert und in ihrem
Bestand schützt,…
Wie können neue Formen gemeindlichen Lebens strukturell ermöglicht werden?
Wir sehen dafür vier Optionen:

1. Lokale „Gemeinden“ unter dem Dach einer Kirchengemeinde (Ortsausschüsse)

2. Thematisch orientierte „Gemeinden“ in großstädtischen Kontexten (Fachausschüsse)

3. Kirchengemeinden mit unterschiedlichen Aufgaben-Gebieten (Abschied vom flächendeckenden
Gemeindeaufbau)

4. Neugründungen von „lokalen Gemeinden neuen Typs“ (pastorenunabhängige Gemeindeleitung)

Der vollständige Bericht. 

Erfahrungsbericht und Vergleich aus der Braunschweigischen Landeskirche:
„der Kirchenkreis Mecklenburg in der Nordkirche“

von Dietrich Kuessner, Braunschweig

Fazit: Andere, vergleichbare Landeskirchen haben erheblich mehr Probleme. Hier wäre ein Austausch förderlich. Wenn wir uns indes kaum für die Nachbargemeinden, Nachbarpropsteien interessieren, ist es zu viel verlangt, wenn man auch mal in die nächstliegende Landeskirche sieht.
Ich besinne mich auf eine Kuratorin aus dem Mecklenburgischen, die im Predigerseminar sehr farbig und kompetent über den Einsatz von Kuratoren berichtete. Sich austauschen bildet und lohnt sich…  Mehr dazu.

 

Anm. F.S. zum Sprengelbericht der beiden Bischöfe:

Interessant bei der Analyse der beiden Bischöfe, dass sie die Ursache der Probleme der Pfarrerschaft deutlich anders, man kann sagen: gegensätzlich sehen wie etwa der Hannover’sche Pfarrverein, vgl. hier.

Bedenklich ist, dass die Ursachenanalyse der rapide schwinden Bindungskraft mit extrem hoher Austrittsfolge viel zu kurz greift. Und letztlich Ursachen und Lösungen nur oder weit überwiegend in Strukturfragen gesehen werden. Das ist – sorry – die enge Sicht von Menschen in Landeskirchenämtern. Und das ist eine Sicht, die bei kirchenleitenden Kräften über Jahre hin hipp war. Aber sie war nie plausibel begründet. Und vor allem: das ist aber nicht die Sicht der Menschen! Vielleicht ist gerade diese Kluft zwischen den Fragen, den Interessen, den Bedürfnissen der Menschen, der Christen wie der Nichtchristen, und der dominierenden Fraktion der Technokraten in den Ämtern, Verwaltungen und Leitungen der Kirchen das Problem! Was hat denn die extrem hohe Austrittsquote in Mecklenburg und Pommern beispielsweise mit der Fusion der Landeskirchen zu tun? Eine Frage, die den Bischöfen überhaupt nicht einfällt! Das war eine Fusion von Kirchen völlig unterschiedlicher Traditionen und Kulturen! Sollte das nicht Folgen haben? War nicht die Fusion der relativ ähnlichen Kirchen in Thüringen und der Kirchenprovinz nicht abschreckendes Beispiel genug? Wurde nicht auch dort in der Folge schon eine Entfremdung der Menschen zur Kirche konstatiert? Ist nicht auch dort in der EKM ein schon Extremwert an Austritten zu konstatieren? Wie viel stärker muss diese Entfremdung also bei extrem unterschiedlichen kulturellen Hintergründen ausfallen? Sollte das für die beiden Bischöfe wirklich nicht absehbar gewesen sein? Und: können sie das nicht wenigstens im nachhinein als (Teil-)Ursache des Austritttsproblem auch klar benennen? Dazu fehlt wohl der Mut. Im Wormser Wort ist formuliert: die Kirche muss verlorenes Vertrauen wieder gewinnen. Darum geht es zuerst. Und danach kommen viel später, an 5. Stelle, die Strukturen. Und noch viel später, unter ferner liefen, die Fusion von (großen) Landeskirchen.

 

Zu Situation, Stimmung und Zufriedenheit der Pfarrer in Mecklenburg und Pommern.

10/2015, aus: Sprengelbericht Mecklenburg und Pommern der Bischöfe Dr. Andreas von Maltzahn (Schwerin) und Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald) auf der Landessynode der Nordkirche (24.-26.-09.2015)

… III Spezifische Probleme und Herausforderungen

Kirche wird im Wesentlichen als „Vor-Ort-Kirche“ erfahren. Aus Nähe und Überschaubarkeit
entsteht auch die Bereitschaft zur Beteiligung und zum Mittun. Und genau dort begegnen wir
heute einem Dilemma. Denn es ist offensichtlich immer schwieriger, den Menschen noch nahe
zu sein. Nicht nur deswegen, weil sich die Zuständigkeitsbereiche von Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern immer mehr erweitern, sondern vor allen Dingen auch deswegen, weil die Veränderungen einen tiefen Wandel der Pastorenrolle herbeiführt. Das „Mehr-Gemeinden-Pfarramt“ bringt eine prinzipielle Schwierigkeit mit sich, die auch durch noch so viele Aktivitäten des Amtsinhabers oder der Amtsinhaberin nicht aufzuheben ist. Es gehört zum Pfarrbild, dass der Pfarrer Teil der Gesellschaft vor Ort sein will. Er lässt sich auf ein Leben mit den Menschen, für und mit denen er arbeitet, ein.
„Nun hat eine große empirische Untersuchung in England und Wales gezeigt, dass bereits ab drei in unterschiedlichen Dörfern zu versorgenden Predigtstellen diese Identifikation mit der jeweiligen Kommune unmöglich wird. Das führt dazu, dass der Pastor nicht mehr Teil der Gesellschaft des Ortes ist, sondern dieses nur noch vortäuscht. Das aber lässt sowohl ihn wie auch die Gemeindeglieder unbefriedigt. Nähe ist nicht mehr vorhanden, sondern wird lediglich behauptet. Dazu kommt der Stress, den Bedürfnissen der verschiedenen Gemeinden gerecht zu werden, die gesamte Verwaltung für verschiedene Gemeinden erledigen zu müssen und die Kontakte zu den Repräsentanten verschiedener Kommunen. Die Pastorinnen und Pastoren fühlen sich überfordert…“  Zum Bericht.

Ehrenamtliche Nordkirche: Aversion gegen Direktiven der Kirchenleitung: Kreissynode lehnt Klimaschutzgesetz ab.

06/2015, Kirchenkreis Plön-Bad Segeberg

„…
Großen Diskussionsbedarf hatte die Synode über den Kirchengesetz-Entwurf zur Förderung des Klimaschutzes in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (KlSchG). Die Synode begrüßte ausdrücklich die Klimaschutzbemühungen der Nordkirche. Der Kirchenkreis geht den Weg des Klimaschutzes bereits seit 2013 durch ein mittelfristiges energetisches Sanierungsprogramm der Pastorate mit einem Finanzvolumen von 1,67 Millionen Euro. Die Synode ist aber fast einhellig der Auffassung, dass es dafür keines eigenen Gesetzes bedürfe, sondern die Nordkirche solle die Gemeinden und Kirchenkreise ermutigen, durch Ausbildung und finanzielle Anreize den Weg des Klimaschutzes weiter zu gehen und nicht durch Direktiven. ,,,“ Zum Bericht.

Für die Zukunft der Kirche am wenigsten wichtig: Kirchenreformen. Aus der Studie „PastorIn in der Nordkirche“.

02/2015, WM

Aus der Studie PastorIn in der Nordkirche wollen wir hier nur ein Ergebnis herausgreifen. Die Frage: „Wenn Sie an die Zukunft unserer Kirche denken. Für wie wichtig halten Sie die folgenden Maßnahmen?“.  Die Schlüsselposition der Kirche, die PastorInnen, setzen dabei die Maßnahmen, die für die Kirchenreformmaßnahmen der zurückliegenden Dekade stehen, an die letzten Positionen (vgl. S. 104 der Studie): 

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Besorgnis um die Nordkirche. Ein Brief an Bischof und Pröpstinnen.

In der Nordkirche drückt eine Gruppe Ehrenamtlicher, 3 davon Träger des „Ansgar Kreuzes“ drücken ihre Besorgnis hinsichtlich der Entwicklung der Nordkirche in einem Schreiben an Bischof und PrüpstInnen zum Ausdruck.
Rudolf Schlüter 24977 Grundhof, 2. Febr. 2015
Holnisser Weg 2
04636/572

Herrn Bischof
Gothart Magaard
Plessenstr. 5 a
24837 Schleswig

Frau Pröpstin
Johanna Lenz-Aude
Norderdomstr. 15
24837 Schleswig

Frau Pröpstin
Carmen Rahlf
Marienkirchhof 4
24937 Flensburg

Herrn Propst
Helgo Jacobs
Wassermühlenstr. 12
24376 Kappeln
Sehr geehrte Damen und Herren,

dass die Nordkirche sich für die Erhaltung des Sonntags einsetzt, entspricht nach unserer Auffassung dem Auftrag der Kirche und ist zu begrüßen.. Nach unserer Meinung wird die neue, unter Mitwirkung der Kirchen von der Landesregierung erlassene, Bäderregelung mit neuen Sonntagsöffnungszeiten für Geschäfte jedoch von der Kirche selbst konterkariert, wenn gleichzeitig in etlichen Kirchen nicht mehr an jedem Sonntag ein Gottesdienst stattfindet. Wir haben das Gefühl, die Kirche drängt sich selbst ins AUS, weil sie den Sonntag und das Kirchenjahr nicht pflegt.
Wir, die Unterzeichnenden als eine Gruppe auch kirchlich aktiver Senioren, empfinden das als eine für die Gläubigen unerträgliche Situation, die negative Rückschlüsse auf das Organisationstalent, den Organisationswillen und die Einsatzbereitschaft der Kirchenleitung und der PastorInnen zulässt.
Deshalb fordern wir, dass in jeder Kirche an jedem Sonntag ein Gottesdienst stattfinden muss.
Es geht in erster Linie darum, die seelsorgerlichen Bedürfnisse der Gläubigen zu beachten. Den Hinweis, dass man doch die Nachbarkirche oder den Regionalgottesdienst, der normalerweise nicht als „besonderer“ Gottesdienst gefeiert wird, besuchen könne, können und wollen wir nicht akzeptieren. Wieso müssen 2000 eingetragene und damit Kirchensteuer zahlende Gemeindemitglieder Rücksicht nehmen auf das „Wohlbefinden“ eines Pastors? Wir möchten und wollen in unserer „Heimatkirche“ zum Gottesdienst gehen können.

Für uns stellen sich folgende Fragen:
Die Anzahl der Kirchen des Kirchenkreises Schleswig-Flensburg kann man leicht auf der Website feststellen. Aber wieviel ordinierte PastorInnen werden vom Kirchenkreis insgesamt beschäftigt? Wieviele davon arbeiten in “übergeordneten“ Kirchenkreis-Funktionen und stehen daher für die eigentliche Seelsorgearbeit nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung?
Inwieweit ist dieser „übergeordnete“ Personenkreis willens oder verpflichtet, Gottesdienste in den Kirchen des Kirchenkreises bei Bedarf zu übernehmen? Und – wer koordiniert und kontrolliert das?
Warum ist es einem/er PastorIn nicht zuzumuten, an einem Sonntag zwei Gottesdienste zu halten, wenn zwei Kirchen betreut werden müssen?
Wer hat das „Dogma“ erfunden, dass die PastorInnen auch alle 4 Wochen Anspruch auf ein freies Wochenende haben müssen?

Wer sich für den Beruf des Pastors (wir sind der Meinung, dass dieser Beruf Seelsorger genannt werden muss) entscheidet, dem muss klar sein, dass in diesem Beruf der Sonntag Hauptarbeitstag und Gottesdienste ein Arbeitsschwerpunkt sind und bleiben werden. Wer da anderer Meinung ist, sollte sich erst gar nicht für diesen Beruf entscheiden, bzw. bei „später“ Erkenntnis den Beruf wechseln, denn man ist doch wohl in erster Linie „Seelsorger“ geworden, d. h. sich jederzeit um Menschen in Freud und Leid kümmern zu wollen. Es müsste doch eigentlich Freude bereiten, wenn man mit gleichgesinnten Leuten „Gottesdienst feiert“, das ist zwar Dienst, aber deshalb doch kein Zwang, sondern müsste ein Bedürfnis sein.

Wir wollen mit diesem Brief unserer Besorgnis über den weiteren Weg unserer Kirche Ausdruck geben, niemanden angreifen. Wir sind der Meinung, dass diese gesamte Thematik nicht hinter verschlossenen Türen und in exklusiven Arbeitskreisen besprochen werden kann und darf, sondern dass es der „Kirche“ sehr gut anstände, dieses in aller Öffentlichkeit und mit dem „Fußvolk“ zu besprechen.
Für uns gilt der alte Grundsatz, dass Reformation immer wieder passieren muss, vor allem am Vorabend des Reformationsjubiläums.

Mit freundlichem Gruß

Rudolf Schlüter, Grundhof

 

im Entwurf gezeichnet:
Hartmut und Beate Dieterich, Langballig; Renate Balcke, Grundhof; Erika Kotenbeutel, Arnis;
Anne Correnz, Grundhof; Richard und Christine Krause, Glücksburg; Dr. Volker Eggeling, Süderbrarup;
Hans und Elke Hein, Owschlag; Ursula Weiß, Boren; Waltraud Below, Süderbrarup;
Karin und Georg Borngräber, Arnis; Eva Lufft, Arnis; Gertrud Kosiahn, Süderbrarup;
Helga Thomsen, Dollrottfeld; Hermann Kromer, Flensburg

Versandt am 2.2.2015

Neu: Nordkirche verleiht Pfarrerin an ev.-methodistische Gemeinde.

01/2015

Regina Waack ist in der Nordkirche die erste Pastorin, die an eine evangelisch-methodistische Gemeinde abgeordnet wurde. Früher wurde die Gemeinde in Flensburg von dem Pastor aus Kiel mitversorgt, der zwei methodistische Gemeinden betreute und sonntags zwei Gottesdienste gestalten musste. Die Gemeindemitglieder in Flensburg fühlten sich nicht gut betreut, weil der Pastor beim anschließend üblichen Kirchencafé mit Sprechzeit immer fehlte. Einen Pastor in Vollzeit kann sie sich nicht leisten. Die Gemeinde schrumpfte.

So entstand die Idee, dass ein Pastor in Flensburg jeweils eine methodistische und eine lutherische halbe Pfarrstelle betreut. Sonntags kann er Gottesdienst mit der methodistischen Gemeinde feiern und wochentags Tätigkeiten in der lutherischen Kirche wahrnehmen. Waack kümmert sich neben der Gemeindearbeit noch um die lutherischen Prädikanten im Kirchenkreis….  Zum Artikel.

Nordkirche: „Dieses Zusammenwachsen (ist) ein langer Weg, der sich noch über Jahrzehnte erstrecken wird“

03.01.2015 ǀ Hamburg/Schwerin. Im zurückliegenden Jahr wurden große Themen in der Nordkirche behandelt. Tilman Baier, Chefredaktuer der Kirchenzeitung in Mecklenburg-Vorpommern, und Sven Kriszio, Redaktionsleiter der Evangelischen Zeitung in Hamburg und Schleswig- Holstein, rufen die wichtigsten Debatten in Erinnerung.

Sven Kriszio: Tilman, mir fällt zuerst der Streit um das Landeskirchenamt in Kiel ein, den die Landessynode im November ausgetragen hat. In einer bemerkenswert langen Debatte von drei Stunden wurde starker Protest gegen die kostspielige Renovierung und Erweiterung des Verwaltungsgebäudes laut….
Tilman Baier: Ja, es war eine Stellvertreterdiskussion um die Fragen: Wo schlägt eigentlich das Herz der Nordkirche?

Sven Kriszio: Die Sache ist entschieden. Aber es kommen Gefühle zur Sprache, Enttäuschungen. Deutlich wurde: Neben dem Zusammenfinden von Ost und West gibt es noch etliche andere Bereiche, in denen sich die junge Nordkirche verständigen muss. Da geht es um eine gemeinsame Identität, die Zeit zum Wachsen braucht.

Tilman Baier: Darum war es auch eine gute und wichtige Entscheidung des Synoden-Präsidiums, eine fast dreistündige Diskussion zuzulassen, auch wenn einzelne Synodale ungeduldig wurden. …

Zusammenwachsen noch ein langer Weg

Sven Kriszio: Was hat das zurückliegende Jahr für das Zusammenwachsen der Nordkirche gebracht? Ich meine: Die eine Kirche wird da greifbar, wo Menschen miteinander streiten, gemeinsam um Lösungen ringen, sei es auch schmerzlich. Ich glaube, diese Auseinandersetzungen sind die notwendigen Geburtswehen, damit die Menschen in Ost und West zusammenfinden.

Tilman Baier: … Ansonsten ist dieses Zusammenwachsen ein langer Weg, der sich noch über Jahrzehnte erstrecken wird. Wichtig ist nur, dass wir ihn Schritt für Schritt gehen. Es passiert im Austausch, auch im Streiten….  Das vollständige Gespräch.

Kommentar F.S.: Die Landeskirchenfusion der Nordkirche als  jahrzehntelanger Weg. Das dürfte eine realistische Einschätzung der Lage sein. Dieser Weg ist gepflastert mit innerkirchlichen Auseinandersetzungen, mit Kräfteverzehr und Reibungsverlusten. Es ist der Weg der kirchlichen Selbstbeschäftigung. Die vorhandenen Kräfte und Potentialestehen für die „Leistungen“ nach außen , die Menschen, die Gemeinden, Projekte etc. immer weniger zur Verfügung. Die Kräfte werden nach innen schon zu einem Großteil verzehrt. Und dieser Anteil wird durch die Reformen nicht etwa reduziert, sondern steigt im Gegenteil noch stärker an. Damit wird ein bei einer Langfristperspektive sichtbar gewordene Verschiebung zu Lasten der Dienste an den Menschen noch weiter verstärkt. An anderer Stelle hatte ich die als Problem der Finanzpolitik  dargestellt.  Im Falle der wie hier beschriebenen großen Landeskirchenfusionen wird des exemplarisch bestätigt, obwohl dies Phänomen in den Bilanzen in diesem Falle gar nicht auftaucht.

 

Nordkirche: Zahlreiche Kirchengemeinden wenden sich gegen eine Zwangsverwaltung durch den Kirchenkreis.

Für eine Stärkung des Selbstverwaltungsrechtes. 
Zahlreiche Kirchengemeinden wenden sich gegen eine Zwangsverwaltung durch den Kirchenkreis. Referat von Norbert Dierks auf dem KiKrVertretertag in Rendsburg.

Zehn Kirchengemeinden haben sich im Juni diesen Jahres in einem ‚Offenen Brief‘ an die Kirchenleitung gegen die Zwangsverwaltung von Kirchengemeinden durch die Kirchenkreisverwaltungen, wie sie im Kirchenkreisverwaltungsgesetz (KKV-wG) vorgesehen ist, gewandt. Gefordert wird eine umfassende Diskussion über diesen sogenannten „Abnahmezwang“, und zwar unter direkter Beteiligung der Kirchengemeinderäte. Zugleich wurden alle Kirchengemeinden der Nordkirche angeschrieben und um Unterstützung gebeten. Bis dato haben sich bereits 65 weitere Kirchengemeinden dem Anliegen angeschlossen…

In einem Urteil vom Mai 2013 hat das Verfassungs- und Verwaltungsgericht der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche (VELKD) dem Abnahmezwang des KKVwG zwar bescheinigt, dass er verfassungskonform sei. In der Begründung macht das Gericht aber auch deutlich, dass es die damit geschaffenen Möglichkeiten zur Begrenzung des Selbstverwaltungsrechtes als „äußerst weitgreifend“*) ansieht… 

Pastor Norbert Dierks

Zum Wortlauf des Offenen Briefs.

Synoden/Kirchenfinanzen: Landeskirchen finanziell stabil. Überschüsse in Pensionskassen.

Hannover: Der größten evangelischen Landeskirche Deutschlands geht es wirtschaftlich wieder recht gut. Laut Finanzchef Rolf Krämer erwartet sie rund 20 Millionen Euro mehr Einnahmen als noch im Vorjahr.

26.11.2014 |Deutschlands größte Landeskirche, die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, hat nach langer Durststrecke ihren Haushalt weitgehend saniert. Finanzchef Rolf Krämer erwartet für das laufende Jahr rund 20 Millionen Euro mehr Einnahmen aus der Kirchensteuer als im Vorjahr. Das werde am Jahresende voraussichtlich zu einem deutlichen Überschuss führen, sagte der juristische Vizepräsident des Landeskirchenamtes am Mittwoch in Hannover vor der Synode, dem Kirchenparlament. Dieses Plus soll in die Altersversorgung der Pastoren und Kirchenmitarbeiter fließen. Das Haushaltsvolumen für 2014 liegt bei insgesamt rund 500 Millionen Euro. Zur Quelle.

Nordkirche:

20.11.2014 |Der Nordkirche geht es finanziell gut: Insgesamt 488 Millionen Euro sollen 2015 in die Kirchenkassen fließen – rund 20 Millionen Euro mehr als in diesem Jahr, heißt es im Haushaltsentwurf der Nordkirche, der am Donnerstag zum Auftakt der Synode in Lübeck-Travemünde veröffentlicht wurde. Das ist eine Rekord-Einnahme für die Nordkirche, die 2012 gegründet worden ist. Das Kirchenparlament will den Haushalt am morgigen Freitag beraten und beschließen.

Größte Einnahmequelle ist die Kirchensteuer mit 453 Millionen Euro, 2014 waren es noch 425 Millionen Euro. Grund für das Plus ist vor allem die gute wirtschaftliche Lage. Die Bundesländer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern steuern zweckgebunden noch einmal 27,3 Millionen Euro bei…
Das aktuelle Finanzpolster ist ebenfalls beachtlich: Anders als Bund und Länder hat die Kirche für künftige Pensionen eine finanzkräftige Stiftung Altersversorgung gegründet. Das Vermögen wird im kommenden Jahr auf 891 Millionen Euro veranschlagt – knapp 40 Millionen Euro mehr als im laufenden Jahr… Mehr dazu.

EKKW:  Kurhessen-Waldeck: Mehreinnahmen für die Pensionskasse

Kapitalaufstockung wird fortgesetzt. Mehreinnahmen kompensieren rückläufige Zinserträge
Beitrag vom 27. November 2014 von kirchenbunt
“Der Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck hat am Dienstagvormittag auf der Herbsttagung der Landessynode seinen Finanzbericht vorgelegt. Darin dankte Knöppel ausdrücklich allen Gemeindemitgliedern für die Entrichtung der Kirchensteuer und ihre damit verbundene Treue zu ihrer Landeskirche: «Die Kirchensteuereinnahmen verschaffen unserer Landeskirche die finanzielle Grundlage für die Erfüllung unseres Auftrags», sagte der Vizepräsident vor den Synodalen.” Mehr dazu.

Synode Nordkirche: Konfessionslosigkeit ist der Normalfall in Ostdeutschland

26. November Synode der Nordkirche
Lübeck-Travemünde (idea) – Konfessionslosigkeit ist der Normalfall im Osten Deutschlands. Das sagte der Bischof im Sprengel Pommern, Hans-Jürgen Abromeit (Greifswald), am 22. November vor der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland in Lübeck-Travemünde. Gemeinsam mit seinem Mecklenburger Kollegen, Andreas von Maltzahn (Schwerin), stellte er den Bericht vor „Kirche im Dialog, Kirche mit einer Mission – Streiflichter einer Suchbewegung“. Nach Abromeits Worten haben mehr als 75 Prozent aller Einwohner Mecklenburg-Vorpommerns keine konfessionelle Bindung. Im Umgang mit diesen Menschen helfe es nicht, auf den schnellen Erfolg zu setzen… Mehr dazu.

Dass seit der Vereinigung in Deutschland zwei verschiedene „Religionskulturen“ bestehen, hat die 4. KMU (Kirchenmitgliedschaftsstudie) schon ergeben. Vgl. Jan Hermelink: Die Vielfalt der Mitgliedschaftsverhältnisse, in: 4 EKD-Erhebung, S. 425). Das Bild, das die Bischöfe von der Situation in den östlichen Teilen der frisch fusionierten Nordkirche zeichnen, bestätigt diese Aussage. Die Fusion erfolgte, nachdem diese grundlegenden Erkenntnisse bereits gewonnen waren. Und das macht sie um so unverständlicher. Eine Fusion von Kirchen mit unterschiedlichen Kulturen – das erfordert viel Zeit, Energie, Kräfte –  zu schweigen von Finanzmitteln… So viel Mut oder zu viel Mut?  F.S.