Deutsches Pfarrerblatt 04/2018
Allgemeines Priestertum aller Getauften und ordinationsgebundenes Amt – das gilt vielen als Widerspruch oder zumindest als ungeklärtes Missverhältnis. Ein Missverständnis, wie Dorothea Wendebourg in ihrem Aufsatz zeigt, der als Vortrag beim diesjährigen Studientag des Pfarrverbandes in Kassel gehalten wurde. Um den gesamten Vortrag dokumentieren zu können, ohne den Rahmen zu sprengen, hat sich die Redaktion des »Deutschen Pfarrerblatts« für einen zweiteiligen Abdruck entschieden.*
…Öffentliche Verkündigung
So nachdrücklich Luther die Allgemeinheit des dem Christen eignenden Priestertums betont und so umfassend er die damit gegebene Vollmacht bestimmt, fügt er doch oft eine Klausel an: »Obgleich wir alle gleichermaßen Priester sind, können wir doch nicht alle […] predigen«15, oder: Alle Christen seien geistlichen Standes, es gebe unter ihnen »keinen Unterschied außer hinsichtlich des Amtes«16. Unter diesem Gesichtspunkt des Amtes gilt: »Es muß einem allein befohlen werden, und ihn allein muß man predigen, taufen, absolvieren und das Sakrament [sc. das Abendmahl] reichen lassen, die andern alle müssen damit zufrieden sein und einwilligen.«17…