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Kein Job wie jeder andere: Attraktivität und Krise des Pfarrberufs. Von Prof. Ulrike Wagner-Rau,

Vortrag von Prof. Ulrike Wagner-Rau, Dt. Pfarrerblatt 02/2015

1. Zur Einführung

Der Pfarrberuf mit seiner Freiheit und in seiner Vielfalt der Tätigkeiten und Begegnungen ist attraktiv. Das kann ich aus persönlicher Erfahrung und Überzeugung unterstreichen. Das zeigen aber auch die quantitativen empirischen Studien zum Pfarrberuf, die in den letzten Jahren einhellig ein hohes Maß an Zufriedenheit der Pfarrerinnen und Pfarrer mit ihrem Beruf dokumentiert haben. Rund drei Viertel der Befragten z.B. in der Untersuchung »Pastorin und Pastor im Norden«, die im Frühjahr 2010 durchgeführt wurde, gaben an, mit ihrem Beruf zufrieden oder sogar sehr zufrieden zu sein. Diese Aussage erstaunt umso mehr, als zu diesem Zeitpunkt die drei norddeutschen Kirchen – Nordelbien, Mecklenburg und Pommern – mitten in dem konfliktreichen Prozess der Fusion steckten, die Nordelbische Kirche zudem bereits seit den 90er Jahren tiefgreifende Strukturreformen hinter sich hatte. Freilich differenziert sich das Bild, wenn unterschiedliche Aspekte der Einstellung zum Beruf in den Blick genommen werden. So ist z.B. die Zufriedenheit hoch im Blick auf das Arbeitsklima und die Zusammenarbeit im kollegialen Umfeld, extrem niedrig aber im Blick auf die kirchlichen Strukturveränderungen und die Möglichkeiten einer Laufbahnplanung.3

Der positive Blick auf den eigenen Beruf ist in der Pfarrerschaft also vorhanden, aber – das ist nicht überraschend – es gibt auch deutliche Schattenseiten. Insofern ist es nötig, die Ambivalenzen in den Blick zu nehmen: Ich werde zunächst einige Aspekte der Attraktivität des Berufs mit ihren Schattenseiten konfrontieren. Im zweiten Teil werde ich diesen ambivalenten Befund auf unterschiedliche Krisen des Berufes zurückführen – Krisen auch hier in ihrer doppelten Funktion gesehen eals Gefährdungen auf der einen, als Veränderungsimpulse auf der anderen Seite. Drittens werde ich die Überlegungen auf wesentliche Aspekte im Wandel des Berufsbildes hin zuspitzen, um schließlich einige Anregungen für das Handeln der mittleren Ebene in der Kirche zu formulieren. Zum Vortrag.

Studie: „Pastorin und Pastor im Norden. Antworten – Fragen – Perspektiven“, Hrsg. Gothart Magaard & Wolfgang Nethöfel

Der Pfarrverein der EKHN hatte die erste Pfarrerzufriedenheitsstudie (Gesamtübersicht hier) einer Landeskirche in der EKHN 2001 selbständig in Angriff genommen und beauftragt. Danach folgte eine landeskirchlich beauftragte Befragung der Pfarrer der EKKW unter dem Titel “Professionsbrüche im Pfarrberuf“ (zur Zusammenfassung). Und schließlich 2010 die hier im Folgenden vollständig in Ergebnissen und Auswertungen zugängliche Studie der dritten Befragung der Schlüsselposition PfarrerIn einer Landeskirche in der (damals frisch fusionierten) Nordkirche:

Ein Arbeitsbuch zur Befragung der Pastorinnen und Pastoren der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs, der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche und der Pommerschen Evangelischen Kirche herausgegeben von Gothart Magaard & Wolfgang Nethöfel aus dem Jahr 2011.

„Einführung der Herausgeber

80 Fragen auf 22 Seiten unterteilt in 10 Bereiche: Die Befragung „Pastor/in im Norden“, von Februar bis April 2010 in drei Landeskirchen gleichzeitig durchgeführt, war ein mutiges Projekt! Umso mehr freut es uns, dass die Befragung erfolgreich abgeschlossen wurde: Von 1839 Pastorinnen und Pastoren der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs (ELLM), der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (NEK) und der Pommerschen Evangelischen Kirche (PEK) haben 1213 den Fragebogen ausgefüllt und zurückgeschickt – eine Quote von über 65%. Bis Juli 2010 wurden die Daten digitalisiert, anschließend am Institut für Wirtschafts- und Sozialethik an der Philipps-Universität Marburg (IWS) gesichtet und für weiter gehende Auswertungen aufbereitet. Das IWS war auch verantwortlich für die Konzeption und Durchführung der Befragung. Von Beginn an wurden Vertreterinnen und Vertreter aus allen Bereichen des kirchlichen Lebens in die Erarbeitung einbezogen. So konnte sichergestellt werden, dass durch die Befragung ein nachhaltiger Diskussionsprozess in den Landeskirchen angestoßen wird. Das vorliegende Arbeitsbuch führt diesen Diskussions- und Beratungsprozess nun weiter: Autorinnen und Autoren aus verschiedenen Bereichen aller drei Landeskirchen stellen wichtige Ergebnisse der Befragung vor und bringen ihre Einschätzungen und Schlussfolgerungen in die aktuelle Diskussion… „

Der vollständige Text der Befragung und Auswertung der Nordkirche.

Für die Zukunft der Kirche am wenigsten wichtig: Kirchenreformen. Aus der Studie „PastorIn in der Nordkirche“.

02/2015, WM

Aus der Studie PastorIn in der Nordkirche wollen wir hier nur ein Ergebnis herausgreifen. Die Frage: „Wenn Sie an die Zukunft unserer Kirche denken. Für wie wichtig halten Sie die folgenden Maßnahmen?“.  Die Schlüsselposition der Kirche, die PastorInnen, setzen dabei die Maßnahmen, die für die Kirchenreformmaßnahmen der zurückliegenden Dekade stehen, an die letzten Positionen (vgl. S. 104 der Studie): 

NEK_Zukunft-der-Kirche-UmfrageS104_Bildschirmfoto vom 2015-02-24 21:00:43