Schlagwort-Archive: Pfarrgehälter

Braunschweigische Landeskirche: Pfarrverdienst und Nettoäquivalenzeinkommen.

Das Statistische Landesamt in Niedersachsen hat am 8. November festgestellt, dass Menschen mit einem Nettoeinkommen von 582 Euro und weniger als „arm“ gelten. Eine Pfarrfamilie mit 4 Kindern verdient netto pro Kind (nur nach Steuerabzug) geringfügig über 600 Euro pro Person. Erst das Kindergeld, das seitens des Statistischen Landesamtes mit berücksichtigt wird, hebt diesen Betrag um weitere rund 100 Euro.
Da in die Statistik Sozialabgaben aber mit einfließen, muss auch beim Pfarrer/innengehalt noch der Anteil für die Krankenversicherung abgezogen werden, so dass das Gehalt pro Person bei 630 Euro liegt.
Wird das Nettoäquivalenzeinkommen lt. Sozialhilfeskala errechnet, so steigt das Pro-Kopf-Einkommen auf rd. 780 Euro, liegt aber noch immer deutlich unter dem
Durchschnittseinkommen.

Der genannte Grenzwert von 582 Euro markiert die Hälfte des Netto-Durchschnittseinkommens in Niedersachsen. Es wird klar festgestellt, dass „sehr große Haushalte mit 5 und mehr Personen“ besonders belastet sind:
unter ihnen sind 33,7% von Armut betroffen.

Es kommt zwar nicht häufig vor, dass Familien vier und mehr Kinder haben. Die Tatsache aber, dass auch bei kleineren Familien das Einkommen deutlich unter dem Durchschnittseinkommen liegt, lässt erkennen, dass Pfarrer/innen weit unter dem Wert ihrer Arbeit vergütet werden, die vom Umfang her (Zeit, Verantwortung usw.) weit über dem Durchschnitt liegt. Zur Quelle.

ELK Hannover: Vertane Chance… Wertschätzung sieht anders aus. Ein Kommentar von Anneus Buisman und Andreas Dreyer.

Kommentar zur halbherzigen Wiederherstellung des A-14 Gehalts für PfarrerInnen

9. April 2014 Buisman/Dreyer
Ganz klar eine Chance vertan, verspieltes Vertrauen wiederzugewinnen und ein Signal der Wertschätzung an ihre Pfarrerschaft auszusenden,  hat die Konföderation mit ihrer halbherzigen, späten und durch quälend lange Diskussionen geprägten Wiederherstellung des A14-Pfarrgehalts für PastorInnen, die nun zum 1.1.2015 (warum nicht früher?) kommen wird, und auch dies erst ab dem 53. Lebensjahr. Früher, bis 1996 wurde schließlich mit Vollendung des 39. Lebensjahres durchgestuft. Der Berg kreißte und gebar eine Maus: Wer diesen äußerst bescheidenen Minimalkonsens jetzt noch als Erfolg hinstellen will, dem kann man nur sagen: er hat die Stimmungslage der Pfarrerschaft, die nicht nur die damalige Kürzung, sondern auch all diese Diskussionen jetzt als Kränkung an ihrer Arbeitsleistung und ihrer Wertschätzung empfinden musste, nicht erkannt… Zum Kommentar.

Klischees über Pfarrgehälter

Dieter Becker bezieht sich in seinem Beitrag auf eine Veröfentlichung der EKHN, die „7 größten Klischees zur Kirchensteuer“.
Dort gibt es einen bemerkenswerten Punkt 4. Dort geht es zwar nicht um Kirchensteuern, sondern um Pfarrgehälter. Und dort heißt es wörtlich:

„4. Klischee: „Das meiste Geld fließt in die Gehälter der Pfarrer“

Ungefähr 75 Prozent der Ausgaben in der EKHN sind tatsächlich die Personalkosten. Die Pfarrer bilden aber nur einen kleinen Teil der Mitarbeiter… Im Haushalt 2014 gehen mehr als 40 Millionen Euro allein in die 600 Kindertagesstätten der EKHN. Weitere große Kostenfaktoren sind aber tatsächlich die Pfarrdienste und die Zuweisungen an die einzelnen Gemeinden.“ Was nun? Handelt es sich nun um ein Klischee oder vielleicht doch nicht oder doch nicht wirklich? Es fehlt ganz offensichtlich immer noch der Mut, klare Zahlen auf den Tisch zu legen. Und damit frühere Behauptungen endlich eindeutig zu korrigieren.

Immerhin zeigt die Überschrift einen gewissen Lerneffekt. Noch vor wenigen Jahren verkündete nämlich die damalige, dann im Amt nicht mehr bestätigte, Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN Kopsch  auf der Landessynode (2007), dass die Pfarrgehälter den größte Ausgabenblock des Haushalts darstellen. Woraus sie kausal ableitete, daran müsse dann zuerst gespart werden. Hinter dieser Aussage verbarg sich leider keine höhere Vernunft, sondern schlicht fehlende Logik und nicht vorhandenes Management-Know-How. Als dann das radikale Stellenabbaukonzept der Pfarrstellen 2011 mit der “ Pfarrstellenbessung 2025″ von der Synode beschlossen werden sollte, haben sich einige Theologen zusammen getan und ohne Auftrag für die Synode unter dem Titel „Kirche_ohne_(pastorale)_Zukunft?“ eine Aufklärungsschrift verfasst. Darin wurde der tastächliche Anteil des Pfarrgehälter am Haushaltsvolumen der EKHN für die damals zurückliegenden Jahre auf der Basis der EKHN- Jahresberichte beziffert. Sie lagen bei lediglich 10-12% für den Gemeindepfarrdienst (ohne Versorgungsleistungen). Lesen Sie insbesondere Kp. 1.4. zu speziell dieser Thematik. Diese Wiedergabe (und die Ableitung einiger Kennziffern aus den offiziellen Zahlen der EKHN) wurde damals von den Verantwortlichen als Affront betrachtet. Dieser Realität nähert man sich heute immerhin verbal an: „4.Klischee: „Das meiste Geld fließt in die Gehälter der Pfarrer“.

P.S.: Die Synode hat dann auf der Frühjahrssynode 2012 abweichend vom Entwurf der Kirchenleitung und trotz eindringlich werbender Schlussvoten des Personaldezernenten Bechinger, des Leiters der Kirchenverwaltung Thomas Striegler und last not least des Kirchenpräsidenten Volker Jung die Zustimmung zum radikalen Abbau der Pfarrstellen abgelehnt. Anstelle einer Reduktion von 2% p.a. beschloss sie die Reduktion um nur 1% p.a.

F.S.

 

Prof. Friedrich Wilhelm Graf (München): Die Attraktivität des Pfarrberufs nimmt ab

Der Professor für Systematische Theologie und Ethik, Friedrich Wilhelm Graf (München), vertrat die Ansicht, dass die Attraktivität des Pfarrberufs abnehme. Im Vergleich zu anderen akademischen Berufen sei der Pfarrer nicht angemessen bezahlt. Daher wanderten Theologen in andere Berufe ab. Zudem spiele Theologie im Selbstverständnis vieler Pfarrer keine Rolle mehr. Diese Entwicklungen hätten die Landeskirchen lange Zeit nicht wahrgenommen und als Arbeitgeber nichts dafür getan, den Beruf des Pfarrers attraktiver zu machen. So gebe es für Theologen keinen nationalen Stellenmarkt. Wer in Bayern sein theologisches Examen gemacht habe, könne nicht ohne weiteres als Pfarrer nach Berlin wechseln.

Nach Grafs Beobachtung zeichnen sich mehrere Trends ab, etwa eine „Feminisierung des Pfarrberufs“. Derzeit seien 32,8 Prozent der Pfarrer weiblich; bei Theologiestudenten stellten Frauen bereits die Mehrheit. Zudem nehme unter angehenden Theologen ein „evangelikaler, neu-pietistischer Frömmigkeitstypus“ zu. Ferner setze sich die EKD nicht ausreichend mit der eigenen Identität auseinander. Graf kritisierte in diesem Zusammenhang die Benennung des Katholiken und ehemaligen Bundesverfassungsrichters Udo di Fabio (Bonn) zum Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats für das Reformationsjubiläum 2017. Auch werde die anhaltend hohe Zahl von Kirchenaustritten in Zukunft zu ökonomischen Problemen führen. Lesen Sie mehr bei Idea.