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Kirchen im Abseits? Säkularisierung in Kirche und Gesellschaft. Von Prof. Gert Pickel, Leipzig

09/2015

19. Juni 2015, Kirchen im Abseits? Säkularisierung in Kirche und Gesellschaft

Präsentation im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kirche im Dialog“ in Backnang

Bildschirmfoto vom 2015-08-24 12_50_07

u.a. zu und mit den Ergebnissen der 5. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU), zu Säkularisierungstheorie versus Wettbewerbstheorie, u.v.a. mehr.

 

„Religion, Religionslosigkeit und Atheismus in der deutschen Gesellschaft? Darstellung auf der Basis sozial-empirischer Untersuchungen“. Von Prof. Gert Pickel, Leipzig.

(EPD), 16. Januar 2014

Soziologe: Religion verliert weiter an Bedeutung

von Christiane Ried

München, Leipzig (epd). Religion wird in der Gesellschaft nach Aussage des Leipziger Religionssoziologen Gert Pickel immer mehr an Bedeutung verlieren. „Eine Rück- oder Wiederkehr des Religiösen lässt sich mit Blick auf empirisches Material nicht finden“, sagte der gebürtige Kronacher bei einer Veranstaltung der Eugen-Biser-Stiftung in München laut Mitteilung. Für nur noch 31 Prozent der unter 35-Jährigen in Westdeutschland spiele Religion eine wichtige Rolle im Leben, in Ostdeutschland seien es nur 20 Prozent.

Hinzu komme, dass sich immer mehr Menschen „neuen Offenheiten“ und „Bastelreligiositäten“ zuwenden, sagte Pickel, der eine Professur an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig innehat. Individualisierte Formen
der Religiosität seien aber häufig temporär und wenig verankert. „Nicht jede Suche nach Lebenshilfe und Orientierung kann als religiös interpretiert werden.“

Während die Zahl der Mitglieder der evangelischen und katholischen Kirche zurückgehe, seien die Anhänger von „bis vor wenigen Jahren kaum sichtbaren“ Religionen angewachsen, sagte der Religionssoziologe. Inzwischen machten die Muslime einen Anteil von fünf bis acht Prozent der Bevölkerung in Deutschland aus…  Zum Beitrag.

Konfessionslose – Residual des Christentums oder Stütze des neuen Atheismus ? von Prof. Gert Pickel

Abstract
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Entwicklung der Konfessionslosigkeit in Deutschland und seinen Gründen. Mittels empirischer Belege wird bestimmt, welche Typen der Konfessionslosigkeit existieren und inwieweit sie Ausdruck eines ‚Neuen Atheismus‘ oder aber exemplarisch für einen eher unspektakulären sozialen Bedeutungsverlust von Religion sind. Konfessionslose erweisen sich dabei als eine plurale Gruppe mit teils divergierenden Interessen. Nur ein Teil sind überzeugte Atheisten, öfter handelt es sich um Menschen, bei denen Religion schon lange keine bedeutende Rolle im Lebensalltag mehr spielt. In dieser Hinsicht sind sie ein Kennzeichen der in modernen Gesellschaften voranschreitenden Säkularisierung. Selbst wenn Konfessionslose nicht unbedingt ‚religiös unmusikalisch‘ sein müssen, bereiten sie durch den von ihnen vollzogenen Traditionsabbruch (religiöses Wissen, religiöse Riten) die Grundlage für eine weiter gehende Säkularisierung und Distanzierung vom Christentum.

Aus dem Artikel:

… Wenden wir uns noch einmal etwas genauer der deutschen Entwicklung zu. Hier muss man zwischen West- und Ostdeutschland unterscheiden…Anders als erhofft, kamen die 1970 einsetzenden Verlustbewegungen der beiden westdeutschen Großkirchen somit bis heute nicht zum Halt…

Diese Erosionsprozesse der Mitgliedschaft in den beiden christlichen Großkirchen drücken sich sozialstrukturell in Altersdifferenzen hinsichtlich der Mitgliedschaften aus: So ist die Zahl der Konfessionslosen in den jüngeren Alterskohorten deutlich höher als in den älteren Alterskohorten. Damit wird auch etwas über die zeitliche Entwicklung ausgesagt und damit über ihre Folgen und die Zukunft: Es handelt sich bei der Zunahme der Konfessionslosigkeit um einen generationellen Wandel. In jeder nachwachsenden Generation finden sich in geringerer Stärke Kirchenmitglieder und in größerer Zahl Konfessionslose. Eine Umkehrung dieser Entwicklung erscheint angesichts der hohen Stabilität dieses Prozesses unwahrscheinlich. Auffällig ist dabei, dass die höchste Zahl der Konfessionslosen in der Altersgruppe zwischen 20 und 40 zu finden ist. Doch Hoffnungen auf jugendliche Kirchrückkehrer sind verfrüht…

…So ist unter den Konfessionslosen auch die Zahl derjenigen, welche einen jugendkulturellen oder hochkulturell-jugendkulturellen Lebensstil verfolgen, erheblich über dem bei evangelischen Kirchenmitgliedern. Gerade die Kombination aus höherer Bildung und Jugend erweist sich für die Abwendung von der Kirche als ungünstige Mischung…

Zweifelsohne kann die Säkularisierung mit dem damit einhergehenden Abbruch religiöser Sozialisation für diese Entwicklung verantwortlich gemacht werden. Doch andere Begründungen sind damit nicht vollständig ausgeschlossen. Und wie stark ist die Abneigung oder Ablehnung gegenüber der Kirche ausgeprägt? Entsprechend stellt sich die Frage, mit welchen Typen von Konfessionslosen man es zu tun hat…

Der vollständige Text im Netz.

Buchhinweis: Unter dem Titel „Konfessionslosigkeit heute“ erschien 2014 der Sammelband einer interdisziplinären Tagung internationaler Wissenschaftler in Jena 2013. Hrsg. Miriam Rose und Michael Wermke. Neben den Herausgebern finden sich Beiträge von Prof. Uta Pohl-Patalong, Prof. Michael Domsgen, Prof. Gert Pickel u.a.