Schlagwort-Archive: Prof. Isolde Karle

„Adam war zunächst kein Mann“. Gespräch mit der Theologieprofessorin Isolde Karle über den Genderansatz in Bibel und Kirche.

11/2017, zeitzeichen,

zeitzeichen: Frau Professorin Karle, im Schöpfungsbericht heißt es „Gott schuf den Menschen als Mann und Frau.“ Würden Sie dem widersprechen?

ISOLDE KARLE: Zunächst einmal: Der Satz hat eine Wirkungsgeschichte nach sich gezogen, die mit dem historischen Sinn nicht mehr viel zu tun hat. Insofern widerspreche ich denjenigen, die in diesen Satz hineinlesen, dass Gott den Menschen als Mann und Frau im Sinne der neuzeitlichen Vorstellung gegensätzlicher Geschlechteridentitäten schuf. Das ist ein unhistorischer Zugang. Die Vorstellung, dass Mann und Frau prinzipiell verschiedene Menschentypen darstellen, die völlig unterschiedliche Fähigkeiten und Tugenden verkörpern, hat sich erst in der Neuzeit herausgebildet. Das ist ein modernes Konstrukt.

 

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„…Konnte nur schief gehen…“ – 10 Jahre „Kirche der Freiheit“. Ein Interview mit Prof. Isolde Karle im WDR.

03.07.2016

10 Jahre „Kirche der Freiheit“ . WDR 5 Diesseits von Eden.

Das Impulspapier der EKD „Kirche der Freiheit“ sollte den Protestantismus fit machen für die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte. Was hat der Impuls bisher gebracht? Im Interview die Bochumer Theologieprofessorin Isolde Karle. Zum Podcast und download.

 

Fällt aus mangels Teilnehmerzahl: ‚Die evangelische Kirche im Reformprozess. Eine Bestandsaufnahme 10 Jahre nach dem Impulspapier „Kirche der Freiheit“ Eine Tagung der Führungsakademie Berlin‘

06/2016,

trotz hochkarätiger Besetzung – der EKD- Ratsvorsitzende Bedford-Strohm sowie Bischof Dröge, EKBO, aber auch Prof. Isolde Karle und Peter Barrenstein/ McKinsey waren als Referenten bzw. Podiumsdiskutanten (s.u.) vorgesehen, wurde die Tagung abgesagt. An der Besetzung kann es nicht gelegen haben… Ob freilich diese Bilanz der Tagung redlicher ausgefallen wäre als die Lobhudelei in den „Zeitzeichen“?

Eine Tagung der Führungsakademie Berlin 22. bis 23. Juni 2016, Berlin

„Am 1. Juli 2006 wurde das Impulspapier „Kirche der Freiheit“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Es führte zu einer neuen, in Breite und Tiefe beeindruckenden Intensität der Auseinandersetzung mit der Frage nach der Zukunft der Kirche und ihrer Gestaltung. Die von diesem Papier ausgehenden Impulse fanden in Inhalten wie Strukturen, auf Ebene der EKD wie der Landeskirchen und ihrer Gemeinde, in Wissenschaft und kirchlich interessierter Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit. Natürlich wurde diese Auseinandersetzung von Anfang an auch kritisch geführt.
Zehn Jahre nach diesem kräftigen Impuls wollen wir den gegenwärtigen Stand der evangelischen Kirche betrachten, die zehn Jahre der Reformbemühungen reflektieren und ausloten, welche Herausforderungen geblieben und welche vielleicht neu hinzugekommen sind. Welche Ziele lassen sich für die kirchliche Entwicklung morgen heute formulieren?“

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Das geplante Programm.

Anm. F.S. Spannend dabei ist nicht allein, dass diese hochkarätig besetzte Tagung mangels Teilnehmerzahl abgesagt werden musste. Interessanter ist vielleicht der Umstand, dass das vorgesehene Podium zum Thema „Die Zukunft der evangelischen Kirche gestalten“ besetzt gewesen wäre mit Dr. Peter Barrenstein, McKinsey und AEU-Vorstand (vgl. den Artikel von Dr. Dieter Becker). Nicht aber mit dem Ratsvorsitzenden Bedford-Strohm oder Bischof Dröge.

Neue Lust auf Leitung in der EKD II: Peter Barrentstein, Führungsakademie der EKD, sieht keinen Reformstress und fordert Bezahlung der Pfarrer nach Leistung.

13.11.14, Gespräch mit Peter Barrentstein, Führungsakademie der EKD, Berlin/ McKinsey
mit Wolfgang Thielmann, Christ & Welt

Leider steht der Text nicht im Netz. daher hier wenige, sprechende Zitate. Die Personalführung der EKD hat einen Namen: Peter Barrenstein/FAKD. Das erklärt das Gewicht der folgenden Aussagen:

…C & W: Sollte ein erfolgreicher Pfarrer mehr Gehalt bekommen?

Barrenstein: Ja, selbstverständlich. Oder eine reizvolle Aufgabe. Die Wirtschaft
achtet darauf, gute Leute zu fördern und Leistungsbereitschaft zu belohnen…

C & W: Die Theologieprofessorin Isolde Karle sieht die evangelische Kirche im
Reformstress. Sie hat ein Buch gegen den Erneuerungsprozess geschrieben…Barrenstein: Ich sehe keinen Reformstress…

C & W: Wie kann die Kirche Pfarrer unter Handlungsdruck setzen?

Barrenstein: Sie muss Pfarrer stärker nach Leistung bezahlen…Der typische Pfarrer bekommt ja gar nicht mit, wie gut oder schlecht seine Predigt ist…

C & W: Gehen Sie regelmäßig zum Gottesdienst?
Barrenstein: Ich gehe selten in Gottesdienste…

Wormser Wort: Inhalte durch neue Studie von Prof. Isolde Karle bestätigt

Semper reformanda. Die Kirche und ihre Reformdiskurse

Kurzbericht von der Landeskirchenstudie im Rahmen der Tagung der Fachgruppe Prakt. Theologie vom 18.-20.09.2013 in Berlin
Interdisziplinäres Forschungsprojekt „Kirchenreformen im Vergleich“
Gegenstand auf evangelischer Seite: die Württembergische Landeskirche, die Ev. Kirche in Mitteldeutschland (EKM), die Nordkirche.

Wir zitieren aus dem aufschlussreichen Vortrag, der etliche sensationelle Interviewaussagen kirchenleitender Personen enthält:

„Stefanie Brauer-Noss führte dazu in den vergangenen Jahren halbstandardisierte, leitfadengestütze Interviews mit leitenden Geistlichen und nicht ordinierten kirchenleitenden Personen… durch. …Es hat uns überrascht, wie offen viele Bischöfe, Prälaten und Oberkirchenräte ihre eigenen Reformvorhaben als ambivalenten beschreiben, wie selbstkritisch sich viele… in den Interviews gezeigt haben…“

Von den Autorinnen wiederholt kommentierte Antworten aus den Interviews mit kirchenleitenden Personen:

Aus der (fusionierten) EKM wird eine Person mit folgenden Antworten zitiert:

„’wir sind ein bisschen verkrümmt in uns selber, in diese Ängstlichkeit: Ach, wie schlimm wird das noch alles’… Mehrfach redet er davon, wie viel Kraft die Reformen gekostet hätten. ‚Die Fusion hat unendlich viel Energie gebunden. Das hätte ich nie gedacht, was so ein Fusionsprozess für Energie, auch seelische Energie, bindet… In einer ständigen Überforderung zu arbeiten, bringt einfach Unruhe in die Landeskirche‘ (S.45)

Trotz der Dissonanzen werden die Strukturreformen in der Regel als zukunftsweisend verteidigt…

Es wird zugestanden, dass die Entscheidungen mit schmerzlichen Verlusten, Kränkungen und Verwerfungen einhergehen… (46).

Viele der interviewten kirchenleitenden Personen betonen denn auch nicht ohne Unzufriedenheit, dass die Reformen in der nahen Zukunft unbedingt zum Abschluss kommen müssten, damit man sich endlich wieder den eigentlich wichtigen theologischen Fragen und der Außenwelt zuwenden könne.“ (S.47)

Zwischenbemerkung: die Nähe zum Inhalt des Wormser Wortes ist selbst bei der Forderung des Moratoriums gegeben.

Und wer initiierte die „Reformen“?

„‚die heutigen Reformprozesse sind ja im Prinzip oft Prozesse, die von Oberkirchenräten, Kollegien, Synoden initiiert werden… (S. 44)… Diese Kirchenreformen der 70er („die von unten kamen“ – an anderer Stelle, Anm. FS.) waren im Prinzip von einer unglaublichen inneren Überzeugung getragen… und ich glaube, da haben wir (heute, Anm. FS) einen anderen Skeptizismus und eine tiefe Verunsicherung…‘ (so eine kirchenleitende Person der Württ. Landeskirche, 44)

Damit machen wir gleichzeitig auf ein lesenswertes Buch aufmerksam, den Tagungsband der o.g. Tagung: Kirchentheorie, Hrsg. Birgit Weyel/ Peter Bubmann, Leipzig 2014. (FS)