Artikel vom 20.03.2015
Ein Vortrag von Prof. Dr. Stephan Lessenich im Rahmen der Werkstatt „Öffentliche Wissenschaft“ am 20. März 2015 im Schader-Forum Darmstadt.
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Wofür betreiben wir eigentlich Soziologie, wofür ist Soziologie gut? Die Soziologie produziert vor allen Dingen Problematisierungswissen: Sie problematisiert gesellschaftliche „Normalität“, sie stellt die vermeintliche Selbstverständlichkeit und Unvermeidbarkeit einer je historisch-konkreten Einrichtung gesellschaftlicher Verhältnisse in Frage. Sie macht die Kontingenz dieser Verhältnisse bewusst: es musste nicht so kommen, wie es kam, und es könnte daher auch anders werden, als es ist. Norbert Elias hat Soziologinnen und Soziologen in diesem Sinne als „Mythenjäger“ bezeichnet: Sie stellen Fragen, säen Zweifel, verbreiten Ungewissheit. Oder, um auch die positive Seite dieser Jagd zu betonen: Soziologen sind Alternativensammler. Sie regen das Denken an, sie zeigen Möglichkeiten auf, sie fordern die soziale Imagination und Kreativität heraus…