Vortrag bei der Konferenz der Ökum. AG Asyl in der Kirche am 9. Oktober 2010 in Berlin
…Daher ist es wichtig, dass sich die Kirchen verstärkt auf ihren prophetischen Auftrag besinnen, wie z.B. durch den Aufruf der Konferenz Europäischer Kirchen, den Weltflüchtlingstag am 20. Juni zu begehen als einen Tag des Gebets und Gedenkens an die Flüchtlinge und Migranten, die an den Außengrenzen Europas ums Leben gekommen sind bei dem Versuch, in Europa ein menschenwürdiges Leben zu finden. Unsere Konferenz findet im Anschluss an die seit 30 Jahren in Deutschland begangene „Interkulturelle Woche“ und den „Tag des Flüchtlings“ am 1. Oktober statt und das gemeinsame Wort der höchsten Repräsentanten der drei christlichen Kirchen in Deutschland hat Regierung und Öffentlichkeit deutlich an unsere Verantwortung gegenüber Flüchtlingen und Migranten erinnert. Der Vorschlag, die Charta von Groningen aus dem Jahr 1988 mit einer neuen Charta der „Sanctuary Bewegung in Europa“ weiter zu entwickeln und an die veränderten Bedingungen der Flüchtlings- und Asylarbeit heute anzupassen, kommt daher zur rechten Zeit und wird hoffentlich der Kirchenasylarbeit in Europa durch stärkere Vernetzung neue Impulse geben. Die Selbstverpflichtung des „new sanctuary movement“ in den USA und die im Entwurf der Charta enthaltenen Verpflichtungen sind nahezu identisch und zeugen von einer breiten ökumenischen Basis für die Zusammenarbeit mit dem Ziel, Flüchtlingen, Asylbewerbern und Migranten durch die Verteidigung ihrer grundlegenden Rechte Schutz und zugleich Gastfreundschaft zu gewähren. … Der vollständige Text.
Charta der neuen „Sanctuary-Bewegung“ in Europa
Weil wir Fremde willkommen heißen wollen, haben wir diese Charta der neuen „Sanctuary-Bewegung“ in Europa beschlossen.
Die Lage der Migranten und Migrantinnen, die in Europa Aufnahme und Schutz suchen, ist alarmierend. Unser Kontinent hat sich zu einer Festung entwickelt, mit der Menschen abgewehrt werden, die vor politischer, ethnischer oder religiöser Verfolgung, vor Krieg oder Bürgerkrieg, vor Umweltzerstörung, Hunger oder Armut fliehen. Durch Militarisierung der Außengrenzen, nahezu unerfüllbare Auf- nahmebedingungen und abschreckende Lebensbedingungen im Inneren wird die Abwehr von Flüchtlingen fortwährend perfektioniert. Viele tausend Menschen hat bereits der Versuch, bei uns Schutz zu finden, das Leben gekostet. In unseren Gesellschaften aber begegnen Meldungen über Flüchtlinge, die im Mittelmeer ertrinken, in Containerlastwagen ersticken oder sich in Abschiebehaftanstalten das Leben nehmen, dem „Fluch der Gleichgültigkeit“ (Hannah Arendt)… Zum vollständigen Text.