Schlagwort-Archive: Schwangerschaftskonfliktberatung

Die 1000plus-Schwangerenberatung und was Katholischsein bedeutet

10. Mai 2014, von Harald Stollmeier

Drei deutsche Bistümer (Speyer, Augsburg, Freiburg) haben Spendenwerbung der Schwangerenberatung Pro Femina/1000plus in ihren Gemeinden verboten; das Erzbistum Freiburg droht Pastören dabei sogar mit persönlicher Haftung. Die Begründungen sind verwandt: Im Wesentlichen heißt es jeweils, die Diözese habe eigene Angebote, denen 1000plus Arbeit und vor allem Spendengelder entziehe.

Ermutigung kommt dagegen aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart: Weihbischof Thomas Maria Renz lobt die Arbeit von 1000plus und hebt hervor, dass 1000plus Frauen helfe, die gerade nicht von den diözesanen Strukturen erreicht würden.

Im Grunde ist alles ganz einfach: Solange pro Jahr über 100.000 Babys im Mutterleib getötet werden, kann es noch lange nicht zu viele Hilfsangebote für ungeplant schwangere Frauen geben. Was also treibt die 1000plus-feindlichen Bistümer um?…  Mehr dazu.

 

Katholikentag VII: Ewiges Kontroversthema Abtreibung der kathol. Kirche wieder präsent

01.06.2014, von Reinhard Bingener und Daniel Deckers

… Das Kontroversthema des Katholikentags ist indes wieder einmal Abtreibung. Kirchenpolitisch ist das ein alter Hut. Über die Frage der Schwangerschaftskonfliktberatung hat sich vor 15 Jahren der deutsche Katholizismus in zwei Lager zerlegt. Rom und seine Unterstützer in Deutschland forderten unter Führung von Kardinal Ratzinger, dass katholische Einrichtungen keine Scheine ausstellen dürften. Die deutschen Bischöfe gehorchten Ratzinger, die meisten unter Murren. Aus dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken heraus gründete sich der Verein „Donum Vitae“, um Frauen innerhalb des staatlichen Systems durch eine Beratung von einer Abtreibung abzuhalten.

Auf dem Katholikentag liegen sich beide Lager wieder in den Haaren. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer nennt Abtreibung mit höchster seelsorgerlicher Zärtlichkeit ein „Massaker im Mutterleib“. Voderholzer war früher Leiter des Instituts Benedikt XVI. in Regensburg, das der frühere Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller gegründet hat, ehe der frühere Regensburger Professor Joseph Ratzinger, dessen Bruder Georg über Jahrzehnte Leiter der Regensburger Domspatzen war, ihn nach Rom geholt hat. Von Regensburg führen viele Wege nach Rom. Zum Bericht der FAZ.

Katholikentag III: Pressemitteilung der Reformbewegungen. Bischöfe dürfen Franziskus-Effekt nicht verpassen

Regensburg 1.6.2014

Zum Abschluss des Regensburger Katholikentages appellieren kirchliche Reformgruppen an die Bischöfe, den positiven „Franziskus-Effekt“ nicht zu verspielen und zu verpassen, und warnen vor einer Folgenlosigkeit dieses Katholikentages. Die Bischöfe dürften nicht nur vom Dialog und Aufbruch reden, sondern müssten endlich konkrete Schritte tun und konkrete Reformen einleiten.

Die zahlreichen ermutigenden Impulse von Franziskus haben große Hoffnungen und Erwartungen bei den Gläubigen geweckt, die nun voller Ungeduld darauf warten, dass der jahrzehntelange pastorale Reformstau endlich abgebaut wird. Papst Franziskus hat die Bischöfe in aller Welt aufgefordert, mutige Vorschläge für die Pastoral in den einzelnen Kulturkreisen zu machen, und hat eindringlich den Klerikalismus kritisiert. Deshalb ist es nun Aufgabe der Bischöfe, die Arbeitsergebnisse aus ihren Diözesen und aus dem bundesweiten „Dialogprozess“ offensiv nach Rom zu bringen. Als Vorsitzender der Deutschen und der Europäischen Bischofskonferenz sowie Mitglied päpstlicher Beratungsgremien trägt Kardinal Reinhard Marx hierbei eine besonders große Verantwortung, damit der weltweite positive „Franziskus-Effekt“ nicht verpufft.

Reformen jetzt!!

Bischöfe und Priester brauchen Mut und Solidarität für eine dringend notwendige Reform der Pastoral, die theologisch geboten ist. Statt der Zusammenlegung zu XXL-Gemeinden braucht es realisierbare Konzepte für lebendige Gemeindearbeit mit Gemeindeleiter/innen und Seelsorge vor Ort. Gemeinden müssen sich im Sinne von Eucharistie versammeln können – unabhängig davon, ob ein Priester anwesend ist oder nicht. Das Sakrament der Eucharistie ist ein Recht eines jeden Getauften und keine Belohnung für Wohlverhalten gegenüber der Amtskirche. Dies gilt auch für nach einer Scheidung Wiederverheiratete. Die katholische Sexualmoral muss auf den Prüfstand, wie auch die veröffentlichten Ergebnisse der Vatikan-Umfrage zur Familien-Synode zeigen. Wo Menschen in der Sexualität zu Objekten gemacht werden, wird die Würde des Einzelnen verletzt, werden Missbrauch, Menschenhandel und Abwertung toleriert.

Ende der klerikalen Volkskirche

Der Regensburger Katholikentag war von einer Volkskirchlichkeit geprägt, wie es sie wohl in keinem anderen deutschen Bistum mehr gibt. Noch stärker hat diesen Katholikentag aber die theologisch konservative Linie des gastgebenden Bischofs Dr. Rudolf Voderholzer und seines Vorgängers Gerhard Ludwig Müller geprägt, die sehr viel mehr auf der Linie des emeritierten Papstes Benedikt als auf der von Papst Franziskus liegt. Die Berufung von Bischof Voderholzer als Berater der Glaubenskongregation, die von Kardinal Müller geleitet wird, wurde während des Katholikentages offiziell bekannt gegeben.

Die vom Regensburger Bischof und anderen Bischöfen vehement vertretene Fokussierung auf den unbedingten Lebensschutz (Ablehnung der kirchlichen Schwangerschaftskonfliktberatung) hat schon jetzt dazu geführt, dass die Positionen der römisch-katholischen Kirche in anderen ethischen Fragen (wie z.B. assistierte Sterbehilfe) in der gesellschaftlichen und politischen Debatte immer weniger Gehör finden.

Die vollständige Pressemitteilung.