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Freiräume zur Selbsterprobung. Warum eine moderne Gesellschaft auf die Lebensphase „Jugend“ nicht verzichten kann. Von Prof. Albert Scherr

01/2018, evangelische aspekte

 

…Dass es „die Jugend“ – also eine in sich homogene Gruppe der Gleichaltrigen – nicht gibt, sondern nur Jugenden im Plural, ist eine der grundlegenden Einsichten der Jugendforschung. Denn die Lebensbedingungen, die typischen Erfahrungen, die Lebensentwürfe und Zukunftsperspektiven Jugendlicher unterscheiden sich in Abhängigkeit vor allem von der sozialen Klassenlage, dem Bildungsniveau, dem soziokulturellen Milieu, dem Geschlecht und den regionalen Bedingungen in städtischen und ländlichen Kontexten. Gemeinsamkeiten, die es gleichwohl sinnvoll erscheinen lassen,

…Jugend ist so betrachtet keine Eigenschaft von Menschen einer bestimmten Altersgruppe, sondern eine genuin gesellschaftliche Einrichtung, die in dieser Form nur in modernen und ökonomisch entwickelten Gesellschaften existiert. Nicht nur die historische Forschung hat aufgezeigt, dass Jugend als eine Entwicklungsphase jenseits der Zwänge der Arbeit in vorindustriellen Gesellschaften nicht – oder jedenfalls nur für privilegierte Minderheiten – existiert hat. International vergleichende Studien stellen auch für die Gegenwart – mit dem Blick auf verbreitete Formen von Kinderarbeit, von sexueller Ausbeutung oder die Rekrutierung von Heranwachsenden als Soldaten für Bürgerkriege – noch fest: „Für einen großen Teil der jungen Menschen weltweit war und bleibt die Idee von ›Jugend‹ als universelles Stadium der Entwicklung unangemessen“, erläutern die englischen Jugendforscher J. Wyn und R.D. White….

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Soziologie als Öffentlichkeitsarbeit. Vortrag von Prof. Stephan Lessenich, LMU MÜnchen.

Artikel vom 20.03.2015
Ein Vortrag von Prof. Dr. Stephan Lessenich im Rahmen der Werkstatt „Öffentliche Wissenschaft“ am 20. März 2015 im Schader-Forum Darmstadt.


Wofür betreiben wir eigentlich Soziologie, wofür ist Soziologie gut? Die Soziologie produziert vor allen Dingen Problematisierungswissen: Sie problematisiert gesellschaftliche „Normalität“, sie stellt die vermeintliche Selbstverständlichkeit und Unvermeidbarkeit einer je historisch-konkreten Einrichtung gesellschaftlicher Verhältnisse in Frage. Sie macht die Kontingenz dieser Verhältnisse bewusst: es musste nicht so kommen, wie es kam, und es könnte daher auch anders werden, als es ist. Norbert Elias hat Soziologinnen und Soziologen in diesem Sinne als „Mythenjäger“ bezeichnet: Sie stellen Fragen, säen Zweifel, verbreiten Ungewissheit. Oder, um auch die positive Seite dieser Jagd zu betonen: Soziologen sind Alternativensammler. Sie regen das Denken an, sie zeigen Möglichkeiten auf, sie fordern die soziale Imagination und Kreativität heraus…

 

Der Vortrag im Wortlaut.