14.10.2015, von Oliver Stenzel, nach Gespräch mit Prälat i.R. Martin Klumpp, Stgt
Handelte es sich bei dem Schulderklärung also nur um ein taktisches Papier? „Zu sagen, die Schulderklärung sei etwas gewesen, womit die evangelische Kirche ihre Schuld aufgearbeitet habe, greift zu kurz. Manches ist heute noch nicht aufgearbeitet“, sagt Klumpp. Er sieht die Relevanz des Dokuments eher in einer Art Langzeitwirkung: „Die Erklärung hat mit bewirkt, dass der Protestantismus nach dem Krieg viel staatskritischer geworden ist. Wenn man sich die gesamte Geschichte der evangelischen Kirche anschaut, dann stellt man fest, dass etwa die protestantische Kirche in Preußen lange Zeit eine Art Nationalkirche war“ – und entsprechend antidemokratisch während des Kaiserreichs und im Nationalsozialismus. Das habe sich nach 1945 grundlegend geändert. Eine Entwicklung in der EKD habe begonnen, die zu einer deutlichen Unterscheidung zwischen Kirche und Staat geführt habe, dazu, dass die EKD sich nun verstärkt kritisch zur Politik äußere. „Die Schulderklärung war der Anfangspunkt dieser Entwicklung“, sagt Klumpp, „ein Samen, von dem das ausging.“ Mehr dazu.