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Die Freude in der Supermaktschlange zu stehen

Ich stehe gerne in der Schlange an der Supermarktkasse. Ich habe die Auszeit bevor ich mein Fahrrad belade immer schon genossen. Noch mehr seit Dr. Mattern mit in einem philosophischen Seminar erklärt hat, dass man dort erkennt, dass die Welt in Ordnung ist. In der Schlange habe ich Zeit die Menschen zu beobachten. Und genau das ist jedes mal spannend.

Grob gesagt gibt es zwei Ansichten zur Natur des Menschen. Die einen sagen die Menschen sind egoistische Wesen, die nur auf ihren Vorteil bedacht sind. Diese politischen und ökonomischen Betrachtungen sehen dann die Gesellschaft oder den Staat als eine freiwillige Beschränkung um die negativen Eigenenergien der Menschen zu verhindern. Die anderen PhilosophInnen gehen davon aus, dass der Mensch ein gutes uns soziales Wesen ist.

Der Beweis für das Gute im Menschen ist simpel und einleuchtend. Alle kleinen Akte der Hilfsbereitschaft lassen sich nur als Ausnahme erklären, wenn die Menschheit egoistisch veranlagt ist. Es gibt kein freundliches die Türe aufhalten oder ein „Nach Ihnen!“.

Daran muss ich immer in der Schlange vor der Kasse denken, wenn ich die anderen Beobachte. Viele sind gestresst und wollen schnell weiter. Aber immer wieder finden sich die Beispiele kleiner Freundlichkeit. EinkäuferInnen mit nur wenigen Waren, die in der Schlange nach vorne gelassen werden. Ein Lächeln und ein „Guten Tag“ zu den KassiererInnen. Heute gab es zum Einkauf Sammelbildchen vom Supermarkt dazu geschenkt. Fast jeder in der Schlange reichte die Sammelbildchen einem kleinem Mädchen weiter. Man kann das als kleine Akte der Freundlichkeit sehen, oder als Zeichen für das Gute in den Menschen.

Wenn Sie also wieder einmal in der Schlange an der Supermarktkasse stehen. Nutzen Sie doch auch die Zeit um sich zu vergewissern, dass die Menschheit gut sein muss. Oder noch besser, geben Sie anderen eine Vergewisserung der Güte. Meistens ist das ziemlich anstecken. Dann muss ich am meisten Lächeln, wenn sich Freundlichkeit plötzlich und ohne Anlass in einer ganzen Schlange ausbreitet.

Taifun auf den Philippinen und die Frage: was tun?

Die Frage stellen sich vielleicht viele. Sie erreichte auch ein philippinisch-deutsches Paar vor Ort. Hier eine Darstellung der Lage jenseits des Medienrummels und die persönliche Antwort auf die Frage in einer eigentlich rein privaten und nicht zur Veröffentlichung gedachten Mail von A&H:

Liebe…
vielen Dank für dein Angebot. Momentan habe ich aber keine Idee wie man wirklich was in die Gebiete bringen kann. Die Lage ist sehr unübersichtlich. Beim Erdbeben in Bohol war die Sache klar. Es gab zerstörte Gebiete und darum herum war die Welt halbwegs in Ordnung. Auch die Insel war ganz gut zu erreichen. Daher haben wir Sachspenden wie Kleider und Fertigsuppen bei unserem KabelTV Versorger abgegeben und der hat das dann nach Bohol geschippert. Dort hat auch noch die lokale Versorgung durch Bürgermeister und NGO’s wie rotes Kreuz gut funktioniert. (Ein Drecksack von Bürgermeister wollte Rote Kreuz Hilfsgüter einkassieren und selbst verteilen. Den Zahn hat man ihm aber schnell gezogen.) Speziell in Gebieten in Leyte wie Tacloban gibt es diese lokalen Behörden in den ersten Tagen aber nicht mehr. Die Strassen gibt es noch aber sie sind großflächig zugemüllt. Ich habe mich immer wieder gewundert wie schnell die Leute hier klar Schiff machen, aber dort waren die Schäden, die Verluste und die Traumatisierung zu groß. Daher hat es ein paar Tage gedauert bis LKWs wieder rollen konnten. Insofern sie an Sprit kamen. Reis für Notfälle gab es dort in Lagerhäusern genug. Aber die waren zerstört und ein Lagerhaus in Tacloban ist zusammengebrochen als Bewohner sich den Reis holen wollten. Dabei sind dann auch mindestens 12 Leute umgekommen. Da die größten Schäden und Verluste dort nicht direkt durch den Sturm sondern die begleitende Sturmflut- die wohl alle überrascht hat- entstanden sind auch massive Häuser stark beschädigt worden. Meine damit den Flughafen und die Hafenanlagen. Militärflugzeuge konnten zwar sehr schnell dort opperieren aber die Ladekapazität von Flugzeugen ist begrenzt aber sie haben immer Leute umsonst ausgeflogen. Die auch nicht immer gut bestückte Verwandschaft in Manila oder Cebu wird sich freuen wenn plötzlich der Rest der Großfamilie aus Tacloban vor der Tür steht. Unser praktisch veranlagter Arbeiter meint daß die dann nicht mehr im Bett liegen sondern schichtweise auf dem Bett sitzen. Auf jeden Fall hatten sie die Lieferungen der Flugzeuge am Anfang gar nicht aus dem Flughafen Gelände herausbekommen. Siehe Straßen und Benzin. Versorgung mit dem Schiff!! Auch nicht so einfach. Die Stadt liegt in einer großen und sehr flachen Bucht. Das bedeutet komplizierte Fahrrinnen. Und die sind nach Sturm und Sturmflut auch nicht mehr da wo sie mal waren. Und so eine Flut geht nicht nur ins Land hinein sondern sie geht auch wieder nach hause. Und sie bringt natürlich Souvenirs aus der Stadt mit. Kühltruhen, LKWs etc. alles Kram wo ein stolzer Dampfer wunderbar draufknallen kann. Man sieht es war nicht einfach. Aber es wird schon viel besser besonders da nun auch die Versorgung über Land ganz gut klappt und auch Schiffe den Hafen wieder erreichen. Besonders Nahrungsmittel der Regierung scheint es in ausreichendem Umfang zu geben.
Was mich eigentlich aufregt ist daß die Berichterstattung sich fast nur mit Tacloban und am Rande auch noch mit Ormoc befasst. Daher kommt übrigens die Mutter von L. S. Gestern hat sie endlich Kontakt mit ihr gehabt. Das Haus scheint aber hinüber zu sein. Die anderen Gebiete über die das Zentrum des Sturmes gerauscht ist wie der Norden von Cebu und Negros sowie die große Insel Panay erscheinen in der Berichterstattung kaum. Die hatten zwar nicht die Sturmflut die für die vielen Toten gesorgt hat aber meine Güte, über die Gebiete ist auch der Sturm der Stürme hinweggefegt. Dort war es natürlich auch sehr schlimm aber man wundert sich wie “’wenig““ dort passiert ist. Auch dort gibt es noch Gemeinden, besonders im Gebirge und auf kleinen Inseln, die noch isoliert sind. Es gibt aber auch erfreuliche Bilder in denen aufgeräumt wird und sich die Leute über verteilte Notrationen hermachen, sogar Märkte mit gutem Angebot und funktionierende kleine Garküchen und Restaurants. Aber man sendet lieber Bilder aus Leyte die zum groß Teil -ohne darauf hinzuweisen- in den ersten Tagen nach dem Sturm entstanden sind. Am liebsten sehe ich die Leute die am ersten Tag schon schreien sie brauchen Versorgung weil sie dem sicheren Hungertod  entgegensehen. Auch der Durst plage sie sehr. Im Vorfeld wurde bis zum erbrechen gepredigt: besorgt euch Wasser Suppen und Kekse für die ersten Tage, bis Versorgung eintrifft. Das kann sich auch jeder leisten. Wasser: natürlich ist es Mist wenn man durstig ist, aber die Leute sitzen in ihren Trümmern und sind umgeben von den Resten des Hausrats. Darunter auch Schüsseln etc. und es regnet dauernd und das nicht zu wenig. Die Eimer die bei uns zuhause rumstehen waren die letzten Tage dauernd vollgeregnet. Die gute Nachricht: an Regenwasser stirbt man nicht. Aber manche jammern halt gerne. Sie haben ja wirklich genug zu jammern, aber halt nicht über Hunger und Durst, und das kurz nach dem Sturm.
Ich habe natürlich leicht zu meckern. Bei uns gibt es jetzt Bratwurst und Krabben in Kokossauce. Irgendwie pervers aber doch gut. Übrigens Kokosnüße. Die liegen dort millionenfach rum -da es massig Palmen erwischt hat- und sie sind voll mit Fruchtsaft. Bedeutet auch Zucker.
Was ich eigentlich nur kurz sagen wollte: Es scheint genug Hilfsgüter zu geben und sie rollen. Finanzielle Hilfen durch den Staat wird es auch geben. Da sollte man aber keine Wunder erwarten.
Das ist natürlich unsere persönliche Stammtischmeinung
Beste Grüße
A&H