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Deutsche Eliten: Die wahre Parallelgesellschaft? – von Prof. Michael Hartmann

1.4.2014 Aus Politik und Zeitgeschichte

Kurz vor Weihnachten 2013 gab Uli Hoeneß, damaliger Präsident des FC Bayern München, dem Bayerischen Rundfunk ein Interview. In diesem beklagte er sich, wie schon in zahlreichen Interviews zuvor, über die unfaire Behandlung im gegen ihn wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe laufenden Strafverfahren. Er sprach von einem „riesigen Prominentenmalus“, weil er der Einzige sei von über 70.000 Selbstanzeigen, „der in epischer Breite in der Öffentlichkeit dargestellt“ würde. Und er fuhr dann fort: „Von einem Steuergeheimnis kann ja schon lange nicht die Rede sein.“ Dabei vergaß er allerdings zu erwähnen, dass sich das Steuergeheimnis naturgemäß nicht auf Gelder beziehen kann, die wie seine in der Schweiz angelegten Millionen dem Finanzamt überhaupt nicht zur Kenntnis gebracht werden.

Seine Einstellung ist typisch für die meisten prominenten Steuerhinterzieher, die in den vergangenen Jahren und Monaten aufgeflogen sind. Vom ehemaligen Post-Chef Klaus Zumwinkel über den Schraubenkönig und Milliardär Reinhold Würth bis hin zur Journalistin Alice Schwarzer – alle beklagen sich über ihre Behandlung, obwohl sie eindeutig eine Straftat begangen haben, bei der es nicht um Kleinigkeiten geht, sondern zumeist um Beträge in Millionenhöhe. Offensichtlich fehlt ihnen ein Unrechtsbewusstsein, ein Gefühl dafür, was sie tatsächlich getan haben.  Zum Artikel.

Der Fall Hoeness – persönliche Tragik mit staatlicher Beihilfe?

Die Anwältin Sylvia Schenk, einst Sportlerin, kämpft heute bei Transparency International gegen Korruption. Ihr Urteil ist nun rund um die Uhr gefragt. „Es ist eigentlich tragisch“, sagt sie nachdenklich. Die frühere Leichtathletin hat den Mann über Jahre als eine Art moralische Instanz wahrgenommen: „Dahin zurückzukehren wird für ihn ganz schwer.“ Die 60-Jährige glaubt, dass Hoeneß’ Leistungen „als Sportler und als Manager bleiben werden“. Aber als Mensch besitze er nur dann eine Chance, wenn er „Reue“ und „Demut“ zeige, „tätige Wiedergutmachung“ leiste. „Er war ja schon immer sozial eingestellt“.

Die Motive sind durch individuelles Fehlverhalten bestenfalls teilweise erklärbar. So wird nach weiteren Gründen gesucht:

Wir wissen bis heute nicht, wer die Parteispender sind, denen Helmut Kohl sein Ehrenwort gab, sie nicht zu verraten. Das ist die Welt, in der Uli Hoeneß groß, sehr groß wurde. Lesen Sie den Artikel.

In ähnliche Richtung argumentiert der Spiegel: Musterstaat Bayern? In Sachen Steuerfahndung kann davon nicht die Rede sein. Der Fall Hoeneß wirft ein Schlaglicht auf Defizite in der Finanzverwaltung des Freistaats, der Rechnungshof bemängelt sie seit Jahren. Nun rächt sich für CSU-Chef Seehofer die lasche Kontrolle von Steuerpflichtigen.