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Weihnachten 2017 – Eine Nachbetrachtung. Von Prof. em. Hermann Häring.

02.01.2018

…Vieles, das uns beunruhigt, weil es unseren religiösen Haushalt stört, werten wir als beunruhigend, weltlich und säkularisiert ab. Genau diese selbstgenügsame, allein zum Himmel gerichtete Frömmigkeit blockiert unseren Blick auf den schleichenden Suizid, dem unsere Welt entgegeneilt. Die Weltsituation lässt keine Auswege mehr zu, denn die Alternativen zwischen Tod und Frieden sind eng aneinander gerückt. Wir können es uns nicht mehr leisten, uns für das archaische Symbol des inneren Neubeginns zu entscheiden und die Vision vom Weltfrieden außen vor zu lassen. Wer unter den Heilsverkündern hat uns am vergangenen Weihnachtsfest also gezeigt, warum und wie das hilflose Kind zum Weltfrieden führen kann? Haben wir die Herausforderung wenigstens im Jahr 2017 verstanden?…
Nach wie vor und trotz päpstlichen Einspruchs präsentiert sich offiziell die römisch-katholische Kirche in Deutschland als egozentrischer Verwaltungsapparat. Die umfassende, alle Menschen verbindende Vision vom Einsatz für eine bessere Welt ist nirgendwo zu erkennen.

Genau dies ist, wie mir scheint, der Grund dafür, dass die Weihnachtsbotschaft vom Friedensfürsten und vom Kind seine subversive Kraft verloren hat….

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Zu Weihnachten sind die Kirchen voll – zur Abwechslung. Und die Predigten langweilig – wie leider so oft. Der Autor des SZ- Magazins, Marc Baumann, fordert: Die Pfarrer müssen mal richtig den Mund aufmachen.

01/2016, SZ-Magazin, HEFT 52/2015 RELIGION

Himmelherrgottnochmal
VON MARC BAUMANN

Zu Weihnachten sind die Kirchen voll – zur Abwechslung. Und die Predigten langweilig – wie leider so oft. Unser Autor fordert: Die Pfarrer müssen mal richtig den Mund aufmachen.
…Als die Finanzkrise 2008 völlig außer Kontrolle zu geraten schien, kritisierte Bischof Wolfgang Huber in der Weihnachtspredigt, das von der Deutschen Bank vorgegebene Renditeziel von 25 Prozent sei »eine Form von Götzendienst« und »das Geld zum Gott geworden«. Schon im Januar 2009 entschuldigte er sich für seine Kritik bei Josef Ackermann. Da fällt einem die Bibelstelle ein, in der Jesus die Geldwechsler und Händler mit der Peitsche aus dem Tempel vertreibt (Matthäus 21,12ff). Ohne spätere Entschuldigung. Wenn schon ein Bischof seine klaren und endlich mal aneckenden Worte zurücknimmt, traut sich dann ein Pfarrer, seiner sowieso immer kleiner werdenden Gemeinde unbequeme Worte zu sagen? Da wird die Angst vor der Zumutung selbst zur Zumutung: einer mutlosen Predigt. …

So sollte eine gute Weihnachtspredigt sein: unerwartet. Irritierend. Herausfordernd. Früher hat der Dorfpfarrer seinen Schäfchen donnernd die Leviten gelesen. Heutige Pfarrer wirken selbst wie Schäfchen. Man möchte ihnen zurufen wie der Engel einst den Schafhirten in jener Nacht vor 2000 Jahren: »Fürchtet euch nicht!«  Zum Artikel.