Schlagwort-Archive: Wolfgang Huber

Turm der Garnisonkirche Potsdam. Baustart bei Sturm und unter Protest.

29.10.2017, Märkische Allgemeine

Der Baustart für den Turm der Garnisonkirche ist am Sonntag in Potsdam unter freiem Himmel gefeiert worden. Wolfgang Huber, Altbischof und Vorsitzender des Kuratoriums der Baustiftung, betonte in seiner Predigt, dass der neue Turm werden solle, was er noch nie war: „ein Zentrum für Frieden und Versöhnung“. Rund 100 Protestierer hielten lautstark dagegen…

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NEUES SPENDENZIEL DER STIFTUNG GARNISONKIRCHE WIDERLEGT BISHERIGE KOSTENPLANUNG. Bürgerinitiative für ein Potsdam ohne Garnisonskirche

8. Juni 2017

Wie den Artikeln der Lokalzeitungen MAZ und PNN am 24.6.2017 zu entnehmen war, stellte Ex-Landesbischof Wolfgang Huber am 23.6. den neuen Spendenkatalog für den Wiederaufbau des Garnisonkirchenturms an der Breiten Straße in Potsdam vor. Er bezifferte die mithilfe des neuen Katalogs anvisierten Spendeneinnahmen auf 18,5 Mio. €… Ein unabhängiger Baucontroller prognostizierte der Stiftung schon vor einiger Zeit Turmbaukosten von etwa 51 Mio. € zum Zeitpunkt der Fertigstellung…. Mehr dazu.

Wolfgang Huber, einst: Von der Babylonischen Gefangenschaft der Kirche.

01/2017

Der ehemalige Ratsvorsitzende der EKD Wolfgang Huber hatte Anfang der achtziger Jahre Anfragen an das kirchliche Finanzwesen gestellt, die unverändert gültig sind:

…gesellschaftlichen Reichtum die Freiheit der Gestaltung verliert, gibt damit zugleich in sehr weitgehendem Umfang die Freiheit der Verkündigung preis; dies zeigt sich am deutlichsten in all den Zusammenhängen, in denen die Freiheit der Verkündigung als gesellschaftskritische Freiheit zur Geltung kommen müsste. In einem solchen Fall besteht die »Babylonische Gefangenschaft« der Kirche darin, dass ihre materielle Struktur den Sieg über das ihr anvertraute Wort der Verheißung davonträgt, dass also im faktischen Vollzug kirchlicher Lehre und kirchlichen Lebens die materielle Struktur der Kirche zur norma normans und die Verkündigung zur norma normata wird. Strukturen aber, auf die eine solche Beschreibung zutrifft, verdunkeln das Bekenntnis zu Christus…. Mehr dazu.

Wolfgang Huber auf einer Tagung des Ethikrates: Kultur der Verantwortung muss schon in der wissenschaftlichen Ausbildung verankert werden.

02/2016

Globale Forschung und Verantwortung
Auf welcher gemeinsamen Grundlage global vernetzte Forschung
verantwortlich stattfinden kann, war Thema einer Tagung, zu der der
Deutsche Ethikrat und die Nationale Akademie der Wissenschaften
Leopoldina nach Berlin eingeladen hatten.

Der Theologe und Ethiker Wolfgang Huber sprach zur Verantwortung des Wissenschaftlers im globalen Wettbewerb. Huber hob hervor, dass neben den zweifellos unverzichtbaren Rechtsregeln und der institutionellen Verantwortung das Ethos der Wissenschaftler von herausragender Bedeutung sei. Als Beispiel für erfolgreiches Engagement von Einzelpersonen nannte er die Gründung der IPPNW.
Er sprach sich dafür aus, die Bereiche der Pluralität von ethisch geprägten Lebensformen und einer allgemein geltenden Moral zu unterscheiden, sie jedoch nicht beziehungslos nebeneinanderzustellen. Mit einer Gleichgültigkeit gegenüber der Frage nach dem Guten verblasse auch die Frage nach den Motiven und Antrieben, die Menschen dazu veranlassen können, sich auch gegen Widerstände an solchen Regeln zu orientieren. Die bloße Kenntnis universaler Regeln reiche nicht aus. Man benötige auch die Bereitschaft, sich für sie einzusetzen. „Wer in einer pluralen Welt an gemeinsamen moralischen Normen interessiert ist, muss deshalb fragen, wie diese sich an unterschiedliche ethische Grundhaltungen zurückbinden lassen.“ Notwendig sei, eine „Kultur der Verantwortung“ schon in der wissenschaftlichen Ausbildung zu verankern. „Auch unter Bedingungen der globalisierten Wissenschaft gilt, dass von der Freiheit der Wissenschaft nur die Rede sein kann, wenn es sich nicht nur um eine institutionell gesicherte, sondern um eine persönlich verantwortete Freiheit handelt“. Auf der Ebene politischer Institutionen müssten sich internationale Organisationen wie die EU verpflichten, im Rahmen ihrer Forschungsförderung nur solche Vorhaben zu unterstützen, die den Bedingungen verantwortlicher Forschung genügen. Darüber hinaus sollten, so Huber, mithilfe internationaler Organisationen wie der WHO und der UNESCO zentrale Elemente wie das Gebot der Biosicherheit völkerrechtlich verankert werden. Eine Orientierung an den Menschenrechten sei dabei von maßgeblicher Bedeutung.

Vgl. S.2

Christen brauchen keine Garnisonskirche. Von Pfr. i. R. Hans Dieter Zepf.

08/2015

Die ehemalige Garnisonskirche in Potsdam, die 1732 eingeweiht wurde, brannte nach dem britischen Bombenangriff im April 1945 aus. Die verbliebene Ruine wurde auf Anordnung von Walter Ulbricht im Juni 1968 gesprengt.

Nach dem Willen von Kirchenleuten, Politikern und Unternehmen soll die Kirche wieder aufgebaut werden.

Es leidet keinen Zweifel, dass kaum eine Kirche ideologisch und historisch so belastet ist wie die ehemalige Garnisonskirche. Hier wurden die Kriege des preußischen Militärs und der Nazis kirchlich gesegnet und vielen ist der Handschlag Hitlers mit dem damaligen Reichspräsidenten Hindenburg noch in Erinnerung. Hitler wurde am 21. März 1933 in einer Zeremonie als Reichskanzler inthronisiert. Die Garnisonskirche wurde so „das Symbol für die Vermählung der konservativen, der deutsch-nationalen Eliten mit der braunen Revolution der Nationalsozialisten – eines der eindrucksvollsten Ereignisse der Geschichte des 20. Jahrhunderts überhaupt“, betont der Historiker Sabrow (zitiert nach Tageszeitung vom 13.10.2012, Artikel: „Kirchlicher Glanz für militärisches Gloria“).

Der ehemalige Bischof und Ratsvorsitzender der EKD Wolfgang Huber hat den Aufbau der Garnisonskirche zu seinem persönlichen Anliegen gemacht. Er ist Vorsitzender des Stiftungskuratoriums. Er argumentiert: „Von diesem Ort soll ein Geist des Friedens und der Versöhnung ausgehen. Und das ist ernst gemeint, weil wir uns den Brüchen der Geschichte stellen wollen, die sich mit diesem Ort verbinden und es könne nicht sein, „dass man die Kirche stellvertretend in Haftung nimmt für das, was mit dem Handschlag zwischen Hindenburg und Hitler versucht wurde.“

Gegen den Wiederaufbau wurde die Bügerinitiative „Für ein Potsdam ohne Garnisonskirche“ gegründet, die anderer Auffassung ist als Huber. „Wer die Garnisonskirche wieder aufbauen will, deutet Geschichte um. Wer die Garnisonskirche wieder aufbauen will und sich damit Versöhnung auf die Fahne schreibt, erklärt die dunkle Nacht zum Zeichen des lichten Tages und versöhnt sich doch nur mit der reaktionären Geschichte Preußens.“ Unterstützung erfahren die Wiederaufbaugegner durch Friedrich Schorlemmer: „Das von brauner Asche besudelte Gebäude kann durch den Neubau nicht reingewaschen werden. Ganz abgesehen davon, dass angesichts leerer Kirchen eine weitere überflüssig ist.“ Und in der Erklärung „Warum wir Christinnen und Christen keine neue Garnisonskirche brauchen“ heißt es unter anderem: „Wir bezweifeln, wie der geplante Neubau dem Konzept eines `Versöhnungszentrums´ entsprechen kann, wenn schon die Zusage nicht mehr gilt, die Kirche unter das Nagelkreuz von Coventry zu stellen. Wir verstehen nicht, wie zum Reformationsjubiläum 2017 die Fertigstellung des Turms dieser Kirche gefeiert werden soll. Wir befürchten, dass damit die notwendige Auseinandersetzung mit den dunklen Seiten der Kirchen der Reformation, ihrem antidemokratischen Geist und ihren antijüdischen Predigten verdrängt wird.“

(Wer die Erklärung mit seiner Unterschrift unterstützen will: www.christen-brauchen-keine-garnisonskirche.de/online-petition)

Der Wiederaufbau soll 100 Millionen kosten, der Turm allein 40 Millionen. Dieses Geld kann sinnvoller verwandt werden.

Die evangelische Militärseelsorge hat für den Wiederaufbau Euro 250.000,– gestiftet.
Welches Interesse hat die Militärseelsorge? Der ehemalige Militärbischof Martin Dutzmann meint: „Die evangelische Militärseelsorge hält es für möglich, die Räumlichkeiten der Garnisonskirche (sofern sie wiederaufgebaut wird -Anm. H.D.Z) für lebenskundliche Unterrichtseinheiten mit Soldatinnen und Soldaten zu nutzen, die von der Evangelischen Militärseelsorge verantwortet werden“ (aus Potsdamer Neueste Nachrichten, 09.07.2012, von Guido Berg). Nachtigall, ik hör` dir trapsen!

Wolfgang Huber, der frühere EKD Ratsvorsitzende, „hat Verständnis für hohe Managergehälter“.

Wolfgang Huber, „hat Verständnis für hohe Managergehälter“ berichtet die SZ am 19.06. (S. 18). Er störe sich nicht daran, dass die Managergehälter stark gestiegen seien. Huber in der Rede auf der Konferenz der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex
wörtlich: „Entscheidend ist, ob die Mitarbeiter glauben, dass das hohe Gehalt ihres Chefs für sie selbst gut ist.“

Anm. F.S.: Diese entscheidende, letzte Frage wäre auch in der Kirche zu stellen: ob die Mitarbeiter glauben, dass das hohe Gehalt ihres Chefs für sie selbst gut ist. Und die Antworten dürften nicht überraschen. Vgl. etwa die Pfarrerzufriedenheitsstudien.

Revisted: Kirchenleitende Personen begrüßten Fusionen von Landeskirchen

Die Reformmaßnahmen der Kirche haben später zu teilweise gravierenden Problemen geführt. Das ist durch die Interviews von kirchenleitenden Personen durch Prof. Isolde Karle erneut bestätigt. Interessant, welche Erwartungen und Verheißungen kirchenleitende Personen noch vor wenigen Jahren mit derartigen Vorhaben verbanden. Wir zeigen das hier am Beispiel der Landeskirchenfusionen.

Wolfgang Huber, Ex- Ratsvorsitzender der EKD zur Fusion der Nordelbischen, der Mecklenburgischen und Pommernschen Landeskirchen zur Nordkirche: „Zeichen für die Reformfähigkeit des deutschen Protestantismus“

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, begrüßte die Zustimmung zum Fusionsvertrag. Damit setzten die Synoden ein deutliches Zeichen für die Reformfähigkeit des deutschen Protestantismus, sagte Huber am Sonnabend in Berlin. Außerdem sei die Entscheidung ein beispielhafter kirchlicher Schritt für die konstruktive Aufnahme der unterschiedlichen Traditionen und Erfahrungen aus Ost und West. Diese Entwicklung begleite er mit „herzlichen Segenswünschen“. Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, der Münchener Landesbischof Johannes Friedrich, sagte, er danke den Verantwortlichen in den drei beteiligten Landeskirchen dafür, dass sie „zu so vielen Kompromissen“ bereit seien.

Zu den Folgewirkungen der Fusion u.a. auch hier.

Thomas Begrich, Finanzdezernent der EKD, zur Fusion der Kirchenprovinz Sachsen (KPS) mit der Landeskirche Thüringen zur EKM:

aus seinem Vortrag: Kann, will und darf die Kirche steuern ? gehalten auf der Tagung „Vom neuen Rechnungswesen zur Steuerung in der Kirche“ in Bad Boll, 17.-18.1.2008; der vollständige Text wurde den Tagungsteilnehmern als download zur Verfügung gestellt.

„Schließlich ist ein wesentlicher Ansatz des Umgangs mit der Macht in der Kirche die Mobilisierung der Handlungsfähigkeit der Mitglieder. Damit ist nicht etwa der Jetzt-Stand abqualifiziert, vielmehr ist ein immer wieder ein neues Reflektieren des Erreichten und eine Fortentwicklung im Sinne der Auftragserfüllung gemeint. Zur Mobilisierung gehört die Stärkung der Eigenverantwortung. Damit einhergeht die Gestaltung einer entwickelten Dezentralisierung, als Beitrag zur Stärkung der Eigenverantwortung. Transparenz schafft eine Voraussetzung für die Wahrnahme von Eigenverantwortung. Bei allem geht es nicht einfach um ein nach vorne offenes Loslassen, sondern zugleich um die Stärkung der Gemeinschaft. So bedarf es weiterer begleitender Elemente, zu denen nicht zuletzt auch Aufsicht gehört. Notwendig ist es daher auch, die Kooperationsfähigkeit der Kirchengemeinden und Einrichtungen zu organisieren. Damit muss eine organischen Sicherung von Solidarität zwischen Starken und Schwachen einhergehen. Dabei geht es nicht darum, die Starken schwach zu machen, sondern den Schwachen so die Möglichkeiten zu geben, dass sie eigenverantwortlich ihre Angelegenheiten wahrnehmen können. Ein gutes Beispiel dafür ist der Finanzausgleich zwischen den Gliedkirchen in der EKD. Die stärkeren Gliedkirchen geben durchschnittlich weniger als 4 % von ihrem Kirchensteueraufkommen an die finanzschwächeren (namentlich die ostdeutschen) Gliedkirchen ab, für die das einen finanziellen Wert bis zu 60 % des eigenen Kirchensteueraufkommens bedeutet! Gleichwohl werden mit diesen Mitteln die ostdeutschen Gliedkirchen finanziell keineswegs so gestellt, wie die finanzstärkeren westdeutschen Gliedkirchen. Es bleibt für sie schwer genug, aber sie werden in die Lage versetzt, eigenverantwortlich ihren Auftrag zu erfüllen. Wie verantwortlich sie damit umgehen, zeigen nicht zuletzt die Fusionsbeschlüsse und Fusionsüberlegungen von Landeskirchen gerade der letzten Zeit.“ (damit war angespielt auf die Fusion der Kirchenprovinz Sachen und Thüringens zur EKM).

Zu den Mühen und der Dauer des Fusionprozesses der EKM vgl. neben dem o.g. Interviews von Isolde Karle auch hier.

 

Bronze-Büste für Altbischof Wolfgang Huber am 20.01. im Konsistorium in Berlin enthüllt

Früher wurde diese Ehre nur Verstorbenen zuteil. So ändern sich die Zeiten:

Das Kunstwerk von Anna-Franziska Schwarzbach wird am Montag (20.1.) auf der Bischofsetage der Kirchenverwaltung in Berlin enthüllt, teilt die EKBO mit.

16. Januar 2014. Berlin (epd). Altbischof Wolfgang Huber wird mit einer Bronze-Büste im Konsistorium der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz geehrt. Das Kunstwerk von Anna-Franziska Schwarzbach soll am Montag auf der Bischofsetage der Kirchenverwaltung in Berlin enthüllt werden, teilte die Landeskirche am Donnerstag mit.

Kommentar eines Lesers: In München hat man mal die Büste von Auslandsbischof Heckel, der Bonhoeffer übel verraten hat, symbolisch verhüllt – und dann fiel sie noch aus Versehen vom Sockel und knallte auf den Boden und kullerte durch die Gegend … Näheres finden Sie beim Bonhoeffer-Verein.

Schorlemmer und Wolfgang Huber im Disput um den Wiederaufbau der Garnisonskirche Potsdam – eines zweifelshalften Symbols deutscher Geschichte.

Der Widerruf von Potsdam – Potsdamer widerrufen den Ruf aus Potsdam nach einer Garnisonkirchenkopie

Voller Unverständnis und Empörung hörten wir jene Botschaft, die vor Jahren als Ruf von Potsdam ihren Weg in die Welt suchte und zum Wiederaufbau eines unheilvollen Symbols aufrief. Unserer Verantwortung vor Geschichte, Gegenwart, Zukunft und unserem Gewissen verpflichtet, erheben wir unsere Stimme und unsere Herzen gegeneinen Nachbau der GARNISONKIRCHE in Potsdam.

Im Jahre 1735 errichtete der preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. ein Monument für sein Militär… Die militaristische Nutzung der Kirche geschah im Geiste von Großmacht, Krieg und Unterdrückung – dem Geist, der sich schließlich im deutschen Faschismus wiederfand. Am 21. März 1933 reichten sich in der GARNISONKIRCHE der Reichspräsident Paul von Hindenburg und der neu ernannte Reichskanzler Adolf Hitler die Hand. Im Ritus des so genannten Tages von Potsdam vermählte sich das militaristische Preußen mit dem aufstrebenden deutschen Faschismus. Doch blieb der Faschismus länger als nur den einenTag Gast in dieser Kirche.

In logischer Konsequenz:
1945 ereilte die Kirche das Schicksal ihrer Botschaft. Sie wurde während eines Bombenangriffes in Trümmer gelegt. Und mit ihr jener Geist, der diese und andere Taten in und vor der Welt zu verantworten hat…

Aller Vernunft zum Trotz finden sich heute wieder Menschen zusammen, die danach trachten, diesem militaristischen Symbol erneut Leben einzuhauchen. Erst offen, der Erinnerung an die preußische Pracht geweiht, heute verdeckt unter dem Mantel vorgeblicher Versöhnungsbestrebungen stadtbauästhetischer Aspekte.

Wer die GARNISONKIRCHE wieder aufbauen will, deutet Geschichte um.

Wer die GARNISONKIRCHE wieder aufbauen will und sich damit Versöhnung auf die Fahne schreibt, erklärt die dunkle Nacht zum Zeichen des lichten Tages und versöhnt sich doch nur mit der reaktionären Geschichte Preußens.

Wer die GARNISONKIRCHE wieder aufbauen will,… handelt im besten Falle naiv und fantasielos – im berechenbarsten aber revanchistisch: Städtebaulich. Politisch. Kulturhistorisch. Zum Widerruf von Potsdam.

Symposium am 22.November 2013: Diskutieren mit Huber und Schorlemmer

Am 22.11.2013 ist es nachmittags soweit: die Stiftung Garnisonkirche und die Landeszentrale für politische Bildung haben sich im Potsdam Museum (Alter Markt 9 – im Alten Rathaus) eingemietet, um das Thema “Die Garnisonkirche Potsdam – Überholtes Wahrzeichen oder neue Mitte ?!” zu diskutieren. Die Veranstaltung ist offen für alle Interessierten, daher wäre es großartig, auch kontroverse Meinungen zu hören. Damit die Mitglieder der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau nicht unter sich bleiben müssen, lädt die BI Potsdam ohne Garnisonkirche ebenfalls zur Symposiumsteilnahme ein. Das Programm birgt einige Höhepunkte:

Ein Propaganda-Highlight steht zu erwarten, wenn gegen 15:00 Uhr Wolfgang Huber erklärt, warum er die Garnisonkirche als Wahrzeichen einer neuen Mitte benötigt. Bis 16:00 darf sich dann das Publikum aussprechen, wobei Martina Weyrauch von der Landeszentrale auf Einhaltung der sittlichen Rede achten wird. Mehr dazu.

Theologe Schorlemmer: Tödliche Wunden kann man nicht heilen

Potsdam. Die Kirche sei Sinnbild der Unterwerfung unter die Obrigkeit, besser sei eine Leerstelle an dem umstrittenen Ort, argumentierte Schorlemmer.

Schorlemmer betonte in seiner Eröffnungsrede: Durch den preußisch-militärischen Gebrauch der Kirche habe man an diesem Platz „Unterwürfigkeit zum Maßstab aller Dinge gemacht“. Wie solle die Kirche von diesem alten Geist getrennt werden, fragte er in Richtung der gut 150 Zuhörer. Zweitens: Dass der Bau nach der Bombardierung durch Alliierte eine Ruine hinterlassen hat, „muss zum Mittelpunkt unseres Denkens werden“, so Schorlemmer. Und drittens: Eine Wiedergutmachung gehe nicht, „man kann doch nicht Wunden heilen, die tödlich waren, und hinterher einen Prachtbau da stehen haben“, so der Theologe. Mahnzeichen: ja. Kirche: nein… Zum Bericht.

Wandel oder Transformation? – Liebesgrüße aus Gütersloh

„Liebesgrüße aus Gütersloh “ von Prof. Matthias Burchardt, Universität Ludwigsburg.

„Spätestens seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts können auffällige Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft beobachtet werden: Politik, Kultur, Medien, Gesundheitswesen, Sozialsysteme, Landwirtschaft, Wirtschaft, Strafvollzug, Polizei, Kirchen, Familien und natürlich das Bildungswesen zeigen in Strukturen, Prozessen, Sprachspielen, Deutungen und Bewertungen ein gänzlich anderes Gesicht. Der vollzogene Wandel wurde in der politischen Rhetorik durch Begriffe wie Reform oder „Modernisierung“ ausgewiesen. Als Legitimation wurde – postlyotard – die große Erzählung der „Globalisierung“ bemüht, Vokabeln wie „Zukunftsfähigkeit“ erzeugten Anpassungsdruck und Thatcher’s TINA-Doktrin (There is no alternative!) gewann unausgesprochen Allgemeingültigkeit. Wie wenig diese Modernisierungsprozesse tatsächlich zur Ermöglichung von Zukunft beigetragen haben, zeigt sich an den diversen Krisen, die einerseits Folge der genannten Maßnahmen sind und gleichzeitig als Argumente für weitere „alternativlose“ Reformen herangezogen werden: ökologische Krise, Klimakrise, Überschuldungskrise, Energiekrise, Wasserkrise, Krise der Sozialsystem, Bildungskrise, Finanzkrise, Euro-Krise, Demokratiekrise, Kulturinfarkt usf.“

Hinter all diesen Prozessen steckt nicht allein die Bertelsmann-Stiftung. Aber ihr Einfluss darauf ist enorm. Welche Mittel, Methoden, Instrumente und – Personen mitwirken, beschreibt Prof. Burchardt in seinem Artikel „Liebesgrüße aus Gütersloh“ auf sehr anschauliche, bisweilen unterhaltsame Weise. Zur Lektüre wärmstens empfohlen!

Matthias Burchardt „Liebesgrüße aus Gütersloh“. Der Artikel ist erschienen in: In: Demokratie setzt aus. Gegen die sanfte Liquidation einer politischen Lebensform. Hrsg. von Ursula Frost und Markus Rieger-Ladich. Sonderheft der Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik. Paderborn 2012. S. 65-77.