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Zorn ist der Anfang für eine bessere Welt. Von Prof. Dr. Heribert Prantl

07/2016, in: Denk doch mal

… Das empört. Empörung über solche Zockerei gibt es schon in Bibel. Alle vier Evangelisten des Neuen Testaments berichten von der sogenannten Tempelreinigung. Die heißt ja nicht so, weil Jesus den Tempelboden geputzt hätte, sondern weil er falsche Einstellungen, den Geist der Habsucht, der Gier, den Geist der ökonomischen Exzesse aus dem Tempel hinauswarf. Jesus steht mit heiligem Zorn im Tempel, eine Geißel aus Stricken in der Hand, er stürzt die Tische um und wirft die Händler und Geldwechsler hinaus, die das „Haus des Vaters“ zur Räuberhöhle gemacht haben. Diese Szene fällt einem ein, wenn man die Exzesse des Ökonomismus studiert.

Der Weihnachtskrippen-Jesus ist ein putziges Kind; der Tempel-Jesus ein gefährlicher Mann. Die Schriftgelehrten suchten von diesem Ereignis im Tempel an nach einer Gelegenheit, ihn umzubringen. Der Zorn Gottes macht den Theologen bis heute gewisse Schwierigkeiten, weil er nicht zu passen scheint zur sanftmütigen Radikalität der Bergpredigt. Aber wenn Gott Menschgeworden ist, wie es die Weihnachtsgeschichte sagt, dann tut es gut, wenn dieser Mensch so menschlich reagiert – und damit auch den Zorn gegen den Finanzkapitalismus, der die Bürger gepackt hat, erhebt…  Zum Artikel.