Die Karsamstag- Ausgabe der Berliner Zeitung ( 30./31. März /1. April 2013, S. 4) enthielt erstaunlich viele Artikel zum Thema Christentum, so den Kommentar von Joachim Frank „Eine nach oben offene Welt“, ebenfalls erschienen in der Frankfurter Rundschau. Dick gedruckt ist in der Mitte der Satz hervorgehoben: „Die Kirchen geben einem Lebensgefühl Raum, mit dem Unberechenbaren zu rechnen. In einer Welt des Kalküls nimmt ihnen diese Aufgabe keine andere Institution ab.“ Dieser Schlusssatz des Artikels endet mit dem Nachsatz: „und mit dem tatsächlich weit mehr gewonnen wäre als mit jeder Moralpredigt und jeder geistlichen Inszenierung.“ Was konkret damit gemeint ist – mit dieser „Unberechenbarkeit“ – bleibt offen.
Christen hätten keine Sondermoral für sich zu beanspruchen, sondern seien einem allen gemeinsamen Wertekanon verpflichtet „Wohl aber handeln Christen aus einer anderen inneren Motivation: Für sie ist – bildlich gesprochen – die Welt nach oben offen. Das nimmt der Welt nichts, fügt ihr aber eine eigene Dimension hinzu. Auf dieser Spur liegt eine Antwort auf die Frage, was verloren ginge, wenn bei uns die Kirchen verschwänden. Uns fehlte die Ahnung, dass wir in unserer Freiheit, unserer Selbstverwirklichung und unserem Bemühen um das Gemeinwohl nicht die ultimative letzte Instanz sind, nicht die letztlich unerträgliche und untragbare Last einer allumfassenden Verantwortung tragen müssen. Ein solches Bewußtsein schmälert nicht unseren Einsatz, führt nicht notwendig zu frommem Schlendrian, sondern schenkt gelassene Souveränität.“
Das sind Sätze, die mich ermutigen, nachdenklich machen aber ahnen lassen, wie wenig in deutschen Zeitungen noch das Wort und die Vorstellung der „Auferstehung und des ewigen Lebens“ ausgesprochen werden kann, ohne als Depp unter Berufskollegen und bei der Leserschaft zu gelten.