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Gender als rotes Tuch

Es gibt Worte, die sind für einige Menschen, wie rote Tücher. Viele von ihnen sind schlimme Schimpfwörter. Sie unterscheiden zwischen weißen imperialistischen Europäern und anderen Menschen. Viele dieser verletzenden Worte haben eine Realität konstruiert in der es möglich war, dass die einen Menschen Gott Lobpreisen, während unter ihren Füßen andere in Ketten liegen. Das recht der einen ist ein Leben in Wohlstand und das Schicksal der anderen Sklavenarbeit und Tod auf einem anderem Kontinent.

Sprache ist das Netz mit dem wir Realität konstruieren. Die konstruierte Realität arbeitet in Kategorien, Zwecken, Aufgaben, Anwendungen … Das Problem ist: unsere Kategorien erfassen meistens nicht die ganze Realität. Begriffe helfen dabei sich in der Welt zu orientieren. Doch gleichzeitig sie werden zu Werkzeugen der Unterdrückung, wenn sie beginnen Menschen in Kategorien zu pressen.

Für einige ist der Abschied von der Konstruierten Realität eine schmerzhafte Vorstellung. Für diese Menschen wird dann das was ihre Ordnung in Schwarz und Weiß bedroht ein rotes Tuch. „Gender“ ist definitiv eines dieser roten Tüchern.

Am 27. 6. sprach Annette Behnken das Wort zu Sonntag. Ihre Botschaft ist eindeutig: die Einteilung in Mann und Frau widerspricht der Vielfalt der Schöpfung. Die Kirche hat in dem sie diese Vielfalt lange nicht Anerkannte Unrecht und Leid begünstigt und geschaffen. Daher ist es nun die Aufgabe für Toleranz zu werben.

Ein Schreiber oder eine Schreiberin (vielleicht auch eines der tausenden Geschlechter dazwischen) auf kath.net stieß sich an diesem Wort. Er oder Sie verfasste einen Artikel dagegen. Das Paradoxon, der Artikel und die Kommentare der LeserInnen zeigt wie wichtig die Botschaft des Wortes ist.

„Einäugige Heuchelei“. Hintergrundinformation zur Berichterstattung im Mordfall Elisabeth Käsemann 1977 .

von Pfr. i.R. Hans Dieter Osenberg. In einem Leserbrief auf die vorausgehende Berichterstattung in mehreren Tageszeitungen wie auch der Süddeutschen vom 16.06.2014
Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Drei Wochen nach jenem Länderspiel Deutschland gegen Argentinien am 5. Juni
1977, als die Ermordung Elisabeth Käsemanns noch wenigen bekannt war, sprach
der Arzt und Theologe Dr. Helmut Franz in der ARD das „Wort zum Sonntag“, gesen-
det vom Saarländischen Rundfunk. Er fragte, „ob einer unserer Fußball-Funktionäre
einmal in den Regierungspalast gegangen ist? Ob er den dortigen Militärdiktatoren
die Verachtung der Menschenrechte in ihrem Land vorgehalten und die Freilassung
der politischen Gefangenen gefordert hat? Es ist kaum anzunehmen. . . Ich finde das
schlimm. Wenn es um die Folterungen geht, dann ist Argentinien weit weg. Geht
es aber um Fußball, blickt fast unsere ganze Nation leidenschaftlich auf dieses
Land.“ Postwendend empörte sich DFB-Präsident und Rundfunkratsmitglied Hermann
Neuberger beim SR-Intendanten Dr. Franz Mai. Er forderte, „dass sich solche
Dinge nicht wiederholen“. Woher der Autor denn sein Wissen habe, fragte er, er,
Neuberger, sei schließlich in Argentinien gewesen. Die Kirche habe „zu Besinnlich-
keit auf den nahenden Sonntag einzustimmen“, aber nicht sich „mit politischem Zungenschlag“ in Dinge einzumischen, die sie nichts angehe. Dabei wusste Neuberger schon vor dem Länderspiel von Elisabeth Käsemanns Ermordung. Der extrem rechtskonservative Intendant Mai pflichtete Neuberger sofort bei. Hätte er den Text vorher gekannt, so schrieb er, wäre er nicht gesendet worden. Das ganze „Wort zum
Sonntag“ sei „eine pseudochristliche, einäugige Heuchelei“ gewesen, weil es die
Menschenrechtsverletzungen im Ostblock nicht angeprangert habe. Ich war damals
als evangelischer Rundfunkpfarrer mit der Kontroverse befasst und verbürge
mich für die korrekten Zitate.