6. Juli 2014, NZZ
«Selbs Justiz» hiess sein erstes, damals noch in Koautorschaft mit einem Freund verfasstes belletristisches Werk. Dass ein Jurist seine literarische Karriere mit einem Kriminalroman beginnt, leuchtet ein. Irritieren kann allenfalls, dass der 1944 in Bielefeld geborene, in Heidelberg aufgewachsene Bernhard Schlink kein Strafrechtler ist. Als 1987 der erste Band der Krimi-Trilogie um den Detektiv Gerhard Selb erschien, war der promovierte Verfassungsjurist bereits ein renommierter Rechtsgelehrter, der, philosophisch beschlagen, zu Fragen des Staatsrechts publizierte. Während sein Stern als Schriftsteller stieg, wirkte er als Richter am Verfassungsgerichtshof von Nordrhein-Westfalen und als Professor in Berlin. All das liess sich vereinen, erstaunlich mühelos sogar, wie Schlink zugibt: «Vielleicht weil die Wahrheit des Rechts ebenso in Worten und Sätzen liegt wie die Wahrheit von Geschichten und weil die Dinge hier wie dort zu ihrem Ende gebracht werden müssen.»… Zum Artikel.