05/2015, Hans- Jürgen Volk
„Der Präses entschuldigt sich
Diese Neubewertung wird in einem bemerkenswerten Schreiben vom 13. April 2015 von Präses Manfred Rekowski an die Pastorinnen und Pastoren nach Artikel 62 KO deutlich – auch im Blick auf Vorgänge der Vergangenheit. Es handelt sich hierbei um ein Begleitschreiben zu einer Handreichung „Ergänzende pastorale Dienste“. Der Text ging an die gar nicht so kleine Gruppe von Menschen, die sich in ungesicherten bis prekären Beschäftigungsverhältnissen befinden oder als „Pastorinnen und Pastoren im Ehrenamt“ Dienste übernehmen. Theologen sind darunter, die völlig durchs Raster gefallen sind und von Hartz IV leben.
Rekowski spricht von einer „misslichen Geschichte der Personalpolitik für den Pfarrdienst“ und beklagt einen „teilweise wenig empathischen administrativen Umgang“ mit seinen Adressaten. Er schreibt weiter: „In der Handreichung haben wir unser Bedauern über diese Entwicklungen ausgedrückt. In diesem Brief aber bitten wir Sie ausdrücklich um Entschuldigung.“
Man kann davon ausgehen, dass bei Rekowski sowohl das Bedauern wie die Bitte um Entschuldigung absolut ernst gemeint sind. Dennoch wird er es bei vielen der so Angesprochenen schwer haben, durchzudringen. Zu schwerwiegend und tief sind die Verletzungen der Vergangenheit.“ Zum Artikel. (scrollen Sie bis zur Zwischenüberschrift „Der Präses entschuldigt sich“.
Anm. F.S.: Das ist m.W. das erste mal, dass sich ein leitender Geistlicher bei einer Gruppe der Pfarrerschaft entschuldigt. Das ist ein wichtiger Schritt. Aber es ist nur ein erster Schritt. „Zu schwerwiegend und tief sind die Verletzungen der Vergangenheit“ urteilt Pfr. Hans-Jürgen Volk. So muss man erwarten, dass weitere Schritte, weitere Abbitten folgen.
In der EKiR. Aber nicht nur dort. Nur ein anderes Beipeil: Schon vor Jahren meinte ein Pfarrer der EKHN, dass sich der Kirchenpräsident für die rigide Einstellungspraxis der 90er Jahre (Einstellung nur mit halber Stelle etc.) bei den damals Betroffenen entschuldigen müsse. Sie werden den Schritt von Rekowski aufmerksam wahrnehmen. Und gespannt sein, wann der Kirchenpräsident der EKHN dem Präses der EKiR folgen wird. Übrigens: die „missliche Geschichte der Personalpolitik für den Pfarrdienst“ betrifft die Landeskirchen kollektiv. Schön, wenn es bei der „misslichen Geschichte“ tatsächlich um Geschichte und nicht auch um Gegenwart handelte.