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Kirchensteuer 2015 auf Rekordniveau. Einnahmen steigen auf elf Milliarden Euro.

22.06.2016, Wirtschaftswoche
Die Kirchensteuereinnahmen in Deutschland sind 2015 trotz sinkender Mitgliederzahlen auf einen Rekordstand gestiegen. Im vergangenen Jahr seien rund 11,46 Milliarden Euro an die katholische und evangelische Kirche geflossen, berichtet die „Bild“-Zeitung unter Verweis auf das Statistische Bundesamt. Im Jahr davor waren es 10,77 Milliarden Euro.

Die katholische Kirche nahm demnach rund 6,09 Milliarden Euro ein, die evangelische Kirche etwa 5,37 Milliarden….  Mehr dazu.

Evangelische Kirche erwartet 2014 mehr als fünf Milliarden Euro Kirchensteuer

10.11.2014

Die evangelische Kirche erwartet für das laufende Jahr einen Höchststand bei den Kirchensteuereinnahmen. Erstmals dürfte die Fünf-Milliarden-Euro-Marke überschritten werden, sagte Ratsmitglied Klaus Winterhoff bei der Synodentagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Montag in Dresden.

„So hohe Kirchensteuereinnahmen hatten wir nominal noch nie“, ergänzte er. Im vergangenen Jahr betrug das Aufkommen 4,8 Milliarden Euro. Zur Quelle.

Leserkommentar:

Gespeichert von Carmen Wulff am/um 10. November 2014 – 17:40

Trotzdem bekommen die Gemeinden -also die Menschen, die diese Kirchensteuern zahlen, signifikant weniger Geld in diesem Jahr. Trotzdem muessen Pfarrer -anders als in der Schweiz und Finnland- fuer immer mehr Gemeindeglieder die Verantwortung uebernehmen und koennen kaum noch Urlaub machen, weil sie keine Vertretungen mehr finden. Trotzdem werden Kirchenkreise und Landeskirchen durch einen dubiosen „erweiterten Solidarpakt“ immer mehr die Kontrolle ueber ihre Finanzen entzogen. Trotzdem gibt es immer noch keine Korrelation zwischen Kirchenmitgliederzahl und Steuervolumen, auch wenn es in einer geradezu paranoiden Zwangshandlung als Argument wiederholt wird.
Alle muessen kuerzen und sparen: von den langjaehrigen ehrenmatlichen Frauenkreisleiterinnen ueber die Jungscharmitarbeiter bis zur wohlhabenden rheinischen Kirche – nur die EKD gibt immer mehr Geld aus. Gibt es eigentlich eine SWAT-Analyse, was genau sie damit erwirtschaftet? Zur Quelle.

Entwicklung der Kirchensteuer ab 1953: fehlende Finanzkrise schafft Argumentationskrise

Interessant, sich einmal die Entwicklung der Kirchensteuer in der Langfristperspektive anzusehen. s. EKD-Statistik.

Spannend wird die Zeit ab Mitte der 80iger Jahre. Damals begann die EKD bekanntlich mit ihren Langfristprognosen bis 2030. Sie prognostizierte pessimistisch einen Rückgang um 50%. Glücklicherweise treffen Langfristprognosen nur selten ein. Karl Popper warnte übrigens schon 1948 in seinem Buch „Prognose und Prophetie in den Sozialwissenschaften“ vor (Langfrist-) Prognosen. Popper: „Die Anwendung der Methode der bedingten Prognosen bringt uns nicht sehr weit. Denn die auffallendsten Aspekte der historischen Entwicklung sind nicht zyklisch. Die Bedingungen ändern sich und es ergeben sich Situationen, die sich sehr stark von allem unterscheiden, was jemals vorher geschehen ist…“. Langfristprognosen sind also zum Scheitern verurteilt. Bezüglich der EKD- Kirchenfinanzen ist das Scheitern der Prognose bisher erfreulich: im Jahres- und EKD- Durchschnitt sanken die Kirchensteuereinnahmen nicht. Vielmehr stiegen die Kirchensteuereinnahmen bspw. ab 1985 bis heute um 1,5% p.a. ! „Reiche“ Landeskirchen mögen etwas über, „arme“ unter diesem Schnitt liegen. Von einer Finanzkrise kann da also nicht die Rede sein. (vgl. dazu auch Bistum Mainz)

Natürlich ist das den Finanzdezernenten nicht verborgen geblieben. Dankend lehnten sie daher die vom Staat angebotene Kompensation für Einnahmeverluste infolge der Einkommensteueränderung von rot-grün im Jahr 2000 ab. Auch wissen die Dezernenten um die Fehlerhaftigkeit ihrer früheren Prognosen. Um nicht in allzu große argumentative Nöte zu geraten, entdeckte man dann vor einigen Jahren das Argument, die Werte der Kirchensteuerentwicklung seien nicht nominal, sondern real (also inflationsbereinigt) darzustellen. Die Behauptung scheint auf den ersten Blick eine gewisse Plausibilität zu besitzen. Diese Argumentation verfängt aber nicht, wie mittlerweile verschiedentlich ausgeführt wurde. Vgl. dazu u.a. Kirche_ohne_(pastorale)_Zukunft  (Artikel „Pfarrstellenbemessung 2025“, insbes. die S. 6f )

EKBO: bisher Zuwachs der Kirchensteuereinnahmen um + 11,29% im Vergleich zum Zeitraum 2012

aus Jahresbericht 2013 für die Landesynode der EKBO vom 23.-26.10.13

Wirtschaftliche Entwicklung. Finanzen

„Die Entwicklung der Kirchenlohnsteuer in Berlin und Brandenburg zeichnet diese positive Situation am Arbeitsmarkt in den ersten acht Monaten des Jahres nach: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist jeweils ein Zuwachs zu verzeichnen (+ 12,98% und
35 + 6,09%). Dies führt insgesamt bei der Kirchensteuer zu einem Plus von 11,29% gegenüber dem Vorjahreszeitraum (+ 13,42% in Berlin und + 4,66% in Brandenburg,
jeweils im Vergleich zum Vorjahreszeitraum). Ähnlich ist die Entwicklung im Bereich der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, die für den Bereich Görlitz von Bedeutung ist: Für die
ersten acht Monate des Jahres 2013 ist ein Zuwachs bei der Kirchensteuer von insgesamt 6,04% (davon Kirchenlohnsteuer + 6,09% und Kircheneinkommensteuer + 5,88%)
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gemeldet worden.“ Lesen Sie mehr.

Vgl. im Vergleich zu den Prognosezahlen zu den Kirchensteuereinnahmen 2013 der EKHN ist die EKBO ganz offen realistisch und stellt anstelle der Prognose 2013 die Statistik der bisherigen Monate des Jahres dar. Dann fällt die Darstellung realistisch und überaus positiv aus. Im Vergleich zur EKHN-Prognose 2013, die – wie auch in den Vorjahren – immer ein Minus ausweist. Auch für das Jahr 2013! Kommentar? Irre Prognose!

Friedhelm Schneider

Jahresbericht 2012/13 der EKHN III: von irren und irrenden Prognosen

von Friedhelm Schneider

Die Kirchensteuereinnahmen steigen 2013, sie stiegen auch schon 2012. Das will zur „große Erzählung“ der kirchlichen Finanzabteilungen,  der Sage von den sinkenden Kirchensteuern aufgrund sinkender Kirchenmitliedschaftszahlen, der in der EKiR so betitelten „einfachen Formel“, ganz und gar nicht passen. 

Wie geht man damit um? Ein Blick in den neuen Jahresbericht der EKHN für 2012/2013 gibt Auskunft (Vgl. S. 6. Überschrift: „Gute Haushaltssituation auch dank vorausschauender Planung“).

Dieser Beitrag lohnt der genaueren Analyse. Wir nehmen Sie in mehreren, kleinen Schritten in dieser und den kommenden Ausgaben vor. Dieser Beitrag verdeutlicht a. wie stark (und erfreulich positiv) wie auch in den letzten Jahren die Realität von den früheren Prognose abweicht (vgl. 1.); b. wie die Prognosen gemacht werden.

 

1. Irrende Prognosen

Vergleichen wir das Ergebnis der letzten Jahre 2011 und 2012 mit der letzten Prognose für diesen Zeitraum  gemäß den veröffentlichten Zahlenangaben der EKHN (!) aus dem Jahr 2011 (entnommen dem Reader zur Pfarrstellenbemessung der EKHN von 2011):

Diagramm IrrendeIrrende_Prognose Prognosen

(zum download Diagramm Irrende Prognosen)

Wir stellen fest: die – negativen, weil einen Kirchensteuerrückgang der Nettokirchensteuer (!) prognostizierenden Zahlen für 2011 und 2012 sind nicht eingetroffen. Die tatsächlichen Einnahmen liegen in 2011 um 24 Mio. € über der Prognose (+ ca. 6%) und im Jahr 2012 sogar um 37 Mio. € (+ 9%) über der im Jahr 2011 für das Jahr 2012 getroffenen Prognose. Nun könnte man sagen: Prognosen können fehlen. Das stimmt. Das müssten sie aber bspw. Nicht in einem Jahr wie 2013. Der Staat verzeichnet wiederum Steigerungen der Lohn- und Einkommensteuer, die sich auch in 2013 bei der Kirchen durch höhere Kirchensteuereinnahmen niederschlagen werden. Die Prognose für 2013 lautet aber wieder Einbruch. Und zwar um ca. 6% wie schon im Jahr 2011. Empirisch ist sie schon heute widerlegt. Man kann das nicht allein mit Dilettantismus erklären. Wie aber dann?

2. Irre Prognosen

Auch ein Vergleich der Prognosen aus dem Jahr 2011 für den Zeitraum von 2011 bis 2014 mit den Prognosen von heute, 2013, für den Zeitraum von 2013 bis 2016 ist aufschlussreich.Hier in zwei Abbildungsversionen:

Diagramm IrreIrre_ Prognosen Prognosen

(download Diagramm Irre Prognosen)

Wir stellen eine nahezu identische Prognosekurve in Bezug auf den statistischen Ausgangswert (jeweils der erste Balken) für die jeweiligen Folgejahre fest. Das mag erstaunen. Denn mit den unterschiedlichen empirischen Wirtschaftsdaten von 2011 und 2013 können die identischen Prognosen ja nicht erklärt werden. Es verwundert auch, dass die Prognosen nicht den Mitgliederrückgang abbilden. Denn dieser Kausalzusammenhang zw. Mitgliederrückgang und Rückgang der Finanzmittel ist ja wesentliches Fundament der „großen Geschichte“ der kirchlichen Finanzabteilungen. Handelt es sich bei der Prognose etwa nur um einen in der Software eingestellten Prognosealgorithmus, der der Einfachheit halber – und weil man unterstellt, dass niemand nachprüft – auf Dauer gestellt wurde? Dies ist natürlich eine ironische Unterstellung – klar. Der ernste Hintergrund: es fällt den Finanzdezernenten zunehmend schwerer, die Diskrepanz zwischen dem Dogma der „einfachen Formel“ und der empirischen Realität zu kaschieren. Solche Diskrepanzen sind untrügliche Zeichen für  – untaugliche – Ideologien. Davon muss sich die Kirche dringend verabschieden. Denn Ideologien führen zuerst in die autoritäre Herrschaft – und in fortgeschrittenem Stadium zu einer Verwandlung der Existenz aus der Wirklichkeit ins Geschichtsbuch. Die DDR lässt grüßen. Und das hat die Reformation, das hat der Protestantismus nicht verdient.

 

Wir sind sicher: das nächste mal wird alles besser. Mindestens aber wird der Prognosealgorythmus geändert werden…

Kürzlich meinte jemand im Gespräch, in der Finanzpolitik der Kirche bräuchte es eine neue Ernsthaftigkeit. Er dürfte recht haben.

 

EKHN – wieder 40 Mio. € Überschuss in der EKHN- Jahresrechnung

Die EKHN ist wieder mit Überschüssen bei der Jahresrechnung 2012 gesegnet.Es handelt sich diesmal um 38 Mio. €. Binnen weniger Jahre ist das bereits der zweite Überschuss an der 40 Mio.- Grenze. Bereits 2010 war ein solcher Überschuss erzielt worden.

Wer ist überrascht? Die Kirchensteuer ist an die Steuerentwicklung der Lohn- und Einkommensteuer gekoppelt (vgl. den Beitrag „Pfarrstellenbemessung 2025 der EKHN in: Kirche_ohne_(pastorale)_Zukunft). Und die stieg in den letzten Jahren im Land Hessen ständig, 2012 um ca. 5,5%. Eine Finanzabteilung, die angesichts solcher Zahlen mit einer Stagnation oder gar einem Minus bei den Einnahmen kalkuliert, plant also abseits der Realität. Für Crash- Fälle gibt es beträchtliche Rücklagen, sodass auch das Vorsichtsprinzip kein Argument darstellt

Lesen Sie hier weiter…

Pfr. Friedhelm Schneider