05/2015, epd
Auch nach ihrer Finanzreform wird niemand genau wissen, wie viel das Vermögen der Evangelischen Kirche wert ist.
Doch auch nach Einführung der „Doppik“ werden die Kirchenfinanzen zu einem guten Teil undurchsichtig bleiben, meint Wirtschaftsprüfer Wolf. Und: „Das Vermögen einzelner Landeskirchen wird definitiv nicht miteinander vergleichbar sein.“
Wolf hat jüngst eine Doktorarbeit veröffentlicht, in der er die Einführung der Doppik in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) analysiert. …Sein Fazit: die Reform macht die Kirchenfinanzen zwar transparenter. Einen realistischen Einblick in die kirchliche Vermögenslage bietet sie aber nur bedingt.
Hauptgrund dafür: Zwar hat die EKD 2006 eine Richtlinie über die Einführung der Doppik erlassen. Diese lässt den Landeskirchen aber große Spielräume, wie sie ihr Vermögen bewerten. Das gilt vor allem für den wichtigsten Posten: die Immobilien. Rund 75.000 Gebäude besitzt die Evangelische Kirche deutschlandweit, gut 20.000 davon sind sakrale Bauten, also Kirchen und Kapellen. Um ihren Wert festzustellen, können die Landeskirchen verschiedene Methoden wählen…
In seiner Doktorarbeit führt der Ökonom ein Beispiel an, wonach dieselbe Kirche in den Bilanzen verschiedener Landeskirchen mal mit einem Euro auftauchen würde, mal mit einer Million – je nach Bewertung. „Vergleichbarkeit“, sagt Wolf, „sieht anders aus.“ Dabei räumt der Betriebswirt ein, dass sich Kirchen nicht ohne weiteres verkaufen lassen. Das aber spiele bei der Bilanz eine untergeordnete Rolle: „Sie soll zeigen, wie viel Vermögen investiert wurde und wo das Kapital gebunden ist.“… Zur Quelle.
Anm. F.S. : Die Frage ist weniger, dass die Ergebnisse der Landeskirchen nicht vergleichbar sind. Insofern greift die Promotion deutlich zu kurz. Die Frage lauten vielmehr:
1. macht es Sinn wie im Falle kirchlicher Immobilien mit hohem Aufwand Vermögenswerte zu ermitteln, die letztlich frei definierbar, also beliebig, sind. Bischof Bedford-Strohm in dem aktuellen Bericht zur Synode der ELK Bayern: “Das Vermögen der Kirche” im Sinne eines einheitlichen verfügbaren Vermögensbestandes gibt es nicht. Nehmen wir allein die Immobilien: Der Wert dieser Gebäude ist nur schwer bezifferbar. Kirchengebäude haben in der Regel keinen realen Handelswert.“ Es ist mittlerweile also jedem klar, dass „auch nach ihrer Finanzreform … niemand genau wissen (wird), wie viel das Vermögen der Evangelischen Kirche wert ist.“
2. macht es Sinn mit hohem Aufwand für die interne Steuerung der Kirche unbrauchbare Werte zu ermitteln, die kein Gemeindeglied je interessiert hat. Mehr noch: die Gemeindeglieder nachhaltig irritieren. Nimmt man also die Menschen wieder in den Blick, wie etwa der badische Bischof Cornelius-Bundschuh im jüngsten Synodenbericht von Landesbischof ist entsprechend die Kirche nicht in Bezug auf ihren Geldwert wie bei der Doppik/NKF bedeutsam, sondern in Bezug auf den Symbolwert des Gebäudes und Kirchenraums. Eine Erkenntnis, die wahrlich nicht neu ist, vgl. z.B. „Kirchliches Immobilienmanagement“, Darmstadt 2004.
Kurz: in der Kirche angewandt ist die Doppik/NKF also geeignet, falsche Fragen in den Raum zu stellen – und diese dann auch noch unzulänglich, nämlich mit riesigen Bewertungsspielräumen zu beantworten. Die Resultate: Fehlallokation von Mitteln führen zu Irritationen bei Gemeindegliedern (Ökonomisierung), Frust und Überforderung bei den Mitarbeitenden (Selbstbeschäftigung) und Verfehlung der eigentlichen Aufgabenstellung „Kommunikation des Evangeliums“.