von Jan-Heiner Tück, Dr. theol, ist Professor für dogmatische Theologie in Wien.
In Peter Handkes Erzählung „Die morawische Nacht“ findet sich die Aussage: „Es wurde dort kein besonderer Glaube gegen irgendwelche bösen Feinde oder feindlichen Brüder verteidigt. Keine Grenzziehungen wurden finster gefeiert. Kein Bollwerk gegen die oder die?…, keine Außenposten eines alleinseligmachenden Christentums.“ Im Sinne dieser Aussage ist festzustellen: Die katholische Kirche hat auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Auffassung, dass nur ein Teil der Menschheit von Gott ins ewige Leben gerettet wird – also den sogenannten Heilspartikularismus – verabschiedet. Der klassische Lehrsatz, dass „außerhalb der Kirche kein Heil“ sei, wurde entsprechend neu gedeutet. Der Rückgriff auf das heilsuniversalistische Erbe in der Heiligen Schrift und der Tradition hat eine dialogische Öffnung zu den nichtkatholischen Kirchen und nichtchristlichen Religionen eingeleitet.