Schlagwort-Archive: Menschenbild der Ökon

Geld und Charakter. Von Alexander Kluge

Stand: 11.3.2016, SWR2 Essay
Geld und Charakter, Von Alexander Kluge

Wie man in den Evangelien von Wundern spricht, erzählt man sich Geschichten von großen Reichtümern. Diesen Erzählungen liegt das Wissen um die Kapitalwirtschaft und das Bild von historisch geprägten Charaktertypen zugrunde. Entweder hockt der Krösus geizig auf seinem Reichtum, oder er gibt sich als Spieler, der bereit ist, alles zu verzocken, oder ihn treibt die Gier wie einen hormongesteuerten Investmentbanker.
Wie prägen und verändern sich Einstellungen zum Geld? Welchen Charaktertyp braucht die Kapitalwirtschaft heute? Und welche Rolle spielt Korruption? Der vielfach ausgezeichnete Filmemacher und Schriftsteller Alexander Kluge befragt den Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Joseph Vogl, den Soziologen Prof. Dr. Dirk Baecker und den investigativen Journalisten Hans Leyendecker. Mehr dazu.

Der Ökonom als Menschenfeind. Rezension des Buchs von Sebastian Thieme.

02/2015, von Norbert Häring

Ist das negative Menschenbild der Ökonomen so tief in dieser Wissenschaft verwurzelt, dass besseres Wissen ihm nichts anhaben kann? Der Hamburger Ökonom Sebastian Thieme hat in seinem sehr lesenswerten Büchlein mit dem Titel: „Der Ökonom als Menschenfeind? einiges „über die misanthropischen Grundmuster der Ökonomik“ zusammengetragen, was diese These stützen könnte.

Er erkennt ein misanthropisches Grundmuster auf drei Ebenen: Da ist zunächst das negative Menschenbild, „das augenscheinlichste und kontinuierlichste Grundmuster“. Es sei „praktisch über die gesamte ökonomische Ideengeschichte hinweg bis heute anzutreffen“. Dann ist da die fast verherrlichte Idee des Wettbewerbs, die Gleichsetzung von Marktwirtschaft und Konkurrenz. Hier argumentiert Thieme ähnlich wie der Papst…

Die Ökonomik muss nicht notwendigerweise ein solch negatives Menschenbild haben. Schon Adam Smith sah den Menschen als Moralphilosoph sehr viel differenzierter und betrachtete in seinem großen Erstwerk über die „Theorie der ethischen Gefühle“ die Sympathie für die Mitmenschen nicht nur als Grundlage der Moral, sondern auch als Triebfeder der menschlichen Arbeit. Smith glaubte auch nicht an den Unsinn, dass sich die Löhne auf freien, wettbewerblichen Märkten nach Angebot und Nachfrage bilden. Sie würden vielmehr gemäß der relativen Machtverhältnisse ausgehandelt… Zur Rezension.