Der seit 1980 in Harvard Politische Philosophie lehrende Michael J. Sandel ist spätestens seit seinem 2012 erschienenen Buch »Was man für Geld nicht kaufen kann. Die moralischen Grenzen des Marktes« (vgl. die Besprechung von Wolfgang Erich Müller in ThLZ 138 [2013], 735 f.) auch in Deutschland einer der bekanntesten Moralphilosophen. Vor allem das Thema »Gerechtigkeit« und seine sehr anschauliche Art, höchst diffizile ethische Dilemmata von allen Seiten zu beleuchten, haben ihn weltweit populär gemacht. Auch im hier möglichst vielen Lesern und Leserinnen empfohlenen Buch führt Sandel – oft in juristischer Argumentationsmanier – eine Vielzahl von aus dem Leben gegriffenen Fallbeispielen vor. Seine Ausführungen sind infolgedessen immer an konkrete Geschehnisse rückgebunden, was gewiss ein Hauptgrund für den Erfolg seiner Vorlesungen und Bücher ist.
Sandel geht davon aus, dass menschliche Moralvorstellungen nicht ein für alle Mal »durch Erziehung und Glauben« feststehen, sondern dass vernunftgeleitete moralische Überzeugungsarbeit möglich ist (vgl. 42). Er hat an dieser Stelle die teils stark ideologisch gefärbten religiösen Grabenkämpfe seines US-amerikanischen Kontextes vor Augen. Das Thema seines Buches beschreibt er folgendermaßen: »Wie also können wir mit unserer Vernunft so erfolgreich durch das umstrittene Terrain navigieren, in dem es um Fragen der Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, Gleichheit und Ungleichheit, die Rechte des Einzelnen und das Allgemeinwohl geht?« (43). …
Michael J. Sandel, Aus dem Amerik. v. H. Reuter.
Gerechtigkeit. Wie wir das Richtige tun
Berlin: Ullstein 2013. 413 S. Geb. EUR 21,99. ISBN 978-3-550-08009-8.