„Kirchenleitende Führungskräfte denken um“. Gedanken zum Artikel von Pfr. Dr. Kurt Paesler.

06/2015. Ein Kommentar zum Artikel „Kirchenleitende Führungskräfte denken um“ von Dr. Kurt Paesler, ehem. Pfarrer in Bad Harzburg, jetzt in Neuenkirchen in Oldenburg.

Im Prinzip ist es ja schön, dass ein Umdenken erfolgt – schade ist nur, dass es viel zu spät kommt… und schade ist, dass es überhaupt nötig wurde.

Eine ganze Generation von Pfarrerinnen und Pfarrern wurde einst der launischen Willkür der Kirchenleitenden ausgesetzt. Wozu denn Wertschätzung zeigen, wenn es doch sowieso “zu viele” Bewerber für viel “zu wenige” Pfarrstellen gab? Dann doch lieber die Gehälter kürzen, die Arbeitsbedingungen verschlechtern, Schönheitsreparaturen-Pauschalen erfinden… es gab ja genügend andere, die den Job bestimmt für noch weniger Geld machen würden. Was Jesus zu der großen Ernte und den demzufolge nötigen Arbeitern gesagt hatte, war offenbar vergessen worden, ebenso wie die Tatsache, dass das eigentliche Kapital der Kirche nicht ihr Geld ist, sondern die motivierten Menschen, die in ihr mitarbeiten. – Um die Jahrtausend-Wende ging jeder Leiter eines regionalen Call-Centers respektvoller mit seinen meist ungelernten Angestellten um als die Kirchenleitungen mit ihren Pfarrerinnen und Pfarrern: In der freien Wirtschaft war man sich der Tatsache bewusst, dass der Erfolg eines Unternehmens zu großen Teilen von der Motivation der Mitarbeiter auf den Schlüsselpositionen abhängig ist. Die Kirchen waren von dieser Einsicht damals offenbar noch weit entfernt, und dass uns die Kirchenleitenden auf den Konventen mit “Bruder” anredeten, war kein wirklicher Hinderungsgrund, mit uns stiefbrüderlich umzugehen.

Inzwischen hat sich das Blatt gewendet: Kaum ein junger Mensch will unter diesen Bedingungen noch Pfarrer werden, die Predigerseminare sind verwaist und zum großen Teil geschlossen, denn kaum jemand möchte für ein grenzwertig niedriges Gehalt immer größere und anonymere Gemeinde-Bezirke verwalten (mehr als das ist es ja nicht!) müssen und dabei auch noch in einem baufälligen Pfarrhaus wohnen. Anders als früher entscheidet sich heute kaum noch ein Pfarrers-Kind für ein Theologie-Studium, denn es kennt die Lebensbedingungen seiner Eltern ja aus eigener Anschauung: Die heute noch aktive Pfarrerschaft ist nach anderthalb Jahrzehnten der “Reformen” müde, krank und kaputtgespielt… – und nun, da inzwischen ganze Regionen pfarramtlich unterversorgt sind und die eigentlichen Pensionierungswellen erst noch vor der Tür stehen.. nun entdecken die Kirchenleitungen, dass die Pfarrerinnen und Pfarrer eventuell doch etwas Wertschätzung verdient hätten, und in Bayern arbeitet man sogar an einer Dienstordnung, die es uns ermöglichen soll, “gut, gerne und wohlbehalten” unseren Dienst zu tun. – Für mich kommt dieser allgemeine Sinneswandel leider zu spät und unter zu eindeutigen Umständen, um noch glaubwürdig zu sein. Quelle.

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