Schlagwort-Archive: Kriegsursachen

Kriege entstehen nicht aus Versehen. Leserbrief von Prof. Klaus Jürgen Gantzel in der SZ.

05. September 2016, SZ
„Kriege aus Versehen“ (18. August)? Der Kollege Jörg Link präsentiert einen ziemlich undurchdachten und von wenig empirischer Kenntnis getragenen Ansatz zur Ursachenerklärung zwischenstaatlicher Kriege…  Mehr dazu.

EKD-Friedensbeauftragter Brahms macht die westliche Welt für aktuelle Krisen mitverantwortlich.

01/2016, epd

Der kirchliche Friedensbeauftragte Renke Brahms sieht eine immer engere Verbindung zwischen dem inneren Frieden in Deutschland und dem äußeren Frieden in der Welt.

In den Ursachen der Flüchtlingsbewegungen werde die direkte Verbindung zwischen innerem und äußerem Frieden deutlich, sagte Brahms. „Ich frage mich: Müsste es nicht so etwas wie ein Schuldeingeständnis der westlichen Welt geben, was die Verstrickung in diese Ursachen angeht?“ Viele Konflikte gingen beispielsweise zurück auf Grenzziehungen ehemaliger Kolonialmächte, auf wirtschaftliche Interessen oder auf militärische Interventionen…  Zum Bericht.

1. Weltkrieg: Münklers Lehrstück vom Großen Krieg

Hans Otto Rößer

Vergessener Widerstand

Carl von Ossietzky und all die »vergessenen« und vergessen gemachten Deutschen, ihre Einsichten und Kritik, ihre Vorschläge und Ideen sind in den Diskurs über die Ursachen und Folgen des Ersten Weltkrieges sowie des Dritten Reiches einzubeziehen. Ihr Wirken für ein von militaristischen und nationalistischen Kräften und Politik-Konzepten befreites Deutschland, ihr republikanisch-pazifistisches Engagement für den Aufbau einer sozial gerechten Republik, für eine Aussöhnung mit Frankreich und Polen sowie für ein vereintes Europa auf der Basis der durch den Ersten Weltkrieg geschaffenen Realitäten stellt ein wichtiges Erbe dar. Es spricht für eine Traditionspflege, die all jene als Vorbilder in Erinnerung ruft und als identitätsbildend begreift, die vor und nach 1933 in Deutschland dem Nationalismus, Militarismus und Nationalsozialismus widerstanden, sich der blutigen Gefolgschaft als Pazifisten, Antimilitaristen, »Wehrkraftzersetzer«, Kriegsverräter oder Deserteure versagt und, als einzelne, Verfolgte gerettet oder ihnen geholfen haben. Statt Clark und Münkler im Schloß Bellevue zu hofieren, sollte der Bundespräsident anläßlich des 125. Geburtstages Carl von Ossietzky und mit ihm all die »vergessenen« Pazifisten würdigen. Ehre, wem Ehre gebührt!«
Helmut Donat
Herfried Münkler gilt als Geschichtsrevisionist, der die unter anderem von Fritz Fischer gut begründete Erkenntnis von der Hauptverantwortung deutscher Machteliten an der Entfesselung des Ersten Weltkriegs aus den Köpfen der Menschen verbannen will. Im Duett mit seinem Bruder im Geiste, Christopher Clark, übernimmt er gern die Rolle des Spaßmachers und schlüpft in die Maske eines »marxistischen Imperialismustheoretikers«. Dieser würde doch mit seiner Marotte, »den Imperialismus der europäischen Mächte als Kriegsursache« herauszustellen, die Verantwortung am Krieg immer schon »allen damaligen Akteuren zu gleichen Teilen« zuweisen. Im Abendprogramm für die Erwachsenen werden Münklers Scherze auch schon einmal deftiger. So gehöre zwar der Eindruck der deutschen Invasionstruppen in Belgien, sie würden dauernd von zivilen Heckenschützen aus dem Hinterhalt beschossen, zu den »Phantasien verunsicherter Soldaten«, die das häufige nächtliche friendly fire nicht richtig einordnen konnten. An den daraufhin erfolgten massenhaften Geiselerschießungen und Angriffen auf Zivilisten trügen aber die Belgier deshalb eine Mitschuld, weil sie es versäumt hatten, ihre Garde civique in ordentliche, das heißt genügend militärisch ausschauende Uniformen zu stecken… Zum Artikel

Warum gibt es immer wieder Krieg? Die religionskritische Sicht eines Evolutionsbiologen.

Von Michael Schrom, in: Christ in der Gegenwart 7/2014.
Obwohl Kriege unendliches Leid bringen, gelingt es der Menschheit nicht, ihr Zusammenleben gewaltfrei zu organisieren. Warum? Der Dortmunder Evolutionsbiologe Bernhard Verbeek macht ein Zusammenspiel aus Genetik und Kultur dafür verantwortlich. „Bei Kriegen spielen die historische Situation, die kulturelle Umgebung und das kollektive Gedächtnis eine entscheidende Rolle. Dies alles ist mitgestaltet durch das neuronale Gefüge der Individuen und wirkt darauf zurück, bisweilen fatal“, schreibt er in der Zeitschrift „Universitas“ (Juli)…
Die Konflikte in der Ukraine wirken wie ein aktueller Beweis für die Sicht des Evolutionsbiologen. Wladimir Putin, der auf der Krim und in der Ostukraine die separatistische Kriegstreiberei mitunterstützt und mitinitiiert hat, sucht gleichzeitig den Schulterschluss mit den höchsten Repräsentanten der russischen orthodoxen Kirche und lässt dies medial verbreiten. Auch in Kiew organisiert der Staat kirchliche Rückendeckung.
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