Das Mittelstand Sqeezing wirkt sich deutlich auf die Gesellschaft aus. Nicht nur in sogenannten strukturschwachen Regionen, arbeiten immer mehr Menschen in Beschäftigungsverhältnissen, die ihre Existenz nicht sichern können. Lesen sie hier die Pressemitteilung des DGB-Südhessen:
Prof. Reitzig macht an zahlreichen Beispielen deutlich, dass drei Jahrzehnte Deregulierung massive Spuren hinterlassen haben: „Das Ergebnis ist ein tief gespaltener Arbeitsmarkt und eine tief gespaltene Gesellschaft. Diejenigen, die ohnehin viel haben, sind reicher geworden, während gleichzeitig der Mittelstand immer mehr schrumpft und immer mehr Menschen in Armut leben oder von Armut bedroht sind“. In Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, nehme Armut trotz Arbeit sprunghaft zu: „Ein Großteil der neuen Arbeitsplätze sind miserabel bezahlt, befristet, Leiharbeit oder Minijobs. Dazu kommt der Missbrauch von Praktikumsarbeitsverhältnissen, die oft schlecht oder gar nicht bezahlt sind“. Fünf Millionen Arbeitnehmer/innen werden mit Löhnen unter acht Euro abgespeist, 1,2 Millionen sogar mit Löhnen unter fünf Euro“. Von der massiven Ausbreitung des Niedriglohnsektors sind vor allem Frauen und junge Menschern massenhaft betroffen. Prof. Reitzig sprach sich für einen grundlegenden Politikwechsel, die Durchsetzung des Prinzips „Gleiche Arbeit – Gleiches Geld“, deutliche Lohnerhöhungen und für die Einführung eines flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns aus, der ein menschenwürdiges Leben ermöglicht: „Der Mensch ist keine Ware. Wir haben ein Problem bei der Verteilung des Reichtums und nicht bei der Entwicklung der Unternehmensgewinne“.
DGB-Regionssekretär Horst Raupp (Darmstadt) unterstrich die Ausführungen von Prof. Reitzig mit regionalen Arbeitsmarktdaten: „Allein in den letzten zehn Jahren ist die Zahl atypischer Beschäftigungsverhältnisse im Kreis Bergstraße um mehr als 30 Prozent angestiegen. Im Kreis gibt es mittlerweile 1.565 Leiharbeiter und 3.000 sogenannte Aufstocker, also erwerbstätige Hartz IV-Bezieher, deren Arbeitseinkommen so niedrig ist, dass es zum Leben nicht reicht. Armut trotz Arbeit macht auch vor Vollzeitarbeitsplätzen nicht Halt. Im Kreis Bergstraße gibt 11.300 Vollzeitbeschäftigte, deren Arbeitseinkommen (einschließlich Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld) unter der westdeutschen Niedriglohnschwelle von 1.890 Euro brutto liegt. Das bedeutet, dass bereits deutlich mehr als jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte im Kreis Bergstraße im Niedriglohnsektor arbeitet“. Raupp forderte eine neue Ordnung der Arbeit: „Ziel muss es sein, Billigjobs und Ausbeutungsarbeitsverhältnisse zurückzudrängen und gute Arbeit, menschenwürdige Arbeitsverhältnisse und anständige Löhne durchzusetzen. Hungerlöhne und Armutsrenten sind eine Kampfansage an die arbeitenden Menschen“. Raupp forderte zudem eine Deckelung von Managergehältern: „Es kann nicht länger hingenommen werden, dass Manager sich Gehälter bewilligen, die 600 mal höher sind als das Gehalt einer Krankenschwester“.
Die Gewerkschafter/innen aus der Bergstraße, dem Odenwaldkreis und Eberbach sprachen sich für einen grundlegenden Politikwechsel aus: „Es muss endlich wieder Politik für die breite Mehrheit der Menschen gemacht werden statt Politik für Banken und Konzerne. Die Wirtschaft hat den Menschen zu dienen und nicht umgekehrt. Der Mensch ist wichtiger als der Geldsack“.