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Die wichtige Differenz zwischen Management und Sachaufgaben (Thema des Monats)

Management bleibt immer gleich, die Sachaufgaben hingegen, auf die Management angewandt wird, sind so vielgestaltig wie die Gesellschaft selbst. Management ist die Konstante, die Sachgebiete sind die Variablen.

Die vielleicht größte Verwirrung entsteht dadurch, dass Management nicht sauber unterschieden wird von den Sachgebieten, auf die es angewandt wird. Die Quelle der Konfusion sind die Betriebswirtschaftslehre und die MBA-Programme, weil man irrtümlich anzunehmen neigt, dass jemand, der Marketing, Rechnungswesen oder Personalwesen studiert hat, schon deswegen ein Manager, gar ein guter Manager sei. Weniges richtet mehr Schaden an als dieser Irrtum. Management und Betriebswirtschaftslehre sowie die MBA-Programme haben nur wenig gemeinsam.

Entscheidend sind zwei Tatsachen: Erstens, Management erfordert ganz anderes Wissen und andere Erfahrungen als die Erfüllung von Sachaufgaben. Die beiden Elemente, Management und Sachaufgaben, hängen zwar voneinander ab und müssen zusammenwirken, um Ergebnisse zu erzielen, sind aber dennoch ganz verschieden und erfordern unterschiedliche Kenntnisse und Fähigkeiten. Zweitens, Management bleibt invariant, ungeachtet der Sachaufgaben, auf die es angewandt wird. Z.B. kann jemand zwar ein ausgezeichneter Forscher in der Pharmaindustrie, also ein Sachexperte, und dennoch – nicht selten gerade deshalb – gleichzeitig ein schlechter Manager sein, und er läuft Risiko, an seinen Führungsaufgaben zu scheitern. Umgekehrt ist selbst der beste Manager weitgehend hilflos, wenn er von den Sachgebieten der Pharmaforschung nichts versteht. Ein guter Jurist zu sein genügt nicht für die Leitung der Rechtsabteilung eines großen Konzerns und auch nicht, um eine Anwaltssozietät zu führen, denn das erfordert Managementkenntnisse. Diese sind andere als die des Juristen. Andererseits kann ein noch so guter Manager, der selbst kein Jurist ist, eine Rechtsabteilung oder Law-Firm kaum erfolgreich zu managen hoffen, schon allein deshalb, weil ihn die Juristen nicht als Chef akzeptieren werden, eben weil er vom Recht nichts versteht.

Sachgebiete brauchen Management, und je schwieriger sie sind, desto mehr brauchen sie richtiges und gutes Management. Damit Management andererseits professionell angewandt werden kann, braucht eine Führungskraft ein hohes Maß an Kenntnissen über das Sachgebiet. Daher ist es ein krasser, wenn auch weit verbreiteter Irrtum, dass Sachexperten allein wegen ihres Sachwissens auch schon gute Manager seien. Ein genauso schwerwiegender Fehler ist die ebenfalls verbreitete Meinung, dass ein professioneller Manager jedes beliebige Unternehmen, überhaupt jede beliebige Organisation führen könne. Zum Artikel von Prof. Fredmund Malik im Deutschen Pfarrerblatt.

Die hier geschilderte Problematik ist in der Kirche nicht unbekannt, wenngleich sie unbeachtet ist. Denn viele, insbesondere juristische Führungskräfte (Dezernenten etc.) lernen die Kirche erst mit ihrem Dienstantritt richtig kennen. Das wirkt sich dann vielfach im o.g. Sinne schädlich aus. Denn Sachwissen ist immer organisationsspezifisches Sachwissen und systemisches Sachwissen. Defizite bei Neubesetzungen können vermieden werden, wenn als Grundvoraussetzung die aktive Teilnahme in einem Kirchenvorstand/Presbyterium während mindestens einer Periode gilt. Ob die betreffenden Personen dann aber auch gute Manager sind, das steht selbst damit leider noch nicht fest. F.S.

Orientierung der Steuerung an Finanzgrößen (Thema des Monats)

Bei den neoliberalen Reformen fällt die starke, fast ausschließliche Orientierung an Finanzgrößen auf. Sie sollen die Steuerung auf Kurs bringen. Dazu sind sie aber nicht geeignet. Insofern muss der Versuch misslingen. Denn die Finanzgrößen sind Teil der operativen, der kurzfristigen Steuerung. Strategische, langfristige Steuerung basiert hingegen auf anderen Größen, sog. Orientierungsgrößen.

Kirche

In der Kirche stammen solche strategischen Orientierungsgrößen klassischerweise aus der Theologie und/oder der Soziologie. Bis Anfang der 90er Jahre bestimmten diese konzeptuell die Steuerung in der Kirche. Das letzte Große Zeugnis dafür ist die EKHN- Reformschrift „Person und Institution“ aus dem Jahr 1992.

Wir hatten auf den Sachverhalt der Zugehörigkeit des Finanzwesens zur operativen Steuerung in einer früheren Ausgabe der Wort-Meldungen schon einmal hingewiesen. Wir verweisen hier noch einmal auf den Text und insbesondere die entsprechende Grafik der Managementtradition von Gälweiler (St. Galler Schule), vgl. S. 3 des Beitrags.

Entscheidend sind die Konsequenzen, die aus dieser Erkenntnis zu ziehen sind. Die Konsequenz lautet schlicht: die Theologie, sprich: die Theologen, die Bischöfe, die Kirchenpräsidenten, die Präses, dürfen sich nicht länger hinter den „alternativlosen“ Vorgaben der Finanzabteilungen oder mit externen Beratern besetzten Reformzirkeln verstecken. Sie, die Theologen und nicht irgendwelche Kirchenjuristen sind zuständig für die strategische Steuerung. In Managementsprache: sie sind zuständig für die Effektivität. Die Finanzdezernenten hingegen sind „nur“ für die operative Steuerung, für die Effizienz, zuständig. Dabei verstehe man das in Anführungszeichen gesetzte „nur“ nicht falsch. Namentlich im Bereich des Immobilienmanagements oder der Verwaltungstätigkeiten selbst, tut Effizienz immer noch Not. Auch die Frage nach dem angemessenen Rechnungswesen (NKF?) oder nach der Anlagenpolitik braucht ganz offensichtlich neues Nachdenken und neue Impulse und fordert also Aufmerksamkeit. Baustellen gäbe es also im originären Sektor der Finanzdezernate wahrlich genug.

Die Fragestellung der Effizienz ist hingegen bei der Arbeit mit Menschen selbst, also bspw. In der Seelsorge, aber auch der Pädagogik weitgehend unangemessen. Weswegen die an Effizienzgesichtspunkten orientierten „Totalen Qualitatsmessungen“
auch immer wieder ins leere laufen oder völlig unbrauchbare Ergebnisse liefern. Vgl. bspw. das aktuelle Beispiel der Pflegeheime.

Richtiges Management, etwa im Sinne Gälweilers, ordnet also die Bedeutung des Finanzwesens und die Orientierung an Finanzgrößen in der Kirche (wie auch in allen Unternehmen) anders ein als neoliberale Ansätze. Als operative Steuerungsgrößen haben sie keine Priorität gegenüber der Theologie. Das ist es, was die Kirche heute von richtiger Managementlehre (wieder) lernen kann. Das ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als die Aufforderung an alle Theologinnen und Theologen, die Leitung der Kirche nunmehr wieder selbst zu übernehmen. Finanzdezernenten, die einer solchen Managementlehre der St. Galler Schule zuzuordnen sind, erkennt man umgekehrt daran, dass sie sich selbstredend der strategischen Steuerung (der Theologen) unterordnen. Wo dies nicht geschieht, sind Managementprobleme in der Kirche zwangsläufig.

 

Gesundheitswesen

Wenn ärztliche Kunst nur noch Handwerk ist

Bernd Hontschik

…Über die Ethik in der Medizin ist so viel gedacht, geschrieben und gesagt worden, dass es ein Einzelner kaum überblicken kann. Ich möchte es kurz machen und den Kollegen Dittrich zitieren, der in seinem Grußwort zum Deutschen Chirurgentag geschrieben hat: »Wir Chirurgen, egal ob in Klinik, Universität oder Ambulanz, sollten uns darauf besinnen, dass es einen Patienten gibt, der sich mit seinem Leiden in unsere Obhut begibt und wir berufen sind, auf der Basis der Mystik des Arzt-Patientenverhältnisses mit dem Ziel der Heilung, Linderung oder Bewahrung vor Sekundärschäden, den Kern des Leidens zu diagnostizieren, konservative und/oder operative Behandlungsmöglichkeiten im Sinne des Patienten abzuwägen und eine adäquate chirurgische Therapie bis zur Genesung durchzuführen bzw. zu gewährleisten.«

Schöner kann man es in dieser Kürze nicht sagen. In einem einzigen Satz ist fast alles auf den Punkt gebracht, was die chirurgische Ethik – wenn es denn eine gibt – ausmacht. Wer sich aber nun selber prüft und einmal ehrlich in sich hineinhört und diese Schablone auf den eigenen Arbeitsalltag legt, egal ob in Klinik, Universität oder Ambulanz, wird vielleicht ebenso wie ich empfinden: Dieser Satz ist inzwischen meilenweit vom chirurgischen Alltag entfernt, und täglich wird der Abstand zwischen Wunsch und Wirklichkeit größer… Lesen Sie den Artikel im Dt. Pfarrerblatt.

 

Kirche der Freiheit oder Kirche der Distanz?

Das Reformpapier ist gekennzeichnet durch einen Geist, der gezielt dem Geist der Mutlosigkeit und Verzagtheit entgegen wirken und die Chancen und Möglichkeiten der Kirche beherzt ausloten möchte.

Diese Leitintention ist ausdrücklich zu begrüßen und zu würdigen. Auf diesem Hintergrund benennt die Autorin Prof.in Isolde Karle, Bochum, in einem Beitrag drei kritische Punkte im Hinblick auf den konkreten Inhalt des Impulspapiers.

1. Kirche der Distanz

2. Veränderungspathos

3. Die Krise der Kirche – ein Managementproblem?

Die Pfarrstellenbemessung 2025 der EKHN – von Pfr. Friedhelm Schneider

Finanziell geht es der EKHN 2012 gut. Die Kirchensteuern steigen im Trend der zurückliegenden 20 Jahre um 1- 1,5% pro Jahr . Dennoch ertönt bei unzähligen Anlässen intern oder in der Öffentlichkeit das Lied der Depression, die Klage vom „Rückgang der Steuereinnahmen um durchschnittlich rund 0,9% aufgrund demografischer Entwicklung“ . Deshalb müsse die EKHN Einsparerfolge erzielen und stellt wiederholt die Frage: „Wie viele Stellen im Pfarrdienst werden wir uns in Zukunft voraussichtlich noch leisten können?“

Lesen die der Artikel zur Debatte der Pfarrstellenbemessung der EKHN-Synoden 2012 von  Pfr. Friedhelm Schneider in Kirche_ohne_(pastorale)_Zukunft