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das evangelische Pfarrhaus

Was prägt Protestanten wirklich? – Auch ein Beitrag zum Thema „Pfarrhaus“

In der letzten Ausgabe der wort-meldungen zu der Position des Zukunftsausschusses der EKKW

zitiert Dekan i.R. Lothar Grigat aus einem Buch, das darstellt,  wie singulär das evangelische Pfarrhaus in der europäischen Kulturgeschichte als Träger der protestantischen Kultur dasteht.

Lesen Sie zum Thema Beitrag der protestantischen Kultur für Europa aus der Sendung von Christoph Fleischmann:

„Das Christentum ist eine schwierige Religion, und der Protestantismus ist seine schwierigste Form. Der Protestantismus ist schwierig, weil wir Protestanten radikal nur das Wort, die Rede von Gott haben – und auch das Sakrament ist auf das Wort verwiesen. Wir haben nur das nackte Wort, da helfen auch alle Symbole, alle gestalteten Mitten, alle Kollarhemden und auch alle liturgischen Riten nicht. Wir haben nur das Wort und sollen reden von dem Gott, der uns liebt und den wir lieben, voller Zweifel und Zaghaftigkeit, voller Leidenschaft und Kraft, voller Mut es riskieren, Gott und uns selbst mit der Rede von ihm aufs Spiel zu setzen – und genau so evangelisches Profil zeigen.“

„Der Theologieprofessor Klaas Huizing, selbst auch Schriftsteller, glaubt, dass die protestantische Konzentration auf das Wort aus der Kirche heraus weit in die Kultur hineingewirkt hat. Er erinnert an die These des Germanisten Heinz Schlaffer, der gesagt hat, die Geschichte der deutschen Literatur ist mehr oder minder im Pfarrhaus erfunden worden. Das geht schon los bei den […] theologischen Meisterdenkern, bei Hamann etwa, der hat schon gesagt: „Gott ist ein Schriftsteller“. Und das war, wenn man heute auf diese These zurückblickt, die ja nun weit 200 Jahre zurückliegt, das war sehr, sehr, sehr hellsichtig. Ich glaube, da hat sehr früh ein Verständnis eingesetzt, dass man sagt: „Wir haben es hier in der Bibel mit literarischen Texten zu tun.“ Und man ist völlig frei, gewissermaßen diese Spur aufzunehmen und selbst neue Texte zu schreiben. Diese Entdeckung der literarischen Qualität der Bibel hat

freigesetzt die Produktivität bei den Schriftstellern und Schriftstellerinnen. Und das ist wirklich empirisch deutlich nachweisbar, dass das im deutschen Protestantismus, in der deutschen Literatur so gewesen ist, und dann kamen nachher noch einige österreichischen Katholiken dazu und sehr viele jüdische Schriftsteller, aber im Grund muss man sagen: Es ging zunächst mal mit dem protestantischen Pfarrhaus los.“ Zum Text der Sendung.