Archiv der Kategorie:
Historisch-kritische Forschung

Die Braunschweiger Landeskirche in den 70er Jahren: Der Grundsatzstreit: Wie ist die Bibel zu lesen und zu verstehen?

05/2017

Kapitel 5

Die lesende Gemeinde. Der Grundsatzstreit: Wie ist die Bibel zu lesen und zu verstehen? 1

Die kritische Theologie dringt in die Gemeinden / Die Gegenbewegung / Die Braunschweiger Thesen zu Bibel und Bekenntnis März 1966 / Innerkirchliche Reaktionen auf die Braunschweiger Thesen / Die öffentliche Diskussion / Die theologisch bewegte Landeskirche / Dem Bruch entgegen / Heintzes Vortrag über „Gottes Wort in Menschenmund“ / Das Kranzbacher Bischofsgespräch / Die Landessynode Mai 1967 / Vortrag Heintzes „Was heißt: ich glaube an Jesus Christus?“ / Die Artikelserie von Eberhard Fincke „Jesus ist anders.“

Wie die Bibel zu lesen und zu verstehen sei, war in der Braunschweigischen Landeskirche seit langem geklärt: die einen so, die andern anders. Der eine wörtlich, der andere mehr liberal; aus der Bibel könne man alles herauslesen, meinte der Volksmund. Man lebte und predigte Unterschiedliches, aber nebeneinander her, ohne sich zu verketzern. Man hatte eine Bibel im Haus, aber im Konfirmandenunterricht zum letzten Mal benutzt, wenn überhaupt. Passende Bibelsprüche hatte man auswendig gelernt und brauchte nicht nachzuschlagen. „Der Herr ist mein Hirte“, zum Beispiel. Dieser gemütliche und unangefochtene volkskirchliche Zustand änderte sich in den 60er Jahren….

Mehr dazu.

Jesus als Reformator. Das neue Buch von Günter Unger, Pfr. i.R. Ein Literaturhinweis.

10/2016

„Zwei Entwicklungen in der frühesten urchristlichen Zeit, nämlich die Sühnopfertod-Deutung und die apokalyptische Interpretation der Sendung Jesu haben, bereit innerhalb des Neuen Testaments und darauf fußend und aufbauend und sich verfestigend, in der Theologiegeschichte der Christenheit, das Bild Jesu und das Verstndnis des irdischen Jesus und seines Heilsangebots so stark übermalt, wie kaum etwas anderes es vermochte. Hier ist ‚Reformation‘ gefragt.“ (209)
Solche Reform bedarf eine Rückkehr zu Jesu Reformansätzen. Auf dem Stand der Exegese leitet Unger diese aus der Tradition de evangelien in mehreren, Antithesen zwischen Jesu und der jüdischen Tradition formulierenden Schritten ab:
1. Jesus und das Religionsgesetzt (Der Sabbat; die Speise- und Reinnheitsgeote; das Fassten: Sünde, schuld, Vergebung; Jesu grundsätzliche Überwindung des Gesetzes)
2. Jesus und der Opferkult
3. Jsu Ansage der Gottesherrschaft
4. Jesus und die Apokalyptik

Das Buch ist wissenschaftlich fundiert, dennoch allgemeinverständlich geschrieben. Es arbeitet pointiert die aktuellen kirchlichen Fragestellungen und Konfliktlinien heraus und bezieht darin eine klare Position. Es eignet sicher daher auch dazu, mit Gruppen der Gemeinde an den Themen zu arbeiten.
Schmerzlich vermissen wird man ein Bibelstellenverzeichnis. Nicht nachvollziehbar ist die den Inhalt dieses gelungenen Werks konterkarierende, esoterisch anmutende Gestaltung des Covers. F.S.

Günter Unger: Jesus als Reformator, tredition – Verlag, 2016

vgl. dazu auch die Rezension des Buchs „Das Glaubensbekenntnis“ desselben Autors.