02.06.2017, domradio.de
Ein Interview mit Kirchenhistoriker Wolf zur Bedeutung der 68er-Bewegung für die Kirche
„Der Aufbruch ist kanalisiert worden“
domradio.de. Das heißt, Sie würden auch so weit gehen und sagen: 1968 hat Kirche gar nicht verändert?
Wolf: Doch. Denn es wirkte nochmal als Katalysator. Das führte natürlich jetzt dazu, dass plötzlich andere Formen der Mitwirkung gefordert wurden. Die dann folgende Würzburger Synode (1971-75) war dann im Grunde der Kompromiss zwischen denen, die diesen Aufbruch wagen wollten, und den Bischöfen, die das irgendwie moderieren wollten. Man hat den Verdacht, dass dieser Aufbruch, dieses Reformpotential, kanalisiert worden ist, in einen Ausschuss verwiesen, auf die lange Bank geschoben. Und dass eine ganze Reihe von heutigen Problemen doch genau die Probleme sind, die man damals diskutiert hat…