10/2015, Die Kolchos-Synode im Mai 2015
von Dietrich Kuessner
aus: Alternatives aus der/ für die Braunschweiger Landeskirche
Kirche von Unten Nr. 137 – August 2015
Die Landeskirche soll sich laut Gesetz vom 15. Juli 2015 regional in Gestaltungsräume aufgliedern, diesen wird eine Anzahl von Pfarrerinnen und Pfarrern zugeteilt, die von den jeweiligen Pröpsten in den Gestaltungsräume verteilt werden. Das ist eine undankbare Aufgabe von Mangelverwaltung, denn es schrumpfen nicht nur die Gemeinden mitgliedermäßig, sondern es bleiben auch die Pfarrerinnen und Pfarrer aus. Sie fehlen schon jetzt an allen Ecken und Kanten. Das Problem der Landeskirche sind nicht schrumpfende Kirchengemeinden vor allem auf dem Lande, sondern die auffälligen Vakanzen auf dem Lande. Großmundig wird seit Jahren verbreitet, man wolle durch neue Maßnahmen gerade die Versorgung auf dem Lande gewährleisten. Die Wirklichkeit beweist das Gegenteil.
Ende Mai beriet nun die Landessynode über den vorgelegten Gesetzestext, nicht darüber, wie man den Vakanzen zu begegnen gedenke. Der Bischof meinte in seinem ersten Bischofsbericht, die Vakanzen machten ihm Sorge. Das ist zu wenig… Zum Synodenbericht.
Sog. „Gestaltungsräume“ kennen wir doch auch aus der EKHN. Hier sind sie meistens auf Dekanatsebene angesiedelt und nennen sich dann „Pastoralräume“. Die undankbare Aufgabe der Mangelverwaltung überlässt man dann auch dem zuständigen Dekanatssynodalvorstand und nennt das Ganze „Stärkung der Mittleren Ebene“. Dabei ist es die Kirchenleitung, also die „Obere Ebene“, die in dem Land-Dekanat, das ich im Blick habe, erst 11,5% der Pfarrstellen kürzt und dann die Neuverteilung der dortigen „Kompetenz“ der Mittleren Ebene überlässt. Dass dann Gebilde geschaffen werden wie z. B. ein Pastoralraum mit einer Pfarrstelle mit vier Dörfern, vier Predigtstellen und einer Kindertagesstätte, zeugt eher von Dilettantismus. Und dass die betroffene Pfarrerin nach nur wenigen Jahren auf dieser Stelle mehr oder weniger krankheitsbedingt die Flucht ergriffen hat, ist kaum verwunderlich. Nach mehreren erfolglosen Ausschreibungen dümpelt das Gemeindeleben mehr oder weniger absterbend oder in administrativen Dingen im Chaos versinkend vor sich hin und die Verantwortlichen können es einfach nicht verstehen, warum auf diese Stelle sich partout niemand bewerben will. Und wer muss hier letztlich die Kohlen aus dem Feuer holen? Nicht die „Obere Ebene“ oder die vorwiegend ehrenamtlich tätigen DSV-Mitglieder der „Mittleren Ebene“, die in ihrer „Weisheit“ die prekäre Situation letztlich zu verantworten haben, sondern die NachbarkollegInnen vor Ort, die neben der Zusatzarbeit durch die Pfarrstellenkürzung nun auch noch als VakanzvertreterInnen einspringen müssen. Und für die sonntäglich zu haltenden zwei Gottesdienste werden händeringend Lektoren bzw. Prädikantinnen gesucht. Und wie reagiert die obere Leitungsebene? Auch hier wird seit Jahren großmundig versprochen, man wolle durch neue Werbemaßnahmen die Pfarrversorgung flächendeckend gewährleisten um „missionarische Volkskirche“ sein zu wollen, „die bei den Menschen in ihrem Kirchengebiet ist mit lebensbegleitender Präsenz sowie Vielfalt kirchlichen Lebens und kirchlicher Angebote“, sowie Aussagen, dass der „Ortsgemeinde als dem Ort des unmittelbaren Lebenszusammenhanges dabei eine besondere Bedeutung zukommt“. Die Wirklichkeit sieht leider, wie so oft, anders aus. Vielleicht erbarmt sich aber eines Tages die zuständige Pröpstin und schickt eine(n) Berufsanfänger(in) in diesen chancenreichen Pastoralraum auf diese Pfarrstelle, der/die sich dort – wie heißt es dann offiziell so schön – „bewähren“ kann, in Wahrheit aber verheizt wird.