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Zur »Religionsmonitor«-Studie 2017: »Muslime in Europa – Integriert aber nicht akzeptiert?« Dt. Pfarrrerblatt

05/2017, M.A. Volker Linhard, Religionspädagoge und langjähriges Mitglied im Landesarbeitskreis der Evang. Männerarbeit in Bayern.

…Ziele der Studie sind es, die Teilhabeaspekte und den gesellschaftlichen Zusammenhalt näher zu untersuchen – unter den Leitfragen: Welchen Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen haben Muslime? Ist der gesellschaftliche Zusammenhalt durch kulturelle und religiöse Differenz möglicherweise gefährdet? Was ist die langfristige Bedeutung der Religiosität für den Integrationsprozess? Volker Linhard hat sich die Studie angesehen.

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Prof. Paul Zulehner zum Bertelsmann Religionsmonitor

Auf der Webseite Religionsmonitor können sich ab Dienstagabend auch alle Internetnutzer selbst anhand der 100 Fragen auf ihre Religiosität oder ihren Atheismus testen und dabei ihre (anonymen) Daten abliefern. Ob sie daraus schlauer werden, ist eine andere Frage. Man kann sich nun individuell, regional, national, geschlechtsspezifisch oder wie auch immer vergleichen und findet sich in einem Ranking. So ist die Welt für Bertelsmann in Ordnung. Möglicherweise aber nicht ganz zweckfrei, hofft zumindest Paul M. Zulehner, Professor für Pastoraltheologie in Wien, in seiner „wissenschaftlichen Interpretation“.

In religiös-weltanschaulicher Hinsicht erweisen sich die untersuchten Kulturen als instabil einerseits, als bunt und in produktiver Bewegung andererseits. Der Ausgang der laufenden Entwicklung ist offen. Das Ergebnis aber ist zunehmend gestaltbar: Auch ein Auto lässt sich dann am ehesten lenken, wenn es in Bewegung ist.

Das Wiener Institut für Praktische Theologie der Katholisch-Theologischen Fakultät, an dem Zulehner tätig ist, möchte schließlich, wie es dort heißt, „die Zeichen der Zeit erkennen und verstehen, um Gesellschaft und Kirche im Sinne der Geschichte Gottes mit den Menschen getragen von der Reich-Gottes-Vision mitzugestalten“. Mehr dazu.

 

Das Wort Gottes und der Zahlenteufel. Zum Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung

Dr. Matthias Burchardt, Uni Köln

Spätestens seit Michel Foucaults Analysen zum Panoptismus ist der Zusammenhang von Sichtbarkeit und Macht offenkundig. Unter dem Zauberwort des ›Monitorings‹ expandiert das Regime des Ökonomismus in alle Lebensbereiche, etabliert Rechenschaftspflichten und Berichtswesen, verkürzt qualitative Phänomene auf quantitative Darstellungen in Zahlen und etabliert das Kriterium der Effizienz und Steuerungsmodelle via Kennziffern, so geschehen in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen im Namen von New Public Management. Dass diese inzwischen ubiquitäre Form des Wirtschaftens im ›neoliberalen‹ Geiste von Milton Friedmann und Gary S. Becker noch nicht einmal die Kriterien sinnvoller Ökonomie erfüllt, ist inzwischen offenkundig, da der Ökonomismus keine Güter oder Lebensfelder (OIKOS) bewahrt oder hervorbringt, sondern diese im Umschlag der kreativen Zerstörung liquidiert. Zum Artikel.

Wandel oder Transformation? – Liebesgrüße aus Gütersloh

„Liebesgrüße aus Gütersloh “ von Prof. Matthias Burchardt, Universität Ludwigsburg.

„Spätestens seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts können auffällige Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft beobachtet werden: Politik, Kultur, Medien, Gesundheitswesen, Sozialsysteme, Landwirtschaft, Wirtschaft, Strafvollzug, Polizei, Kirchen, Familien und natürlich das Bildungswesen zeigen in Strukturen, Prozessen, Sprachspielen, Deutungen und Bewertungen ein gänzlich anderes Gesicht. Der vollzogene Wandel wurde in der politischen Rhetorik durch Begriffe wie Reform oder „Modernisierung“ ausgewiesen. Als Legitimation wurde – postlyotard – die große Erzählung der „Globalisierung“ bemüht, Vokabeln wie „Zukunftsfähigkeit“ erzeugten Anpassungsdruck und Thatcher’s TINA-Doktrin (There is no alternative!) gewann unausgesprochen Allgemeingültigkeit. Wie wenig diese Modernisierungsprozesse tatsächlich zur Ermöglichung von Zukunft beigetragen haben, zeigt sich an den diversen Krisen, die einerseits Folge der genannten Maßnahmen sind und gleichzeitig als Argumente für weitere „alternativlose“ Reformen herangezogen werden: ökologische Krise, Klimakrise, Überschuldungskrise, Energiekrise, Wasserkrise, Krise der Sozialsystem, Bildungskrise, Finanzkrise, Euro-Krise, Demokratiekrise, Kulturinfarkt usf.“

Hinter all diesen Prozessen steckt nicht allein die Bertelsmann-Stiftung. Aber ihr Einfluss darauf ist enorm. Welche Mittel, Methoden, Instrumente und – Personen mitwirken, beschreibt Prof. Burchardt in seinem Artikel „Liebesgrüße aus Gütersloh“ auf sehr anschauliche, bisweilen unterhaltsame Weise. Zur Lektüre wärmstens empfohlen!

Matthias Burchardt „Liebesgrüße aus Gütersloh“. Der Artikel ist erschienen in: In: Demokratie setzt aus. Gegen die sanfte Liquidation einer politischen Lebensform. Hrsg. von Ursula Frost und Markus Rieger-Ladich. Sonderheft der Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik. Paderborn 2012. S. 65-77.