Geschäftsmodelle essen Seele auf

14.04.14  Tim Renner, der sich um Berlins Kultur kümmern soll, plädiert für die Digitalisierungtritt als Propagator des Digitalen auf. Aber worum geht es da eigentlich – um Kultur oder um Vertriebswege?

…Die digitale Revolution war kein Aufbegehren gegen den kulturellen Kanon aus den Subkulturen heraus. Die (zunächst gar nicht geplante) Strategie stammte eher aus dem Regelbuch einer ideologischen Schlüsselfigur der amerikanischen Konservativen, des Steuer-Aktivisten Grover Norquist. Von dem stammt die sehr wirkungsvolle Methode, den von Konservativen so ungeliebten Sozial- und Subventionsprogrammen der Regierung einfach den Geldhahn zuzudrehen. Das erreicht man am einfachsten, indem man die Steuereinkünfte so radikal senkt, dass de facto kein Geld mehr da ist.

Ähnlich funktionierte die digitale Revolution. Die entzog den Bastionen der kulturellen Macht einfach die finanzielle Basis, indem sie ihre Geschäftsmodelle kippte…

Der Siegeszug des betriebswirtschaftlichen, bürokratischen Geistes aber hat den kulturellen Diskursen die Seele geraubt. Wem Fragen um Vertriebs- und Bezahlsysteme den Schlaf rauben, der kümmert sich nicht um das, worum es in der Kultur eigentlich geht – um Leidenschaft, Haltung, Ideen und Ästhetik, um Träume, Wut, Verzweiflung und Glück, um all das eben, woraus man Songs, Symphonien, Gemälde und Filme machen kann.

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