Schlagwort-Archive: EKD Reformprozess „Kirche der Freiheit“

Ein protestantisches Missverständnis: »ecclesia semper reformanda«

01/2017, Dirk Acksteiner, Pfarrer in Sonnefeld, in: Korrespondenzblatt Bayern
„…Gelassenheit und Gottvertrauen Wer heutzutage von einer ecclesia semper reformanda ausgeht, braucht sich eigentlich nicht wundern, wenn gerade die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Kirche früher oder später im Burnout landen. Das kirchliche Handeln wird oft von einer ziellosen Hektik geprägt: Die eine Reform ist noch nicht richtig auf den Weg gebracht, geschweige denn umgesetzt, da kommt schon die nächste. Obendrein sind wir gesellschaftlichen Veränderungsprozessen ausgesetzt, auf die wir keinen Einfluss haben. Zeitgeist und Heiliger Geist müssen mühsam auseinander gehalten werden. Wer unter diesen Bedingungen gut, gerne und wohlbehalten im Pfarramt leben und arbeiten will, sollte zuerst einmal abwarten lernen…“

Mehr dazu, vgl. S.9+10 des Januarheftes

 

Revistet anlässlich 10 Jahre „Kirche der Freiheit“: Ein engagierter Christ begründet seinen Kirchenaustritt.

07/2016 (Text aus 2008)

Kirche der Freiheit oder Kirche der Verantwortung?

Begründung meines Kirchaustrittes
Aus Protest gegen das Impulspapier ›Kirche der Freiheit‹ und dessen Umsetzung durch die EKD trete ich bis auf weiteres aus der Evangelischen Kirche aus.
1. Die ›Kirche der Freiheit‹ ist durchdrungen vom Jargon und den Modellen des Neoliberalismus. Ich betrachte das Dokument als sinnfälliges Symptom einer Immunschwäche der leitenden Kircheninstitution gegenüber einer gesellschaftlichen Tendenz, die von Soziologen treffend als ›ökonomischer Totalitarismus‹ bezeichnet wird.
2. ›Ökonomischer Totalitarismus‹ ist die Homogenisierung aller Lebensbereiche einer Gesellschaft durch das Regime des Managements. Dieses Regime expandiert das Kosten-Nutzen-Kalkül als alternativlose Rationalität, setzt Individuen und Gemeinschaften einem externen Marktdruck aus, indem es ein Kraftfeld der Konkurrenz um knappe Sozialchancen errichtet, auf dem nur derjenige besteht, der ›Alleinstellungsmerkmale‹ ausbildet und seine Humanressourcen besser ausschöpft als die Wettbewerber. Diese Doktrin der Selbstvermarktung unter der kaum verhohlenen Drohung eines ›Rechts des Stärkeren‹ macht Menschen krank und erzeugt soziale Verwerfungen. McKinsey, federführend beim EKD-Papier, ist keine unabhängige Beratungseinrichtung, sondern interessierter Akteur, der die Transformation der Gesellschaft in diesem Sinne vorantreibt…

Mehr dazu.

 

„Kirche der Freiheit“ gescheitert. Fokus muss auf Veränderung des Pfarrerbildes liegen, nicht auf Strukturreformen. Vortrag von Prof. Christian Grethlein bei der Konsultationstagung des Pfarrverbands in Kassel am 16.1.2016.

„Probleme und Herausforderungen – Nachwuchs für den Pfarrberuf“

04/2015, Deutsches Pfarrerblatt

Ab 2020 wird es in den deutschen evangelischen Landeskirchen schwierig sein, frei werdende Pfarrstellen wieder zu besetzen. Schon jetzt zeichnet sich ein Mangel ab. Christian Grethlein fragt nach der längerfristigen Perspektive: Welche Bedeutung hat der Pfarrberuf für die Kommunikation des Evangeliums und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für Berufsprofil und Ausbildung?1

… Das EKD-Impuls-Papier »Kirche der Freiheit« war wohl der Endpunkt dieser problematischen, dem Grundimpuls des Evangeliums widersprechenden Entwicklung. Ein Blick auf seine Zielvorgaben nach 10 Jahren macht sein Scheitern offenkundig.

4.3 Die Entwicklung des Pfarrberufs zum Religionsbeamten bzw. zum Vereinsvorsitzenden ist zu überprüfen

Kommunikationstheoretisch gesehen sind Beamte Organe einer Institution, die autoritativ für geordnete Abläufe sorgen. Es ist eines ihrer wesentlichen Merkmale, dass die Persönlichkeit hinter die übertragene Funktion zurücktritt. In einer Optionsgesellschaft, in der in Fragen der Daseins- und Wertorientierung vor allem in der Form Authentizität kommuniziert wird, verliert das der Form Autorität verpflichtete Organisationsmodell Beamter an Überzeugungskraft. Es kann sogar Kommunikation behindern.

4.4 Hinsichtlich der Ausbildung empfiehlt sich eine größere Flexibilisierung

Eine Berufsausbildung, die eindimensional auf einen Beruf zuläuft und etwa 10 Jahre umfasst, spricht vor allem an Kontinuität interessierte junge Menschen an. Dem steht aber die Grundhaltung der Y-Generation entgegen – sei es aus gesellschaftlichen Gründen erzwungen, sei es als Freiheitsgewinn realisiert.

Angesichts der skizzierten, bleibenden Aufgabe der PfarrerInnen für die Kommunikation des Evangelium, nämlich den Rückbezug auf das Speichermedium und den Anschluss an Jesu Grundimpuls zu gewährleisten, wird die Ausbildung zu PfarrerInnen anspruchsvoll bleiben müssen. Doch zugleich ist dem Rechnung zu tragen, dass sich Theologie zunehmend mit anderen Fächern vernetzt…

Der vollständige Text des Vortrags.

 

Zwischenbilanz EKD-Reformprozess. Zu den Zentren für Gottesdienst.

10/2015

Im Rahmen des Prozesses wurden mehrere Zentren zur Qualitätsentwicklung geschaffen. Zwei davon für den Berich Gottesdienst:
So das Zentrum für Predigtkultur in Wittenberg und das Zentrum für Qualittätsentwicklung im Gottesdienst in Hildesheim, vgl. hier. ).

Das ist sicher nicht verkehrt. Man darf und muss aber fragen: was daran ist neu, was besonders? In der EKHN exisitierte bspw. seit 1971 (!) die Beratungsstelle fürr die Gestaltung von Gottesdiensten und anderen Gemeindeveranstaltungen in Frankfurt. Der erste Leiter, Friedrich-Karl Barth, veröffentlichte bereits in den 70iger Jahren liturgische Texte, die die Texte und Sprache der alten Agenden (gebundene Sprache) überwand. Vor etwa 10 Jahren ging diese Beratungsstelle (kein Amt!) im Zentrum Verkündigung der EKHN auf. Man wird fragen dürfen und müssen: a. was ist das Neue an den EKD- Veranstaltungen im Vergleich zu den bahnbrechenden Leistungen der Beratungsstelle in früheren Jahrzehnten? b. was kosten die EKD- Veranstaltungen jährlich? c. Gibt es einen Austausch mit dem Zentrum Verkündigung der EKHN, um Doppelungen zu vermeiden und Kosten zu sparen? d. Gibt es noch mehr derartiger Errungenschaften des EKD- Reformprozesses an schon längst vorhandenen Einrichtungen (mit vielleicht anderem Namen)?