Impulsreferat auf der EKD-Synode in Dresden November 2014.
Kommunikation des Evangeliums in der digitalisierten Gesellschaft
Die Digitalisierung des Umgangs mit Wirklichkeit und der Kommunikation verändert die Lebensbedingungen und Kommunikationsformen der Menschen grundlegend. Dies betrifft auch die Kommunikation des Evangeliums und die Struktur der Kirchen.
Um dies theologisch angemessen zu erfassen, ist es notwendig, sich die Grundlage der Kommunikation des Evangeliums[1] und der Kirchen in Erinnerung zu rufen. Dass diese komplizierten Kontextualisierungs- und Transformationsprozessen unterliegt, zeigt ein kurzer Blick in die Christentumsgeschichte…
1. Ausgangspunkt: Wirken und Geschick Jesu von Nazareth
1.1 Das Wirken und Geschick Jesu von Nazareth machte für viele Zeitgenossen ihre Lebenswelt durchsichtig. Sie konnten das Wirken Gottes in ihrem Leben erkennen und schöpften Hoffnung auf Gottes Begleitung, sogar über den biologischen Tod hinaus.
Schon im Neuen Testament wird dieses Geschehen, das uns Christen bis heute prägt, als „Evangelium“ bezeichnet.
1.2 Dabei verrät die philologische Analyse ein Grundcharakteristikum dieses vom Wirken und Geschick Jesu ausgehenden Impulses: Das Verb „euangelizesthai“ ist grammatikalisch ein Medium. Dies ist ein dem Griechischen eigener Verbalmodus, der gleichsam in der Mitte von Aktiv und Passiv steht. „Evangelium“ wird also nach Einsicht der Evangelisten und Apostel interaktiv, und damit ergebnisoffen[3], kommuniziert – nicht im Aktivmodus dekretiert.
Damit nehmen die Schüler/innen Jesu ein Charakteristikum seines Wirkens auf [4]: Er kommunizierte beim Erzählen der Gleichnisse, beim gemeinschaftlichen Essen und Trinken und beim Heilen von Menschen intensiv mit seinen Mitmenschen. Demnach sind Lehren und Lernen, gemeinschaftliches Feiern und Helfen zum Leben nicht nur anthropologisch fundamental, sondern auch die grundlegenden Modi der Kommunikation des Evangeliums.