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Gnade – in Zeiten von Selbstoptimierung und Leistungsfreude. Von Gisela Matthiae.

04/2017; Junge Kirche, 1/2017

Gnade!
Vermutlich ist nicht damit zu rechnen, dass unsere
neoliberal aufgestellte Gesellschaft von ihrer Forderung
nach Selbstoptimierung, Perfektionierung
und Leistungsfreude freiwillig ablassen wird. Und
auch Kirchen und Diakonie rechnen entsprechend
wirtschaftlich. Doch wäre es im Jubiläumsjahr der
Reformation angebracht, wie zu Luthers Zeiten,
die Wirtschaftsformen theologisch zu kritisieren,
sie nach ihren Menschenbildern zu befragen, Alternativen
zu unterstützen und zu bieten. Wer die
Bedeutung göttlicher Gnade nämlich nur im Privaten
verortet, belangt erneut wiederum nur das Individuum
und liefert einen weiteren Baustein zur
Aufrechterhaltung des marktförmigen, gnadenlosen
Menschenbildes der Zeit. Alleingelassen mit
sich bleibt nur die Gewissheit der Gnade Gottes einerseits
und die Anpassung an die Leistungsgesellschaft
andererseits.

Zum Artikel in Junge Kirche 1/2017