Schlagwort-Archive: Prof. Gerd Bosbach

„Die Zahlentrickser“ – oder wie der Statistikprofessor Gerd Bosbach Lobbyisten und Andere beim Produzieren von „Fake-News“ erwischt hat.

9. Oktober 2017, Nachdenkseiten
Wenn heutzutage in den Medien von „Fake-News“ die Rede ist, dann meist im Zusammenhang mit russischen Hackern, US-Präsident Donald Trump oder Nordkoreas Diktator Kim Jong-un. Selten hört man jedoch etwas vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der arbeitgebernahen Denkfabrik Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), der Bundesanstalt für Arbeit (BA), dem Meinungsforschungsinstitut Forsa oder dem International Institute for Strategic Studies (IISS). All diese Adressen sind aber dem Koblenzer Statistikprofessor Gerd Bosbach in den vergangenen Jahren beim Produzieren von „Fake-News“ aufgefallen und haben es deswegen in sein neues Buch „Die Zahlentrickser – Das Märchen von den aussterbenden Deutschen und andere Statistiklügen“ geschafft. …

Mehr dazu.

Prof. Gerd Bosbach: Albtraum Demografie?

07/2015

Noch vor 15 Jahren war die Bevölkerungsstatistik nur ein Thema für staubtrockene Statistiker. Heute ist sie unter dem Namen Demografie in aller Munde. Eine erstaunliche Karriere für eine Statistik.
1990 habe ich als Berater des Statistischen Bundesamtes in Bonn, dem damaligen Regierungssitz, mit Fakten über Anzahl von Kindern und Alter von Lehrern auf die Notwendigkeit einer verstärkten Lehrerausbildung hingewiesen. Keine Chance! Regierung und Medien hatten kein Interesse an „Bevölkerungsplanung“, nahmen die Fakten noch nicht einmal zur Kenntnis. …  Zum Artikel.

Anm. F.S.: Auf die Parallelen zur Kirche muss man eigentlich nicht eigens hinweisen: auch in der Kirche wurde versäumt, rechtzeitig vor der Pensionierung der geburtenstarken Jahrgänge für den Pfarrberuf zu werben. Im Gegenteil: man schaute insbesondere in den 90iger Jahren wie das Kaninchen auf die Schlange („Pfarrerschwemme“), ohne zu erkennen, dass es Menschen braucht, die in der Kirche die eigentliche Arbeit machen: die mit den Menschen leben, für sie die Botschaft bereit halten, sie zu Leben und Lebendigkeit ermutigen, sie begleiten in Freude und Schmerzen, … Diejenigen, die in der Kirche gewarnt haben, die die Notwendigkeit des verstärkten Ausbildungsbedarfs schon früh erkannten, wurden (und werden ja von Begriffs- und Zahlenstutzigen bisweilen noch immer) ebenso belächelt wie Prof. Gerd Bosbach in den Regierungssitzen. Die Begriffs- und Zahlenstutzigen nehmen zwar ab, beherrschen aber noch die Amtsszene.

 

Rentenerhöhung 2015: Kleine Oase nach tiefer und langer Durststrecke. Von Prof. Gerd Bosbach und Jens Jürgen Korff.

1. Juli 2015 um 12:06 Uhr,
Die Renten steigen zum 1. Juli im Westen um 2,1 %, im Osten um 2,5 %. Das ist ohne Zweifel erfreulich, kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass Neurentner und Bestandsrentner seit 2000 massive Einbußen hinnehmen mussten. Ganz entgegen einer weit verbreiteten Ansicht gibt die deutsche Gesellschaft tendenziell immer weniger ihres Reichtums für die steigende Zahl von gesetzlichen Rentnern aus. Im Folgenden analysieren wir die drei schlimmsten langfristigen Verschlechterungen im deutschen Rentensystem seit 2000.
Sie sind so gravierend, dass wir die Fakten mehrfach kontrolliert haben.

Von Gerd Bosbach und Jens Jürgen Korff.

hier das Fazit:

Seit 2000 mussten Neurentner und Bestandsrentner massive Einbußen hinnehmen. Dadurch wurde der Anteil der Ausgaben für die gesetzliche Rente am BIP trotz steigender Rentnerzahlen deutlich gekürzt.
Die Rentenerhöhungen zum 1.7.2015 sind zwar zu begrüßen, aber kein Grund zum Feiern.
Eine grundlegende Verbesserung ist nötig. Ansonsten werden die jetzigen Rentenberechnungsformeln sowie die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt die gesetzliche Rente langfristig noch weiter in den Keller und Millionen von alten Leuten in die Armut treiben.

Zum Artikel.

Revisted: Prof. Gerd Bosbach bei Erwin Pelzig – Lügen mit Zahlen – Statistik und Demoskopie

12.04.2011, (Prof. Dr. Gerd Bosbach, geboren 1953, lehrt Statistik, Mathematik und Empirie an der Fachhochschule Koblenz, Standort Remagen. Tiefen Einblick in die amtliche Statistik und den Umgang der Politik mit diesen Daten erhielt er bei seiner mehrjährigen Tätigkeit im Statistischen Bundesamt)

Kabarett-Talk Investigativ, ironisch, idyllisch und oft unberechenbar. Kabarettist und Gastgeber Frank-Markus Barwasser zeigt in Pelzig hält sich, wie man Haltung in einer Unterhaltung wahrt. Hier spricht ein Kabarettist nicht über Menschen, er spricht mit ihnen. Bewaffnet mit einer enthemmenden Bowle lud der Unruhestifter im Karohemd den Professor für Statistik und Empirische Wirtschafts- und Sozialforschung zum Talk. Zum Video.

 

Produktivität schlägt Demografie. Die HLZ im Gespräch mit Professor Gerd Bosbach.

Prof. Gerd Bosbach verhandelt im folgenden Beitrag einen Sachverhalt, der analog auch auf die Finanzplanung der Kirchen zutrifft. Denn auch dort wird der Faktor Demografie überbewertet. Sie kennen die notorische Behauptung, rückläufige Kirchenmitgliedschaftszahlen korrelierten mit schrumpfenden Kirchensteuereinnahmen. Die Statistiken der zurückliegenden 9 Jahre entrücken solche Behauptung ins Reich der Märchen. Was passiert ist: die Mitgliedschaftszahlen sanken um ca. 1%, die Kirchensteuereinnahmen stiegen aber kräftig, teilweise im zweistelligen Bereich. Die Begründungen sind damit in der vorliegenden Form falsifiziert. Die Analyse von Prof. Bosbach (Produktivität der Wirtschaft) bietet hingegen eine logische Erklärung auch der kirchlichen Statistiken (Anm. F.S.)

Zum Autor: Gerd Bosbach (geboren 1953) ist Professor für Statistik und Empirische Wirtschafts- und Sozialforschung am Standort Remagen der Hochschule Koblenz. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Statistischen Bundesamtes und anschließend in der Statistikabteilung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung tätig. Er ist Autor zahlreicher Publikationen, am bekanntesten ist sein Buch „Lügen mit Zahlen“.)

Zum Interview:
HLZ: Kommen wir noch mal zur Frage der Altersstruktur…
Bosbach: Ja, wir kennen das aus den Schulbüchern. Die Altersstruktur einer Gesellschaft gilt dann als „gesund“, wenn sie die Form einer Pyramide oder eines Tannenbaums hat. Nur wieso eigentlich? Weil in jedem Lebensalter viele Menschen sterben, unter anderm durch eine schlechte Gesundheitsversorgung? Wenn es danach geht, wären die Bedingungen für eine gute Altersversorgung in Nigeria viel besser. Dort gibt es heute noch die Tannenbaum-Struktur. Und wenn eine gute Altersversorgung von der Zahl der Kinder und jungen Menschen abhängt, dann wäre Deutschland vor 120 Jahren das Traumland für die Alten gewesen. Das ist nicht Schwachsinn, sondern böswillig. Im 20. Jahrhundert ist die Lebens-erwartung in Deutschland um 30 Jahre gestiegen, der Anteil der unter 20-Jährigen hat sich von 44 Prozent auf 21 Prozent halbiert, der Anteil der Rentner mehr als verdreifacht. In derselben Zeit stieg der Wohlstand, der Sozialstaat wurde ausgebaut und die Arbeitszeit sank von 60 auf 40 Stunden. Die Erklärung ist einfach und gilt bis heute: Produktivität schlägt Demografie. Zwischen 1991 und 2012 ist das reale Bruttoinlandsprodukt in Deutschland trotz Wiedervereinigung, Finanzkrise und Depression und sinkender Arbeits-
stunden um 31,8 Prozent gestiegem.

HLZ Nr. 6/2014