Thüringer Pfarrverein e.V. – Jahresbericht des Vorsitzenden Pfr. Martin Michaelis am 25. September 2014 in Neudietendorf
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Die Fusion, die uns zukunftsfähig machen sollte (die Fusion der Landeskirchen Kirchenprovinz Sachsen und Thüringen, Anm. F.S.), hat eine Entfremdung zwischen Verwaltung und Gemeinden, zwischen Gemeindepfarrern und Kirchenleitung vorangetrieben, nachzulesen in Glaube und Heimat. Der Anteil der landeskirchlichen Kollekten hat enorm zugenommen, deren Höhe dagegen ist eingebrochen. Wie wird darauf reagiert? Mir ist zu Ohren gekommen, man wolle die Zuweisung an die Gemeinden für Bauvorhaben und anderes davon abhängig machen, wie hoch der Anteil der landeskirchlichen Kollekten im Vergleich zu den ortskirchlichen Opfergaben sei. Belegen kann ich das nicht, ein Gerücht vielleicht, aber mit dem Kirchgeld haben wir das schon erlebt, wenn es vom Gemeindekirchenrat nicht in der geforderten Höhe beschlossen wurde. Der Vorwurf die Heilig-Abend-Kollekte betreffend ist uns noch im Gedächtnis, die Gemeinden würden Geld für sich behalten. Eine ambivalente Entwicklung: Es wird weiter am Schreckensbild einer pfarrerzentrierten Kirche gemalt, während so manche Gemeinde sich sehnt, überhaupt einen zu Gesicht zu bekommen. Einerseits soll mit immer aufwändigeren Wahlverfahren und einer überbordenden Gremienarbeit eine gefühlte Demokratie erzeugt werden, andererseits wird der Entscheidungsspielraum in Gemeinden und kirchlichen Werken (z.B. GAW Thüringen) gegen null gefahren. Welche Erinnerungen das in ostdeutschen Gemütern wachruft, darf nicht außer Acht gelassen werden…
Weitere Berichte aus der EKM weisen darauf hin, dass die Folgen der Fusion in de EKM gravierend sind. Kürzlich schon hatten wir aus einem Vortrag von Isolde Karle gelesen:
Aus der (fusionierten) EKM wird eine leitende Person mit folgenden Antworten zitiert:
„’wir sind ein bisschen verkrümmt in uns selber, in diese Ängstlichkeit: Ach, wie schlimm wird das noch alles’… Mehrfach redet er davon, wie viel Kraft die Reformen gekostet hätten. ‘Die Fusion hat unendlich viel Energie gebunden. Das hätte ich nie gedacht, was so ein Fusionsprozess für Energie, auch seelische Energie, bindet… In einer ständigen Überforderung zu arbeiten, bringt einfach Unruhe in die Landeskirche’ (S.45)