08/2015
Die ehemalige Garnisonskirche in Potsdam, die 1732 eingeweiht wurde, brannte nach dem britischen Bombenangriff im April 1945 aus. Die verbliebene Ruine wurde auf Anordnung von Walter Ulbricht im Juni 1968 gesprengt.
Nach dem Willen von Kirchenleuten, Politikern und Unternehmen soll die Kirche wieder aufgebaut werden.
Es leidet keinen Zweifel, dass kaum eine Kirche ideologisch und historisch so belastet ist wie die ehemalige Garnisonskirche. Hier wurden die Kriege des preußischen Militärs und der Nazis kirchlich gesegnet und vielen ist der Handschlag Hitlers mit dem damaligen Reichspräsidenten Hindenburg noch in Erinnerung. Hitler wurde am 21. März 1933 in einer Zeremonie als Reichskanzler inthronisiert. Die Garnisonskirche wurde so „das Symbol für die Vermählung der konservativen, der deutsch-nationalen Eliten mit der braunen Revolution der Nationalsozialisten – eines der eindrucksvollsten Ereignisse der Geschichte des 20. Jahrhunderts überhaupt“, betont der Historiker Sabrow (zitiert nach Tageszeitung vom 13.10.2012, Artikel: „Kirchlicher Glanz für militärisches Gloria“).
Der ehemalige Bischof und Ratsvorsitzender der EKD Wolfgang Huber hat den Aufbau der Garnisonskirche zu seinem persönlichen Anliegen gemacht. Er ist Vorsitzender des Stiftungskuratoriums. Er argumentiert: „Von diesem Ort soll ein Geist des Friedens und der Versöhnung ausgehen. Und das ist ernst gemeint, weil wir uns den Brüchen der Geschichte stellen wollen, die sich mit diesem Ort verbinden und es könne nicht sein, „dass man die Kirche stellvertretend in Haftung nimmt für das, was mit dem Handschlag zwischen Hindenburg und Hitler versucht wurde.“
Gegen den Wiederaufbau wurde die Bügerinitiative „Für ein Potsdam ohne Garnisonskirche“ gegründet, die anderer Auffassung ist als Huber. „Wer die Garnisonskirche wieder aufbauen will, deutet Geschichte um. Wer die Garnisonskirche wieder aufbauen will und sich damit Versöhnung auf die Fahne schreibt, erklärt die dunkle Nacht zum Zeichen des lichten Tages und versöhnt sich doch nur mit der reaktionären Geschichte Preußens.“ Unterstützung erfahren die Wiederaufbaugegner durch Friedrich Schorlemmer: „Das von brauner Asche besudelte Gebäude kann durch den Neubau nicht reingewaschen werden. Ganz abgesehen davon, dass angesichts leerer Kirchen eine weitere überflüssig ist.“ Und in der Erklärung „Warum wir Christinnen und Christen keine neue Garnisonskirche brauchen“ heißt es unter anderem: „Wir bezweifeln, wie der geplante Neubau dem Konzept eines `Versöhnungszentrums´ entsprechen kann, wenn schon die Zusage nicht mehr gilt, die Kirche unter das Nagelkreuz von Coventry zu stellen. Wir verstehen nicht, wie zum Reformationsjubiläum 2017 die Fertigstellung des Turms dieser Kirche gefeiert werden soll. Wir befürchten, dass damit die notwendige Auseinandersetzung mit den dunklen Seiten der Kirchen der Reformation, ihrem antidemokratischen Geist und ihren antijüdischen Predigten verdrängt wird.“
(Wer die Erklärung mit seiner Unterschrift unterstützen will: www.christen-brauchen-keine-garnisonskirche.de/online-petition)
Der Wiederaufbau soll 100 Millionen kosten, der Turm allein 40 Millionen. Dieses Geld kann sinnvoller verwandt werden.
Die evangelische Militärseelsorge hat für den Wiederaufbau Euro 250.000,– gestiftet.
Welches Interesse hat die Militärseelsorge? Der ehemalige Militärbischof Martin Dutzmann meint: „Die evangelische Militärseelsorge hält es für möglich, die Räumlichkeiten der Garnisonskirche (sofern sie wiederaufgebaut wird -Anm. H.D.Z) für lebenskundliche Unterrichtseinheiten mit Soldatinnen und Soldaten zu nutzen, die von der Evangelischen Militärseelsorge verantwortet werden“ (aus Potsdamer Neueste Nachrichten, 09.07.2012, von Guido Berg). Nachtigall, ik hör` dir trapsen!