Schlagwort-Archive: Friedrich Schorlemmer

Friedrich Schorlemmer/ Christian Wolff: „…unruhig angesichts vieler Missstände in der Kirche.“ Prominente Theologen verteidigen Kirchenkritik.

10/2017

…Schorlemmer: „Wir bleiben unruhig angesichts vieler Missstände“
Leipzig/Wittenberg (epd). Der frühere Leipziger Thomaskirchenpfarrer Christian Wolff und der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer haben ihre Kritik am Reformationsjubiläum und dem Zustand der Kirche verteidigt…

 

Mehr dazu.

Friedrich Schorlemmer und Christian Wolff: Reformation in der Krise – wider die Selbsttäuschung. Ein Memorandum zum Reformationsfest 2017

09/2017

aus dem Memorandum:

…2 Selbsttäuschung
Es wäre durchaus angemessen gewesen, „auf dem Weg“ zum 31. Oktober 2017
sich zwei großen Herausforderungen zu stellen:
• die Krise der Kirche in der säkularen Gesellschaft offen anzusprechen, ihre
Lage zu analysieren, neue Visionen entwickeln;
• die innere Reform der Kirche auf den Weg zu bringen, d.h. sich vor allem
der Frage zu stellen: Wie können die Gemeinden vor Ort dem dramatischen
Traditionsabbruch begegnen?

mehr dazu, gehe zu: rechte Spalte: Neue Veröffentlichungen

Verpasste Chance. Von Friedrich Schorlemmer: Die Erinnerung an den Überfall auf die Sowjetunion vor 75 Jahren stehen allzu sehr im Schatten der aktuellen deutschen Russland-Politik.

22.06.2016
22. Juni 1941 Die Erinnerung an den Überfall auf die Sowjetunion vor 75 Jahren stehen allzu sehr im Schatten der aktuellen deutschen Russland-Politik


Warum ringt sich der Bundespräsident, nachdem er jeden Kontakt zur russischen Führung so lange und beharrlich gemieden hat, nicht wenigstens zum 75. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion dazu auf, seine stoische Distanziertheit aufzugeben? Es müsste nicht unbedingt nach Moskau fliegen. Ein Auftritt im Bundestag täte es auch…
Um richtig verstanden zu werden, 1941 hatte ein verbrecherischer Diktator einen anderen verbrecherischen Diktator „betrogen“. Nach 1990 haben demokratische Staaten Europas ein sich demokratisierendes Russland getäuscht. Bestehende Abrüstungsverträge wurden aufgekündigt oder ausgehöhlt. Mit der NATO-Osterweiterung entstand eine veränderte strategische Balance in Europa, weil sich das westliche Militärbündnis weit nach Osten schob. …

Zum Artikel.

Christen brauchen keine Garnisonskirche. Von Pfr. i. R. Hans Dieter Zepf.

08/2015

Die ehemalige Garnisonskirche in Potsdam, die 1732 eingeweiht wurde, brannte nach dem britischen Bombenangriff im April 1945 aus. Die verbliebene Ruine wurde auf Anordnung von Walter Ulbricht im Juni 1968 gesprengt.

Nach dem Willen von Kirchenleuten, Politikern und Unternehmen soll die Kirche wieder aufgebaut werden.

Es leidet keinen Zweifel, dass kaum eine Kirche ideologisch und historisch so belastet ist wie die ehemalige Garnisonskirche. Hier wurden die Kriege des preußischen Militärs und der Nazis kirchlich gesegnet und vielen ist der Handschlag Hitlers mit dem damaligen Reichspräsidenten Hindenburg noch in Erinnerung. Hitler wurde am 21. März 1933 in einer Zeremonie als Reichskanzler inthronisiert. Die Garnisonskirche wurde so „das Symbol für die Vermählung der konservativen, der deutsch-nationalen Eliten mit der braunen Revolution der Nationalsozialisten – eines der eindrucksvollsten Ereignisse der Geschichte des 20. Jahrhunderts überhaupt“, betont der Historiker Sabrow (zitiert nach Tageszeitung vom 13.10.2012, Artikel: „Kirchlicher Glanz für militärisches Gloria“).

Der ehemalige Bischof und Ratsvorsitzender der EKD Wolfgang Huber hat den Aufbau der Garnisonskirche zu seinem persönlichen Anliegen gemacht. Er ist Vorsitzender des Stiftungskuratoriums. Er argumentiert: „Von diesem Ort soll ein Geist des Friedens und der Versöhnung ausgehen. Und das ist ernst gemeint, weil wir uns den Brüchen der Geschichte stellen wollen, die sich mit diesem Ort verbinden und es könne nicht sein, „dass man die Kirche stellvertretend in Haftung nimmt für das, was mit dem Handschlag zwischen Hindenburg und Hitler versucht wurde.“

Gegen den Wiederaufbau wurde die Bügerinitiative „Für ein Potsdam ohne Garnisonskirche“ gegründet, die anderer Auffassung ist als Huber. „Wer die Garnisonskirche wieder aufbauen will, deutet Geschichte um. Wer die Garnisonskirche wieder aufbauen will und sich damit Versöhnung auf die Fahne schreibt, erklärt die dunkle Nacht zum Zeichen des lichten Tages und versöhnt sich doch nur mit der reaktionären Geschichte Preußens.“ Unterstützung erfahren die Wiederaufbaugegner durch Friedrich Schorlemmer: „Das von brauner Asche besudelte Gebäude kann durch den Neubau nicht reingewaschen werden. Ganz abgesehen davon, dass angesichts leerer Kirchen eine weitere überflüssig ist.“ Und in der Erklärung „Warum wir Christinnen und Christen keine neue Garnisonskirche brauchen“ heißt es unter anderem: „Wir bezweifeln, wie der geplante Neubau dem Konzept eines `Versöhnungszentrums´ entsprechen kann, wenn schon die Zusage nicht mehr gilt, die Kirche unter das Nagelkreuz von Coventry zu stellen. Wir verstehen nicht, wie zum Reformationsjubiläum 2017 die Fertigstellung des Turms dieser Kirche gefeiert werden soll. Wir befürchten, dass damit die notwendige Auseinandersetzung mit den dunklen Seiten der Kirchen der Reformation, ihrem antidemokratischen Geist und ihren antijüdischen Predigten verdrängt wird.“

(Wer die Erklärung mit seiner Unterschrift unterstützen will: www.christen-brauchen-keine-garnisonskirche.de/online-petition)

Der Wiederaufbau soll 100 Millionen kosten, der Turm allein 40 Millionen. Dieses Geld kann sinnvoller verwandt werden.

Die evangelische Militärseelsorge hat für den Wiederaufbau Euro 250.000,– gestiftet.
Welches Interesse hat die Militärseelsorge? Der ehemalige Militärbischof Martin Dutzmann meint: „Die evangelische Militärseelsorge hält es für möglich, die Räumlichkeiten der Garnisonskirche (sofern sie wiederaufgebaut wird -Anm. H.D.Z) für lebenskundliche Unterrichtseinheiten mit Soldatinnen und Soldaten zu nutzen, die von der Evangelischen Militärseelsorge verantwortet werden“ (aus Potsdamer Neueste Nachrichten, 09.07.2012, von Guido Berg). Nachtigall, ik hör` dir trapsen!

Reinhard Höppner. Erinnerung an einen Gradlinigen. Von Friedrich Schorlemmer

2014, Sommer

Mir ist ein guter Freund gestorben. Auf fünfunddreißig Jahre intensiver Gespräche, gemeinsamer Vorhaben, fröhlichen Feierns, geteilter Sorgen und geteilter Hoffnungen blicke ich zurück…

Das christliche Wort „Nachfolge“ suchte er im politischen Raum zu buchstabieren. Gekommen aus der Zeit einer wohlmeinenden Diktatur, die er gemeinsam mit anderen glücklich überwinden konnte. Er sah uns hinüberrutschen in eine Welt der Beliebigkeiten einerseits und der neuen Frontenbildungen andererseits. Nach leidvoller Erfahrung mit der Diktatur des „richtigen Denkens“ wollte er die Gesellschaft nicht erneut in die Fallen des politischen Manichäismus mit seinen Feindbildern tappen lassen. Nicht zuletzt von daher rührte seine Offenheit gegenüber der PDS in Magdeburg, die durch Menschen
repräsentiert wurde, mit denen er sich bei gegenseitig gesicherter
Beachtung der Spielregeln der Demokratie eine Zusammenarbeit
vorstellen konnte. Er nahm dafür scharfen Gegenwind von Freund und
Feind hin. Er wollte echte politische Partizipation, die die Mündigkeit des Bürgers in Anspruch nimmt… Zum Artikel.

vgl. dazu auch hier.

Interview mit Friedrich Schorlemmer zur 25. Wiederkehr der friedlichen Revolution in der DDR: „Jeder Einzelne hat sein Leben gefährdet“

14.04.14, Berliner Zeitung BZ


Herr Schorlemmer, es soll am 9. Oktober eine große Gedenkveranstaltung in Leipzig geben – im Beisein des Bundespräsidenten. Joachim Gauck möchte den Akzent offenbar weniger auf den Tag des Mauerfalls setzen, sondern auf die Zeit davor. Wie finden Sie das?

Ganz ausgezeichnet. Der 9. Oktober muss in das Bewusstsein der gesamtdeutschen Öffentlichkeit kommen. Leider ist er nicht zum Nationalfeiertag geworden, sondern der 3. Oktober. Dabei gab es damals nur einen Staatsakt mit dem Aufziehen einer Fahne und Feuerwerk. Der 9. Oktober ist der Tag, an dem die Deutschen sich selbst und der Welt gezeigt haben, dass sie sich aus einer Diktatur befreien können – und das gewaltlos. Das ist ein Wunder, auch weil eine nach innen hoch gerüstete Diktatur friedlich den Löffel abgegeben hat. Das ist das Verdienst beider Seiten. Zur friedlichen Revolution gehören auch Egon Krenz und Hans Modrow. Denn der Bürgerkrieg war ganz nah. Zum vollständigen Interview BZ.

Schorlemmer und Wolfgang Huber im Disput um den Wiederaufbau der Garnisonskirche Potsdam – eines zweifelshalften Symbols deutscher Geschichte.

Der Widerruf von Potsdam – Potsdamer widerrufen den Ruf aus Potsdam nach einer Garnisonkirchenkopie

Voller Unverständnis und Empörung hörten wir jene Botschaft, die vor Jahren als Ruf von Potsdam ihren Weg in die Welt suchte und zum Wiederaufbau eines unheilvollen Symbols aufrief. Unserer Verantwortung vor Geschichte, Gegenwart, Zukunft und unserem Gewissen verpflichtet, erheben wir unsere Stimme und unsere Herzen gegeneinen Nachbau der GARNISONKIRCHE in Potsdam.

Im Jahre 1735 errichtete der preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. ein Monument für sein Militär… Die militaristische Nutzung der Kirche geschah im Geiste von Großmacht, Krieg und Unterdrückung – dem Geist, der sich schließlich im deutschen Faschismus wiederfand. Am 21. März 1933 reichten sich in der GARNISONKIRCHE der Reichspräsident Paul von Hindenburg und der neu ernannte Reichskanzler Adolf Hitler die Hand. Im Ritus des so genannten Tages von Potsdam vermählte sich das militaristische Preußen mit dem aufstrebenden deutschen Faschismus. Doch blieb der Faschismus länger als nur den einenTag Gast in dieser Kirche.

In logischer Konsequenz:
1945 ereilte die Kirche das Schicksal ihrer Botschaft. Sie wurde während eines Bombenangriffes in Trümmer gelegt. Und mit ihr jener Geist, der diese und andere Taten in und vor der Welt zu verantworten hat…

Aller Vernunft zum Trotz finden sich heute wieder Menschen zusammen, die danach trachten, diesem militaristischen Symbol erneut Leben einzuhauchen. Erst offen, der Erinnerung an die preußische Pracht geweiht, heute verdeckt unter dem Mantel vorgeblicher Versöhnungsbestrebungen stadtbauästhetischer Aspekte.

Wer die GARNISONKIRCHE wieder aufbauen will, deutet Geschichte um.

Wer die GARNISONKIRCHE wieder aufbauen will und sich damit Versöhnung auf die Fahne schreibt, erklärt die dunkle Nacht zum Zeichen des lichten Tages und versöhnt sich doch nur mit der reaktionären Geschichte Preußens.

Wer die GARNISONKIRCHE wieder aufbauen will,… handelt im besten Falle naiv und fantasielos – im berechenbarsten aber revanchistisch: Städtebaulich. Politisch. Kulturhistorisch. Zum Widerruf von Potsdam.

Symposium am 22.November 2013: Diskutieren mit Huber und Schorlemmer

Am 22.11.2013 ist es nachmittags soweit: die Stiftung Garnisonkirche und die Landeszentrale für politische Bildung haben sich im Potsdam Museum (Alter Markt 9 – im Alten Rathaus) eingemietet, um das Thema “Die Garnisonkirche Potsdam – Überholtes Wahrzeichen oder neue Mitte ?!” zu diskutieren. Die Veranstaltung ist offen für alle Interessierten, daher wäre es großartig, auch kontroverse Meinungen zu hören. Damit die Mitglieder der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau nicht unter sich bleiben müssen, lädt die BI Potsdam ohne Garnisonkirche ebenfalls zur Symposiumsteilnahme ein. Das Programm birgt einige Höhepunkte:

Ein Propaganda-Highlight steht zu erwarten, wenn gegen 15:00 Uhr Wolfgang Huber erklärt, warum er die Garnisonkirche als Wahrzeichen einer neuen Mitte benötigt. Bis 16:00 darf sich dann das Publikum aussprechen, wobei Martina Weyrauch von der Landeszentrale auf Einhaltung der sittlichen Rede achten wird. Mehr dazu.

Theologe Schorlemmer: Tödliche Wunden kann man nicht heilen

Potsdam. Die Kirche sei Sinnbild der Unterwerfung unter die Obrigkeit, besser sei eine Leerstelle an dem umstrittenen Ort, argumentierte Schorlemmer.

Schorlemmer betonte in seiner Eröffnungsrede: Durch den preußisch-militärischen Gebrauch der Kirche habe man an diesem Platz „Unterwürfigkeit zum Maßstab aller Dinge gemacht“. Wie solle die Kirche von diesem alten Geist getrennt werden, fragte er in Richtung der gut 150 Zuhörer. Zweitens: Dass der Bau nach der Bombardierung durch Alliierte eine Ruine hinterlassen hat, „muss zum Mittelpunkt unseres Denkens werden“, so Schorlemmer. Und drittens: Eine Wiedergutmachung gehe nicht, „man kann doch nicht Wunden heilen, die tödlich waren, und hinterher einen Prachtbau da stehen haben“, so der Theologe. Mahnzeichen: ja. Kirche: nein… Zum Bericht.

Friedrich Schorlemmer zur Debatte “Ökumene jetzt”

aus der Stellungnahme von Friedrich Schorlemmer:

…“Die Menschen erwarten von uns Christen zu Recht ein gemeinsames Zeugnis im Horizont der Reich-Gottes-Botschaft: ein Zeugnis des Friedens, ein Zeugnis der Barmherzigkeit, ein Zeugnis der Gerechtigkeit.

»Ihr seid das Licht der Welt, ihr seid das Salz der Erde«, ruft Jesus der Schar zu, die nun überall auf der Welt das Christuszeugnis verkörpert.

Geistliche Vertiefung wächst in gemeinschaftlicher Erfahrung. Sensibles Wahrnehmen unserer Mitverantwortung für die Bewahrung dieser wunderbaren Schöpfung entspringt der Dankbarkeit, auch für das, was Jesus in die Welt gebracht hat – als Glaubender, als Hoffender, als Liebender….“

Die Stellungnahme von Friedrich Schorlemmer.

Friedrich Schorlemmer zur Debatte „Ökumene jetzt“

„Protestantische Leisetreterei gegenüber dem amtierenden Papst, für den die Kirchen der Reformation keine richtigen Kirchen sind, bringt uns nicht weiter. Verständnis dafür grenzt an Selbstentwürdigung. Elementare Voraussetzung aller wirklichen ökumenischen Gesinnung wäre ein respektvolles Anerkennen des jeweils anderen.“

Zum Beitrag