26.04.2016 epd
Der ehemalige japanische Premierminister Naoto Kan erhält in Frankfurt den ersten
Preis für „Courage beim Atomausstieg“. Hintergrund dafür ist die schmerzvolle
Erinnerung an die Atomkatastrophen von Tschernobyl vor 30 Jahren und von
Fukushima vor 5 Jahren. Zur Quelle.
HIntergrund: Der Premierminister und der Atomunfall: Zur Bewertung des Krisenmanagements von Naoto Kan während der Fukushima Atomkatastrophe
Prof. Frank Rövekamp
… Zusammenfassung, Fazit und Implikationen
Naoto Kan hat sich der Atomkrise mit hohem persönlichem Einsatz gestellt. Wie er selbst
einräumt, hat er dabei Fehler gemacht, die jedoch nach seiner Auffassung der
unübersichtlichen Lage geschuldet waren. Inwieweit sein Krisenmanagement die
Eindämmung des Unfalls ursächlich mit herbeigeführt hat, muss offen bleiben. Es kann
jedoch angenommen werden, dass seine Intervention am 15. März, falls das TEPCOManagement tatsächlich den vollständigen Rückzug aus der Atomanlage geplant hatte, den Zusammenbruch von Ost-Japan verhindert hat. Kans damaliger Assistent Hosono beschreibt in diesem Zusammenhang eindrucksvoll, dass Kans energische Reaktion bei allen Beteiligten das nachhaltige Bewusstsein verankert hat, dass ein Rückzug auch im weiteren Verlauf keine Option gewesen wäre (Hosono und Torigoe 2012: 97). Nachhaltig negative Einflüsse von Kans Krisenmanagement auf den Unfallverlauf sind nicht
nachweisbar.
Kans weiteres Wirken als Premierminister nach der kritischen Phase des Atomunfalls,
insbesondere seine Kehrtwende in der Energiepolitik und seine Forderung nach der
Stilllegung des Atomkraftwerks Hamaoka auch ohne rechtliche Grundlage, hat weiterhin zur eindringlichen Diskussion in der Bevölkerung um die Kernenergie und zur Tatsache, dass bis heute – mit Ausnahme des im August 2015 wieder angefahrenen Werkes Sendai – sämtliche Atomanlagen weiter vom Netz sind, erheblich mit beigetragen… Zum Vortrag.