Archiv der Kategorie:
Bildung

Mexiko: Krieg gegen Lehrer

1. Juli 2016, Von Emran Feroz
In Mexiko werden die friedlichen Proteste von Lehrern und Aktivisten mit brutalem Staatsterror beantwortet. Währenddessen trifft sich der Präsident des Landes mit seinen US-amerikanischen und kanadischen Amtskollegen und bespricht die Ausweitung seiner neoliberalen Politik. Von den Medien werden die kriegsähnlichen Zustände kaum beachtet. Bereits seit einigen Wochen findet in Mexiko im Schatten der Weltöffentlichkeit ein Lehrerprotest statt, dessen Niederschlagung ihresgleichen sucht. Im Grunde genommen begann alles in Nochixtlán, einer kleinen Stadt im südlichen Bundesstaat Oaxaca, die hauptsächlich von indigenen Bürgern bewohnt wird. Dort riefen örtliche Grundschullehrer einen Streik aus, mit dem sie unter anderem gegen die neoliberalen Bildungsreformen der mexikanischen Regierung protestieren wollten. …. Zum Artikel.

Honorare in Bildungs- und Wissenschaftsbetrieb oft unterhalb des Mindestlohns.

05/2016, Veröffentlicht von peterullrich
Unser Berliner Netzwerk „Prekäres Wissen“ hat eine Übersicht über übliche Honorare im Bildungs- und Wissenschaftsbetrieb veröffentlicht. Dazu sammelten wir über 60 typische Beispiele von Honoraren, die von Bildungsträgern und wissenschaftlichen Institutionen in den letzten Jahren gezahlt wurden. Die Initiative erhob zudem, wie viel, oft unbezahlter, tatsächlicher Arbeitsaufwand hinter den jeweiligen Aufträgen steckt und ermittelte so neben dem offiziellen Honorar den tatsächlichen Brutto-Stundenlohn der meist freiberuflich Tätigen….

Mehr dazu.

DATENREPORT 2016: Lehrer-Schüler-Relation absenken!

03.05.2016


Alle in Deutschland lebenden Kinder haben einen gesetzlichen Anspruch auf Beschulung. Auch mit Blick auf die hohe Zahl der Flüchtlingskinder stellt Beckmann klar: „Die Politik verschließt die Augen vor der Realität an den Schulen. Mit einem ‚weiter so‘ werden die Klassen nicht kleiner. Mit einer hohen Lehrer-Schüler-Relation gefährdet die Politik zweierlei: den Bildungserfolg der Schüler und die Gesundheit der Lehrkräfte.“ Um den aktuellen Lehrermangel zu bekämpfen und wieder eine adäquate Relation herzustellen, fehlen bundesweit deutlich über 20.000 Lehrkräfte. Der VBE-Bundesvorsitzende fordert daher: „Die steigende Schülerzahl darf nicht durch größere Klassen kompensiert werden, sondern muss zu massiven Neueinstellungen und der stärkeren Berücksichtigung von Heterogenität und Diversität in der Lehrerausbildung führen.“... Mehr dazu.

Verweis und Geldstrafe. Streikenden Lehrern drohen Sanktionen

Mehr als 4000 Lehrern drohen Disziplinarverfahren – weil sie im vergangenen Jahr gestreikt haben. Auch mit einer Geldstrafe müssen die Beamten rechnen.
03.05.2016, FAZ

Rund 4200 verbeamteten Lehrern drohen nach ihren Streiks Sanktionen. Es seien Disziplinarverfahren gegen die Pädagogen eingeleitet worden, bestätigte ein Sprecher des Wiesbadener Kultusministeriums am Dienstag Medienberichte. Auslöser war eine Protestaktion von Tausenden Lehrern im vergangenen Jahr gegen die vom Land beschlossene Nullrunde für Beamte und die Wochenarbeitszeit von 42 Stunden. Die Pädagogen müssen nun mit einem Verweis in der Personalakte oder bei Lehren mit einer herausgehobenen Funktion mit einer Geldstrafe von maximal 400 Euro rechnen…. Mehr dazu.

FÜR GUTE FORSCHUNG UND LEHRE – ARGUMENTE GEGEN DIE EXZELLENZINITIATIVE. Eine Unterschriftenaktion aus den Hochschulen.

05/2016

Die sogenannte Exzellenzinitiative, mit der Bund und Länder deutsche „Spitzenforschung“ fördern wollen, ist auf dem besten Weg, unser Hochschulsystem auf problematische Weise umzugestalten. Seit 2005 wurden die Universitäten in bisher zwei Runden aufgefordert, sich mit Forschungs- und Strukturplänen um beträchtliche Mittel zu bewerben; nun sollen die Wettbewerbe im Sieben-Jahres-Rhythmus verstetigt werden. Zu vergeben sind 533 Millionen Euro pro Jahr, die acht bis elf erfolgreichsten Bewerber können sich „Exzellenzuniversität„ nennen. Das erklärte Ziel lautet, die „vertikale Differenzierung“, also die Ungleichheit zwischen den Hochschulen auszubauen. Wir meinen, dass dies keine gute Nachricht ist. Eine verschärfte Prestigekonkurrenz und Umverteilung von unten nach oben werden Forschung und Lehre in Deutschland insgesamt schaden. Als wissenschaftlich Arbeitende, die davon zum Teil massiv betroffen sind und die ein faires Hochschulsystem der Prestigekonkurrenz vorziehen, wenden wir uns gegen die Exzellenzinitiative. Statt der vermeintlichen „Spitze“ sollten die bestehenden, gegenwärtig bedrohten Vorzüge des deutschen Hochschulsystems gefördert werden: ein hohes Lehrniveau an allen Standorten und breit gestreute Freiräume für innovative Forschung.

Erstunterzeichnende (in alphabetischer Reihenfolge)
Prof. Dr. Thomas Alkemeyer (Universität Oldenburg), Sportsoziologie
Felix Anderl, M.A. (Goethe-Universität Frankfurt a. M.), Politikwissenschaft
Prof. Dr. Clemens Arzt (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin), Jura
AStA der Goethe-Universität Frankfurt a.M.
Prof. Dr. Brigitte Aulenbacher (Universität Linz), Soziologie
Sevda Can Arslan, M. A. (Universität Mannheim), Medien- und Kommunikationswissenschaft
PD Dr. Johannes M. Becker (Universität Marburg), Friedens- und Konfliktforschung
Jonas Becker (Goethe Universität Frankfurt a. M.), Erziehungswissenschaft
Prof. Dr. Thomas Bedorf (FernUniversität Hagen), Philosophie

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Kompetenzbasierung und Digitalisierung als rückwärtsgewandte Ideologien. Parallele Folgen der „Reform“strategien auch in der Kirche?

04/2016, Bildung-Wissen.eu

Gastbeitrag von Burkard Chwalek, Bingen
Mainstreams folgen meist einem ähnlichen Muster. Die Geschichte geht etwa so: Es wird ein Unbehagen an den bestehenden Verhältnissen diagnostiziert und formuliert, die Notwendigkeit einer Veränderung ausgerufen, deren Richtung vorgegeben, die Entwicklung – zusehends Eigendynamik entfaltend – verstetigt, mit dem Merkmal des Paradigmenwechsels versehen, als gegeben und nicht befragbar hingenommen, schließlich als notwendig und damit alternativlos erachtet. So geschehen im Kontext der Kompetenzbasierung und Output-Steuerung von Schule und Unterricht….  Mehr dazu.

Überall gescheiterte „Reformen“, hier: Fachbereiche Soziologie steigen bei CHE- Ranking mehrheitlich aus.

04/2016

Wissenschaftliche Evaluation Ja – CHE-Ranking Nein

Von den 53 durch das CHE gelisteten deutschen Instituten, an denen ein Soziologiestudium angeboten wird, sind bereits 37 (70%) aus der Bewertung ausgestiegen….

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Der Bildungsputsch.

14. März 2016, Jens Wernicke sprach hierzu mit Matthias Burchardt, einem der Autoren der Publikation.

… Die Probleme mit G8 sind ja seit Langem bekannt und die Landesregierungen haben die Reform bereits mannigfach nachjustiert: Lehrpläne entschlackt, den gestiegenen Druck wieder reduziert etc. Wogegen richtet sich da noch Ihre Kritik?

Das war im Grunde alles nur Kosmetik. Der Kern blieb unberührt: Die Errichtung eines zeitpolitischen Regimes über die Kindheit, das in hohem Maße zerstörerisch wirkt. Man könnte fast von symbolischem Kannibalismus sprechen: Das Auffressen kindlichen Mensch-Seins durch maximal intensive und extensive Bewirtschaftung von Lebenszeit: G8 komprimiert die Schulzeit und verdichtet dadurch Leistungsdruck, frisst sich aber zugleich auch immer mehr in die Nachmittage.

Dadurch entsteht eine besinnungslose Hetze in der Schule, die einem taylorisierten Arbeitsprozess – Stichwort Fließband – angepasst wird. Auf der anderen Seite fallen außerschulische Bildungsgelegenheiten weg: Freunde, Vereine, Brauchtum, politisches und soziales Engagement. Als Surrogat bietet sich den Kindern die Orwellsche Welt der sozialen Netzwerke, die sie aber wiederum nur stresst und vereinzelt.

Fatal ist ja, dass G8 die Kinder wie beschrieben einerseits quantitativ überfordert, andererseits qualitativ unterfordert, weil im Zuge der Kompetenzorientierungen fachliche Bewährungsmöglichkeiten abgebaut wurden.

Verständnisfrage: Sie meinen also, es geht womöglich im Kern darum, Kinder bewusst zu überfordern, damit Sie nicht mehr zu Reflexionen und kritischem Hinterfragen in der Lage sind? Sie ihrer sozialen Bindungen etc. zu berauben, damit Sie zu, ja, sagen wir, später besser verwertbarem Humankapital zu machen sind?

Der Eindruck entsteht tatsächlich, zumindest ist es ein Effekt in der Summe der Reformmaßnahmen: Vieles, was einmal zur Bildung gehörte und zur Humanisierung der Gesellschaft beitragen sollte, verkümmert heute: fundierte Sachkenntnisse, ein Können im Sinne des Sich-auf-etwas-Verstehens, Urteilskraft, Selbsterkenntnis, Gemeinschaftssinn…

All das bedarf einer anderen Grundsituation. Unser Wort „Schule“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet dort „Muße“, also befreit von Zwängen sich einer Sache zuzuwenden – nicht um untätig zu bleiben, sondern um zu einer besonnenen und verantwortungsbewusst handelnden Person werden zu können…. Zum Interview.

Technokratische Reformen gefährden die hohe Qualität des Schweizer Bildungssystems.

Veröffentlicht am 03.01.16
Reformhektik im öffentlichen Schulwesen

Im Bildungswesen als wohl sensibelsten Bereich dieses Service public, das vom TISA-Abkommen im Hinblick auf Privatisierungsbestrebungen mit Sicherheit betroffen sein dürfte, erleben wir seit Jahren Kaskaden von Reformen, die mit enormer Propaganda und dem Gestus einer eigenmächtigen Verwaltungsbürokratie durchgezogen werden – zumeist ohne öffentliche Diskussion und gänzlich ohne Zustimmung der eigentlichen Schulexperten, nämlich den Lehrpersonen. Einige wenige profilierte Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Politik haben – mit merkwürdig wenig Resonanz – wiederholt versucht, auf die fehlende Sach- und Fachbegründung dieser «Reformitis» hinzuweisen und die längst fällige Zäsur zur vertieften Reflexion und Diskussion endlich zu ermöglichen. Im Memorandum «Mehr Bildung – weniger Reformen» forderten vor zwei Jahren namhafte Humanwissenschaftler, unter anderem die Professoren Walter Herzog, Roland Reichenbach, Allan Guggenbühl, Remo Largo, Fritz Osterwalder, Rolf Dubs einen «Stopp der Reformhektik», die ohne öffentlichen Konsens «von oben» verordnet und durchgesetzt werde; ja man sprach gar vom Weichen der öffentlichen Kontrolle im Bildungswesen zugunsten einer «demokratiefernen Expertokratie»… Zum Bericht.

Wider die Standardisierung menschlicher Lern- und Lebenswelten. Gespräch mit dem Professor für Erziehungswissenschaft Hans Brügelmann.

14. Januar 2016, www.nachdenkseiten.de
… Herr Brügelmann, in Ihrem unlängst erschienen Buch „Vermessene Schulen – standardisierte Schüler“ wenden Sie sich gegen die allgemeine Testeritis, die das Bildungssystem seit einiger Zeit heimsucht. Wieso? Was haben Sie gegen derlei Bemühungen um Qualitätssicherung?

Durch Leistungstests die Qualität von Schule sichern? Eine kühne These! Solche Tests erfassen doch nur den sogenannten „Output“ und davon wiederum nur einen kleinen Teil, schon vom Ansatz her eingeschränkt auf wenige Fächer und von diesen wiederum nur Ausschnitte – und das auch noch in sehr oberflächlicher Form.

Wo bleiben die Wirkungen der Schule auf das soziale und das ästhetische Lernen oder gar auf die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen? Und was ist mit der Qualität des pädagogischen Umgangs: Respekt füreinander, Offenheit für die besonderen Bedürfnisse und Interessen einzelner Kinder, Bemühen um die Überwindung ihrer Schwächen, demokratische Entscheidungsverfahren usw.? Ich finde, die Fixierung auf Punktwerte in Leistungstests führt zu einer Verarmung der Qualitätsdiskussion.

Zum vollständigen Wortlaut.