3. Juli 2016
Gegen „Kirche der Freiheit“ wurden im Wesentlichen drei Einwände vorgebracht. Die
bis heute gängigste Kritik lautete im Kern, Wolfgang Huber wolle mit seiner Reform in
der Kirche nachmachen, was Gerhard Schröder ihm mit der Hartz-IV-Reform im Staat
vorgemacht habe. .. der EKD Ratsvorsitzende wolle die Methoden von McKinsey auf die Kirche übertragen….
Heute, zehn Jahre nach der Veröffentlichung von „Kirche der Freiheit“, kann man
feststellen, dass die angestrebte Kirchenreform nur zu einem kleinen Teil in die Tat
umgesetzt worden ist…. So haben sich die Rahmenbedingungen kirchlichen Handelns ganz anders entwickelt, als es die Autoren des Reformpapiers erwartet hatten…
Besonders deutlich zeigte die Untersuchung, dass gerade die Gemeindepfarrer für die
Bindung der Mitglieder an die Kirche einen weit höheren Stellenwert haben, als ihnen
von den Kirchenleitungen lange zugestanden wurde. Die Ergebnisse legen nahe, dass
die Kirchenleitungen sich bei einem neuen Reformanlauf stärker darum bemühen
sollten, die Pfarrerschaft für ihr Vorhaben zu gewinnen und auch selbst mehr
Bereitschaft zeigen müssten, ihre eigene Arbeit zu hinterfragen…
Das jahrzehntelange Aufblähen der kirchlichen Apparate blieb in der Gesamtschau des
Papiers „Kirche der Freiheit“ jedoch merkwürdig unterbelichtet. An den Beharrungskräften
dieser Strukturen dürfte die von Wolfgang Huber für nötig befundene „zweite
Reformation“ bisher vor allem gescheitert sein. Die fatale Machtkonzentration in den
Verwaltungen und Synoden, in denen die Mitgliederschaft der Kirche nur scheinbarrepräsentiert wird, wurde nicht offensiv genug benannt. …